
Als ob ein großer Waldschrat durch den Wald gelaufen und fast alles zermalmt hätte, wirkt es im Sommerhäuser Waldstück Hunsrück. Die sonnig-heiße Lage und der Sandboden lassen die Kiefern, die dort seit rund eineinhalb Jahrhunderten wachsen, eine nach der anderen dahinsterben. Haselsträucher und die Spätblühende Traubenkirsche haben sich in den Lichtungen breit gemacht. Wald ist das schon nicht mehr, sagt Revierförster Wolfgang Schölch und plant den Gegenangriff. Insgesamt 100 Hektar Sommerhäuser Wald versucht Schölch, so "zu verteidigen", wie er es nennt. Bis auf einzelne gesunde Laubbäume hat Förster Schölch kürzlich 0,8 Hektar Versuchsfläche weitgehend beräumen lassen.
Sandiger Boden und zu wenig Regen sind Kern des Problems
Es sei ein völlig neuer Ansatz, den der Förster dem Marktgemeinderat unterbreitete, nachdem der ursprüngliche Plan, den Wald klimaangepasst zu verändern, nicht aufgegangen war. Dazu sollten neue, klimaresiliente Baumarten etabliert werden. Doch damit die Waldverjüngung klappt und die Setzlinge überleben, müsste es in zwei Jahren in Folge genügend regnen. Und die hat es seit fünf Jahren nicht gegeben. Auf 50 Prozent schätzt der erfahrene Förster die Überlebensrate der Setzlinge aus der letzten großen Pflanzaktionen mit Schülern vor zwei Jahren. "Nicht ganz schlecht", nennt Schölch das Ergebnis. Allerdings konnten die Kulturen nur gerettet werden, weil der Bauhof und Freiwillige regelmäßig mit Gießkannen angerückt waren.

Das Grundproblem steckt im reinen Sandboden, der das rare Wasser viel zu schnell versickern lässt. Stellenweise sei der Sandboden sogar mehrere Meter mächtig, erklärt Wolfgang Schölch. Und hier hat der Revierförster seinen neuen Ansatz gefunden: Er will die Startbedingungen für die Jungpflanzen verbessern. Ein Gemisch aus Lößlehm und Sand im Pflanzloch soll für Wasserhaltefähigkeit sorgen, bis die Wurzeln ausreichend rief gewachsen sind, um den Baum zu versorgen.
Der Versuch wird vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) und von der Arbeitsgruppe Physische Geographie und Bodenkunde der Universität Würzburg unter Professorin Birgit Terhorst begleitet, wo gerade Versuche zum richtigen Mischungsverhältnis für das Substrat laufen. Der Lößlehm fällt während der Rübenkampagne in großen Mengen in der Ochsenfurter Zuckerfabrik an.
Gemisch aus Zuckerrübenerde und Sand soll die Rettung bringen
Zwei Versuchsgebiete sind definiert: Am "Schafweg", im südöstlichen Hunsrück, sollen Setzlinge händisch mit Spaten gepflanzt werden, mit dem Zuckerrübenerde-Gemisch. Die Erdhaufen liegen schon an den Rückegassen bereit. Wenn dann 1000 der ein- bis zweijährigen Bäumchen pro Hektar statt der forstwirtschaftlich üblichen 5000 Setzlinge zur Aufpflanzung ausreichen, würde er das schon als großen Erfolg sehen, so Schölch.
Atlas- und Libanonzeder sowie Roteiche, Winterlinde, Walnuss und Elsbeere sollen hier möglichst bald wieder Schatten auf den Boden bringen, auf diese Weise für das Waldklime verbessern und der Verbuschung Einhalt gebieten. Auch Tröpfchenbewässerung soll im Vergleich versucht werden. "Ob es funktioniert? Das ist die große Unbekannte", bekennt Schölch.

Im zweiten Versuchsfeld am Tierpark habe er auch aus Verkehrssicherungsgründen Fichten entnehmen müssen. Damit es keine "Dauerbaustelle" wird, seien sie alle entnommen worden. In den Auflichtungen durch die abgestorbenen Kiefern hatten die Brombeeren bereits großflächig gewuchert. Den Waldstreifen zwischen der Winterleite und dem Ausweichparkplatz für den Tierpark will er mit 1,20 bis 1,50 Meter großen Heistern im aufgebessertem Pflanzloch bestücken. 500 Traubeneichen, Winterlinden, Elsbeeren und Flatterulmen sollen mit einem Kleinbagger in etwas größere Pflanzlöcher gesetzt werden.
Was den Holzeinschlag anbetrifft, werde Schölch seine Strategie aus der jüngsten Erfahrung heraus ändern. Bevor auch sie verdorren, sollen die guten, um die 150 Jahre alten Kiefern nun doch vermarktet werden. Alles in allem wird der vorgestellte Forstbetriebsplan für 2025 ein Minus von 2000 Euro aufweisen. Allein die Anbauversuche sind mit fast 31.000 Euro veranschlagt. "In zwei bis drei Jahren wissen wir mehr. Es wäre eine schöne Geschichte, wenn es klappen würde", sagt Wolfgang Schölch.
Aber ....
Wir sollten uns auch von den schnell wachsenden Hölzern verabschieden und auch im Wald in kleinen Schritten etwas mehr Globalisierung zulassen.
Ich bin kein Botaniker oder Förster, aber nach aller Logik sollten die italienische Stein oder Schirm-Kiefer in Sandböden dem Klima mehr trotzen. Jedoch wachsen diese halt langsamer und die Holzwirtschaft wird sich nicht ganz so über Neuerungen freuen.
Ich denke aber eine Versuch wäre es wert.