Wie in vielen Städten wird auch in Würzburg der Wohnraum knapp – gerade für Familien. Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, sind Baugemeinschaften. Doch was steckt hinter dem Konzept? Und hat es in Würzburg Zukunft? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Was sind Baugemeinschaften?
Bei einer Baugemeinschaft schließen sich mehrere private Bauherrinnen und -herren – also beispielsweise interessierte Familien – zusammen. Ihr Ziel ist es, gemeinsam etwas zu bauen. Im Falle der Familien geht es dabei in der Regel um Mehrfamilienhäuser, in denen sie später selbst wohnen.
Bei einer Baugemeinschaft gibt es entsprechend mehrere Bauherrinnen und -herren. Sie entscheiden gemeinsam, teilen sich die Kosten und die Risiken des Bauvorhabens. Dafür organisieren sich die Familien in einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR).
Hat eine Baugemeinschaft den Zuschlag für ein Grundstück bekommen, kann sie mit ihrem Projekt beginnen. Ist das Gebäude fertiggestellt, ziehen meistens die Bauherrinnen und -herren selbst dort ein. Sie bilden weiterhin eine Gemeinschaft und sind an einem Miteinander interessiert. Aus der GbR wird nach dem Bau oft eine Wohnungseigentümergemeinschaft oder eine Genossenschaft.
Seit wann vergibt die Stadt Würzburg Grundstücke an Baugemeinschaften?
Das erste Grundstück hat die Stadt Würzburg im Jahr 2016 für Baugemeinschaften ausgeschrieben. Die Familien, die den Zuschlag damals bekamen, wohnen seit 2020 am Hubland in zwei sich gegenüberstehenden Holzhäusern mit jeweils acht Wohnungen. Ein Gemeinschaftsareal mit Sandkasten und Beeten verbindet die Häuser. Es gibt eine große Tiefgarage für alle und einen Gemeinschaftsraum.
Mittlerweile hat die Stadt Würzburg am Hubland fünf Grundstücke an Baugemeinschaften vergeben. Wer den Zuschlag für ein Grundstück erhält, entscheidet der Stadtrat anhand bestimmter Vergabekriterien. Da das Hubland ein vielfältiger Stadtteil werden solle, sei es wichtig, moderne Wohnformen zu unterstützen und Familien den Zugang zu preiswertem Wohnraum zu ermöglichen, sagt Pressesprecher Christian Weiß.
Wie werde ich Teil einer Baugemeinschaft?
Hubert Weiss gehört zur ersten Baugemeinschaft, die am Hubland gebaut hat. Er selbst kannte das Konzept einer Baugemeinschaft bereits und als Immobilienmakler hatte er den Wohnungs- und Grundstücksmarkt in Würzburg im Blick. Die Mitstreitenden fand er über Gespräche mit Freunden und Bekannten sowie über eigens geschaltete Anzeigen.
Interessierten rät Weiss, entweder selbst die Augen nach einem mindestens 1 000 Quadratmeter großen Grundstück offenzuhalten und dadurch Initiator oder Initiatorin einer Baugemeinschaft zu werden. Oder nach Anzeigen von bereits existierenden Baugemeinschaften zu schauen, die noch Mitstreitende suchen.
Sind Baugemeinschaften eine Idee für die Zukunft in Würzburg?
Immobilienmakler Weiss ist überzeugt von dem Konzept der Baugemeinschaften. Er selbst habe nur positive Erfahrungen damit gemacht, auch wenn nicht immer alles reibungslos verlaufen sei. "Es ist eine tolle Sache für Familien und der Bedarf ist da", sagt er. Man müsse allerdings bereit sein, viel Zeit in Abstimmungsprozesse zu investieren und Kompromisse einzugehen.
Zudem könne damit – im Gegensatz zu Einfamilienhäusern – mehr Wohnraum auf kleinerer Fläche geschaffen werden. "Baugemeinschaften sind für mich kein Flächenfraß", fügt Weiss an. Der Immobilienmakler hofft, dass die Stadt noch mehr Grundstücke für Baugemeinschaften ausschreibt. Doch ob und wann dies der Fall ist, ist laut Pressesprecher Christian Weiß zurzeit noch unklar.