Die Einen möchten so lange wie möglich feiern, die Anderen so früh wie möglich ihre Ruhe haben: Vor allem im Innenstadtbereich von Würzburg kommt es deswegen öfters zu Konflikten. Bayerische Städte wie Passau, Bamberg und Deggendorf haben die Sperrzeit für Kneipen und Clubs unter anderem deswegen wieder verlängert. Eine Verlängerung der Sperrzeit wäre für die meisten Stadträte und auch für die Stadtverwaltung das letzte Mittel. Deswegen hat das Rathaus Anfang des Jahres entschieden, mit individuellen Maßnahmen für mehr nächtliche Ruhe in der Innenstadt zu sorgen. Voraus ging ein Antrag der CSU-Stadtratsfraktion. Sie wollte einen Bericht, wie sich andere Städte sicherheitstechnisch nach der „Sperrzeitenverlängerung“ entwickelt hätten.
Kritiker sind gegen Sperrzeitverlängerung
Kritiker befürchten, dass Würzburg konkret eine frühere Sperrzeit drohen könnte. An einer Internet-Petition haben sich bereits mehr als 10 400 Menschen beteiligt. Der städtische Umweltreferent Wolfgang Kleiner reagierte dazu in einer Pressemitteilung und widersprach dieser Sorge: "Wir setzen hier auf weichere Maßnahmen zur Verbesserung der Situation." Er möchte weder eine Sperrzeitverlängerung noch ein Alkoholverbot, sondern "mit möglichst minimalen Eingriffen dem Bedürfnis nach Ruhe Rechnung tragen".
Zwischenbericht der Stadt
Deswegen hat sich die Stadtverwaltung in den vergangenen Wochen damit beschäftigt und präsentierte am Mittwochnachmittag im Bau- und Ordnungsausschuss einen Zwischenbericht. So hätten demnach mehrere Gesprächsrunden zwischen Würzburger Gastronomen, der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt, dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband und dem Ordnungsamt der Stadt Würzburg stattgefunden. "Die Themen wurden sehr ernst genommen", meinte Kleiner dazu.
Insbesondere sollte dabei die Initiative „Safer Party“ neu belebt werden: Dabei wird künftig strafrechtlich auffälligen Besuchern in den teilnehmenden Gastronomiebetrieben ein so genanntes überörtliches Hausverbot erteilt. Laut Polizei kam es in den vergangenen Wochen noch nicht zu solch einem Vorgang. Zwar nehmen laut leitendem Polizeidirektor der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt, Klaus Böhm, Meldungen über Ruhestörungen ab, Straftaten beschäftigten die Beamte aber weiterhin. Darunter fallen auch immer wieder Angriffe gegen Polizisten. Und diese Straftaten fänden meist zwischen ein und sechs Uhr nachts statt.
Polizei und Ordnungsdienst aufgestockt
Neben den Streifendiensten der Polizei wurde laut Stadt auch der Kommunale Ordnungsdienst personell aufgestockt, um Ruhestörungen zu vermeiden. Zusätzlich sind die Gastronomen selbst aktiv geworden: Um für mehr Ruhe und Ordnung auf der Straße zu sorgen, werden beispielsweise in der Sanderstraße seit einigen Wochen so genannte Silencer eingesetzt. Dies seien Personen, die Passanten gezielt ansprechen und so für mehr Verständnis und Nachtruhe sorgen sollen. Joachim Schulz (SPD) findet dies zwar gut, äußerte im Ausschuss jedoch Skepsis, wie gut diese Silencer geschult seien. Hierbei brachte er erneut den Antrag der SPD ein, die Stelle eines Nachtbürgermeisters einzurichten.
Stadträtin Anke Stumpf (CSU) zeigte sich erfreut über die Entwicklungen. Sie hatte damals mit ihren Parteikollegen Rainer Schott und Kurt Schubert den Antrag eingereicht. Sie bekomme Rückmeldungen, dass die Lärmbelästigungen seit den Maßnahmen zurück gegangen seien. Dem widerspricht Stadtrat Wolfgang Baumann (ZfW). Ja, es habe Erfolge gegeben, dennoch sei noch einiges zu tun. "Leider hat sich im Bereich der Verunreinigungen wenig geändert", meinte er und begründete das mit Beschwerdebriefen, die er bekam.
Trotz der Verbesserungen plädierte Stadtrat Heinz Braun (ÖDP) dafür, eine Sperrzeitverlängerung als Option nicht außer Acht zu lassen. Abschließend sagte Umweltreferent Kleiner zu der Diskussion: "Wir sind auf dem richtigen Weg, aber noch nicht am Ziel."
Runder Tisch mit Bürgern
Deswegen gebe es bereits einen „Runden Tisch“, an dem ein Vertreter des Ordnungsamtes und ein Vertreter der Polizei teilnehmen. Hier können Bürger sowie Gaststättenbetreiber zusammenkommen, um konkrete Problemfälle zeitnah anzusprechen. Ein abschließender Bericht mit Erfahrungen der Polizei wird Ende des Jahres erwartet.
Das städtische Ordnungsamt koordiniert den Runden Tisch und ist für Anregungen und bei Beschwerden unter Tel. (0931) 37 2363 erreichbar.