
Dürres Laub, vertrocknete Äste – der heiße, trockene Sommer hat in den Wäldern des Landkreises sichtbare Spuren hinterlassen. Wie groß die Schäden tatsächlich sind, wird erst in den nächsten Jahren erkennbar werden. Für Forstfachleute ein Grund mehr, den Aufbau klimatoleranter Waldbestände weiter voranzutreiben.
Ein Blick von Weitem reicht, um zu erkennen, dass etwas nicht stimmt im Ochsenfurter Forst. Einzelne braune Baumkronen heben sich deutlich vom Grün der Umgebung ab. Es sind die Bäume, die am meisten unter der Sommerhitze gelitten haben. Das ganze Ausmaß der Schäden wird aber erst bei genauerem Hinsehen deutlich.
Revierförster Andreas Langguth zeigt einen jungen Ahorn, dessen Blätter sich vom Rand her braun gefärbt und eingerollt haben. Typisches Zeichen für einen Hitzeschaden. An manchen jungen Buchen ist das Laub vollständig dürr. Selbst die Knospen an den Enden der Zweige sind vertrocknet. Sie werden auch im kommenden Jahr nicht mehr austreiben. Mit ihnen stirbt der Ast und vermutlich der ganze Baum.
Es sind diese jungen Bäume, in die der Förster große Hoffnungen gesetzt hat. Sie spenden den älteren Exemplaren Schatten und bremsen die Verdunstung. Sie sorgen für ein kühles Mikroklima, das Schädlingen wie dem Borkenkäfer oder dem Eichenprachtkäfer den Appetit verdirbt. Und sie tragen dazu bei, dass die großen Eichen und Buchen gerade und astfreie Stämme ausbilden können, die später bei der Holzauktion Spitzenpreise erzielen.
Es ist der Umbau vom Mittelwald, wie er früher hauptsächlich zur Brennholzgewinnung genutzt wurde, hin zum Hochwald, in dem man wirtschaftliche und ökologische Interessen in Einklang bringen will. Seit Jahren müht sich der Förster um einen flächendeckenden Aufbau eines solchen schützenden Schirms aus jungen und niederwüchsigen Gehölzen. Junge Bäume wurden gepflanzt, Zäune gebaut, um den natürlichen Aufwuchs vor Wildverbiss zu schützen. Auch die Jäger unterstützen diese Bemühungen und bejagen solche Flächen besonders intensiv.
Trockenheit und Hitze haben Lücken in diesen Schutzschirm gerissen. Aber auch die großen, bereits tief verwurzelten Bäume haben gelitten. In der heißesten Phase des Sommers haben sie ihr Wachstum eingestellt und aufgehört die Reservestoffe einzulagern, die sie für den Austrieb im nächsten Frühjahr benötigen. Sie sind geschwächt, und das für lange Zeit.
Die Gefahr ist deshalb groß, das sich Schädlinge ausbreiten. In der Verbindung von fehlender Beschattung und gestressten Altbeständen finden sie dafür die besten Voraussetzungen, sagt Revierförster Andreas Langguth.
Das war auch nach dem Hitzesommer 2003 so, als sich der Eichenprozessionsspinner so stark ausgebreitet hatte, dass er im Raum Ochsenfurt mit Spritzmittel bekämpft werden musste.
In einzelnen Nadelholzbeständen, etwa bei Giebelstadt, hat der Borkenkäfer schon heuer vom heißen Klima profitiert, sagt Langguth. Der Harzdruck, der den Käfern Einhalt gebietet, war infolge der Trockenheit versiegt. Zwischen Sommerhausen und Kleinochsenfurt haben die Kiefern, die auf leichten Sandböden stehen, Schaden genommen. Als nordische Art vertragen sie zwar Trockenheit, aber keine anhaltende Hitze. Durch seinen hohen Feinlehmanteil kann der Boden im Ochsenfurter Forst das Wasser länger speichern, irgendwann war aber auch diese Reserve verbraucht.
Im übrigen Landkreis sieht es zum Glück besser aus als an der Südspitze des Maindreiecks, sagt Elfi Raunecker, die Leiterin der Forstabteilung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Würzburg. Die Eichen haben den Trockensommer vergleichsweise gut überstanden. Die Buchen haben vor allem an den Waldrändern Schaden genommen, wo der Wind sie zusätzlich austrocknet – oder an den Schneisen der Autobahnen.
Entlang der Autobahn A 3 hat Elfi Raunecker ein weiteres Phänomen beobachtet: Weil im Zuge von Ausbaumaßnahmen Rückhaltebecken gebaut werden, fließt das Regenwasser nicht mehr ungehindert von der Straße in die angrenzenden Wälder. Das habe die Trockenheit zusätzlich verstärkt.
Mehr als 100 Jahre vergehen, bis aus einem Setzling ein großer, erntereifer Baum herangewachsen ist. Längst ziehen Forstleute deshalb die fortschreitende Klimaerwärmung ins Kalkül und suchen nach Baumarten, die den veränderten Bedingungen am besten angepasst sind. Eichen sind gegenüber der Buche im Vorteil. Sorbus-Arten wie Speierling, Elsbeere und Mehlbeere werden gezielt gefördert.
Auch in Walnuss, Kirsche und sogar in die Esskastanie setzt Raunecker Hoffnung. In einigen Gemeindewäldern im Nordosten des Landkreises wurden Setzlinge gepflanzt. Bevor aus ihnen stabile Bestände werden und schmackhafte Maroni reifen, müssen die jungen Bäume aber noch viele Jahre intensiv gepflegt werden, damit sie die Buchen nicht erdrücken. „Da müssen die Waldbesitzer mitmachen, weil solche Bestände lange Zeit nur Geld kosten und nichts abwerfen“, so Elfi Raunecker.
Andreas Langguth gibt der Baumhasel gute Chancen in den hiesigen Wäldern. Die in der Türkei beheimatete Art verträgt Hitze und Trockenheit und liefert ein schnell wachsendes, gut verwertbares Holz. In Anbauversuchen wird derzeit erforscht, ob die Baumhasel auch mit den übrigen Bedingungen hierzulande gut zurecht kommt.
„Wir versuchen in alle Richtungen zu denken, um uns abzusichern“, sagt Andreas Langguth. Die Vielfalt der Baumarten ist entscheidend dafür, dass der Wald den veränderten Umweltbedingungen standhalten kann.
Grundwasser gesunken
Auch nach Ende der Hitzeperiode macht den Wäldern der gesunkene Grundwasserspiegel zu schaffen. In Zeubelried unweit dem Ochsenfurter Forst unterhält das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg seit 2004 eine Messstelle. Dort beträgt der Grundwasserstand aktuell 177,49 Meter über NN. Das ist rund ein Meter weniger als der über den Beobachtungszeitraum hinweg ermittelte Durchschnitt (178,41 Meter ü. NN), so Behördenleiter Herbert Walter.
Ähnlich niedrige Grundwasserspiegel wurden aber bereits in den Jahren 2004, 2011 und 2012 gemessen. Generell werden die niedrigsten Grundwasserstände im Spätherbst erreicht. Die Neubildung des Grundwassers setzt in den Wintermonaten ein und führt zu einer Erholung der Stände. meg

