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Würzburg
Wie die Würzburger Zwiebelkirchweih attraktiver werden soll
Zuletzt beteiligten sich immer weniger Gastronomen an der Traditionsveranstaltung, die auch mit Besucherschwund zu kämpfen hat. Ein Stadtratsbeschluss soll das ändern.
Die traditionelle Würzburger Zwiebelkirchweih in der Semmelstraße verliert Gastronomen und Besucher. Ein Gebührenverzicht der Stadt soll diese Entwicklung stoppen. 
Foto: Schwarzott | Die traditionelle Würzburger Zwiebelkirchweih in der Semmelstraße verliert Gastronomen und Besucher. Ein Gebührenverzicht der Stadt soll diese Entwicklung stoppen. 
Holger Welsch
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:50 Uhr

Es ist zwar nur ein Ein-paar-Stunden-Fest, hat aber eine lange lange Tradition: Die Zwiebelkirchweih in der Semmelstraße, in der alljährlich am 24. August die Kreuzbergwallfahrer  nach ihrem über 170 Kilometer langen Fußmarsch gegen 14 Uhr empfangen werden – traditionell mit kleinen Blumensträußen und Zwiebelkuchen an mehreren Stellen. Zur Bewirtung stellen Gastronomen und Geschäfte Tische und Bänke auf. Doch dieses Angebot ist vor allem im vergangenen Jahr geschrumpft, der Zulauf deutlich geringer geworden.        

Das soll sich wieder ändern. Die Stadträte entscheiden an diesem Donnerstag über den Vorschlag des Rathauses, teilnehmenden Betrieben, Gastronomen und sonstigen Anliegern der Semmelstraße, die Standgebühren für die Außenbestuhlung, die bislang 2,10 Euro pro Quadratmeter betrugen, zu erlassen und gleichzeitig die Ausschankgebühr für alkoholische Getränke von bislang 86 auf 43 Euro zu halbieren. Denn die Bewirtung sei "eher ein Teil der Wallfahrt" und finde "nicht primär statt, um professionell Geld zu verdienen", heißt es in der Beschlussvorlage.              

Die Sondernutzungsgebühr soll wegfallen

Diese geht auf einen Antrag mehrerer CSU-Stadträte, federführend Sabine Wolfinger, zurück. Sie möchte, dass die Stadt den Gastronomen entgegenkommt, die zum Teil auch wegen der Sondernutzungsgebühr auf das Aufstellen von Tischen und Bänken zuletzt verzichteten. Die traditionelle Bewirtung trage schließlich "wesentlich zum besonderen Wohlfühlambiente der Zwiebelkirchweih" bei.          

Gastronomen wie Andreas Rausch, seit elf Jahren Wirt vom Semmelbrösel, hatten im vergangenen Jahr beklagt, dass sich der Aufwand nicht mehr rechne und keine zusätzlichen Außenplätze beantragt. Dieses Jahr will Rausch wieder mitmachen, begrüßt auch einen Erlass beziehungsweise eine Reduzierung der Gebühren, ist aber dennoch skeptisch: "Das wird nicht der große Renner werden." Der Besuch der Zwiebelkirchweih habe zuletzt aber generell nachgelassen. Das führten die Wirte im vergangenen Jahr nicht zuletzt darauf zurück, dass just am gleichen Tag die Weinparade am  Marktplatz eröffnet wurde.         

Mit dieser konkurriert die Zwiebelkirchweih auch in diesem Jahr, sie beginnt zwei Tage zuvor. In diesem Punkt ist zumindest in den kommenden drei Jahren Besserung in Sicht. Laut Beschlussvorlage der Stadt wird die Weinparade von 2020 bis einschließlich 2022 erst nach der Zwiebelkirchweih stattfinden.            

Ein großer Aufwand für wenige Stunden

Auch Ralf Rösner von der gleichnamigen Bäckerei hat im vergangenen Jahr auf das Aufstellen von zusätzlichen Tischen und Bänken verzichtet. "Wegen der paar Stunden ist das ein zu großer Aufwand", erklärt Rösner im Gespräch mit der Redaktion. Früher seien die Leute auch länger, also bis in den späten Abend, sitzengeblieben und vor allem seien es viel mehr gewesen. "Vor sieben, acht Jahren noch, da war doch kein Durchkommen mehr."             

Der Besucherschwund liegt nach seiner Einschätzung nicht allein an der Konkurrenz mit der Weinparade, sondern auch daran, dass die Feste immer mehr geworden sind. Und der Samstag, an dem die Wallfahrer in diesem Jahr zurückkommen, sei auch nicht ideal. Da hätten die Leute auch viele andere Freizeit-Alternativen. Eigentlich wollte Rösner auch in diesem Jahr wieder auf zusätzliche Tische verzichten und nur den Laden mit seinem Zwiebelkuchenverkauf öffnen. Doch wenn die Sondernutzungsgebühr wegfallen sollte, will er "vielleicht doch ein paar Garnituren" aufstellen.     

Anneliese (links vorne) und ihre Mutter Wilhelmine Schwarzmann (Dritte von links) von der 'Stadt Mainz' versorgten jahrzehntelang die Kirchweihbesucher, wie hier im Jahr 1967, mit selbstgebackenem Zwiebelkuchen.
Foto: Stadt Mainz | Anneliese (links vorne) und ihre Mutter Wilhelmine Schwarzmann (Dritte von links) von der "Stadt Mainz" versorgten jahrzehntelang die Kirchweihbesucher, wie hier im Jahr 1967, mit selbstgebackenem Zwiebelkuchen.

Dass das auch andere tun, davon ist CSU-Stadträtin Wolfinger überzeugt – ebenso, dass "ihr"  Antrag zum Erlass der Gebühren die Mehrheit im Stadtrat findet. "Ich kenne keinen, der diese Brauchtumspflege nicht will." Sie selbst macht mit ihrem CSU-Ortsverband Stadtmitte 1 beim Fest wieder mit – in Zusammenarbeit mit den neuen Betreibern des Hotels "Stadt Mainz". Das sind Sven Warmuth und Carsten Rieder. "Wir wollen auf jeden Fall dabei sein", sagt Rieder.

Auch damit bleibt eine Tradition gewahrt: Denn jahrzehntelang versorgten die "Stadt Mainz-Betreiber und -Besitzer, Anneliese und Margarete Schwarzmann mit ihrer Mutter Wilhelmine, die Wallfahrer und Kirchweihbesucher mit selbstgebackenem Zwiebelkuchen.              

 
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