
Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat am 1. Juli ihre Impfempfehlung aktualisiert: So sollen Menschen, die als erste Impfung gegen Corona Astrazeneca erhalten haben, künftig, unabhängig vom Alter, als zweite Dosis einen mRNA-Impfstoff wie Biontech oder Moderna erhalten. Hintergrund ist laut Stiko, dass die Immunantwort nach dem Impfen von zwei verschiedenen Präparaten - erst Vektor-, dann mRNA-Impfstoff – besser als die Immunantwort nach zwei Dosen Astrazeneca sei. Was bedeutet dies für die Impfzentren und Arztpraxen in der Region?
Für Dr. Christian Pfeiffer, Allgemeinarzt und unterfränkischer Vorsitzender des bayerischen Hausärzteverbandes, kam die Empfehlung der Stiko überraschend. "Auch als Ärzteschaft haben wir erst durch die Medien erfahren, dass es ab dem nächsten Tag eine Änderung geben soll", sagt er. "Eine gewisse Vorlaufzeit wäre schön gewesen." In den Tagen nach der Meldung habe es viele Anrufe von Patienten gegeben, "80 Prozent unseres Telefonaufkommens dreht sich aktuell ums Impfen."
Die aktuelle Empfehlung der Stiko werde in der Praxis in Giebelstadt bereits umgesetzt, so Pfeiffer. Dafür muss einiges an Aufwand betrieben werden: "Wir stellen innerhalb der kommenden drei Wochen nach und nach Termine für eine Zweitimpfung zur Onlinebuchung zur Verfügung", heißt es auf der Webseite der Giebelstädter Praxis. Und: "Wir werden in den nächsten Tagen alle vereinbarten Termine für eine zweite Impfung mit Astrazeneca stornieren."
Ein Großteil seiner Patienten hätte im Vorfeld bereits das Onlineportal zur Buchung eines Impftermins genutzt, erklärt Pfeiffer. Alle anderen müssten aber angerufen werden, um mit ihnen einen neuen Termin zu vereinbaren: "Dabei handelt es sich immer noch um ein paar Dutzend Patienten – und: Sie erreichen die Leute tagsüber nicht", so Pfeiffer. Viele andere Praxen hätten darüberhinaus kein Online-Buchungssystem und müssten alle Impftermine einzeln am Telefon absagen.
Der Hausarzt sieht zwei Probleme in der Empfehlung der Stiko: "Zum einen müssen wir genug mRNA-Impfstoff für die Zweitimpfungen bekommen, zum anderen genug Zeit dafür in der Praxis haben." Schließlich müssten die Zeiten der zu impfenden Patienten nun viel mehr komprimiert werden als bisher: Ein mRNA-Impfstoff wie Biontech halte, einmal geöffnet, nur sechs Stunden, Astrazeneca dagegen 48 Stunden, erklärt Pfeiffer.
Dazu kommt, dass die mit Astrazeneca Erstgeimpften nun schon vier Wochen nach ihrer ersten Impfung zur zweiten Spritze mit mRNA-Impfstoff kommen können – der Abstand zwischen zwei Astrazeneca-Impfungen dagegen beträgt bis zu zwölf Wochen. "Dass viele bald Urlaub haben, verstärkt den Andrang auf eine schnelle zweite Impfung natürlich", so Pfeiffer.
Impftermine müssen zum Teil auf gut Glück vergeben werden
Er hat die Erfahrung gemacht, dass seit etwa 14 Tagen Erstimpfungen nur noch sehr wenig nachgefragt würden – alle, die geimpft werden wollten, hätten ihre Erstimpfung inzwischen erhalten, so Pfeiffers Einschätzung. "Die Zeitfenster, die dadurch frei werden, nutzen wir jetzt für die Zweitimpfungen."
Schwierig sei allerdings, dass der Impfstoff wöchentlich neu an die Arztpraxen verteilt werde, so dass man nie genau wisse, wieviel man von welchem Impfstoff bekomme. Er gebe bis Montagnachmittag seine Bestellung der Impfdosen ab – am Donnerstag käme dann die Nachricht, was genau man erhalte. "Termine müssen daher zum Teil auf gut Glück vergeben werden", so Pfeiffer.
Laut Nachrichtenagentur dpa erhoffen sich Bund und Länder durch die neue Empfehlung kombinierter Corona-Impfungen einen weiteren Schub für die Impfkampagne – auch, was Zweitimpfungen angeht, die von einigen Erstgeimpften nicht mehr wahrgenommen werden. Im Bezug auf seine Praxis berichtet Pfeiffer von einer "kleinen Quote" an "Impfschwänzern": "Die älteren Patienten waren diesbezüglich zuverlässiger – ihnen hat die Impfung unter den Nägeln gebrannt", so seine Beobachtung. Jüngere Patienten, die an anderer Stelle eine frühere Impfgelegenheit bekämen, würden manchmal vergessen, ihren Termin in seiner Praxis abzusagen. Dennoch sei es gelungen, bisher "weitestgehend ohne Verwurf an Impfstoff" zu arbeiten.
Auch in den Impfzentren der Region wird die Empfehlung der Stiko bereits umgesetzt: "Die Impfstoffplanung ist eine besonders große Herausforderung, da nun nicht mehr abzuschätzen ist, wie hoch die 'Wechslerquote' ist", sagt Michael Dröse, Verwaltungsleiter der Impfzentren von Stadt und Landkreis Würzburg. Derzeit gebe es in den Impfzentren auf der Würzburger Talavera und dem Flugplatz Giebelstadt genügend mRNA-Impfstoff für alle Erst-Astrazeneca-Geimpften. "Sollte es knapp werden, sind die Erstimpftermine zu reduzieren", so Dröse. Einen Überschuss an Astrazeneca-Impfstoff gebe es in den Impfzentren durch die Empfehlung der Stiko aktuell nicht, so Dröse. Der vorhandene Impfstoff werde noch für Erstimpfungen verwendet.
Anders als in Pfeiffers Praxis verringert sich das Intervall zwischen Erst- und Zweitimpfung in den Impfzentren nicht, der Zweitimpftermin wird laut Dröse nicht verschoben. "Impfschwänzer" bei der Zweitimpfung gebe es nur wenige: "In der gesamten Laufzeit der Impfzentren sind lediglich 200 nicht in Anspruch genommene Termine dokumentiert – darunter fallen auch diejenigen, die einen Krankenhausaufenthalt hatten, verstorben oder verzogen sind", sagt Dröse.
Ihr Kommentar macht überdeutlich warum sich viele Impfen lassen wollen. Hauptsache wieder Urlaub ohne lästige Tests etc. an die eigene Gesundheit denkt da keiner und spielt wohl bei vielen auch keine Rolle. Über solche Aussagen kann man nur den Kopf schütteln, mir persönlich ist dies nämlich völlig egal ob ich jetzt oder später damit wieder reisen kann öder könnte, mir ist meine Gesundheit wichtiger als jetzt daran zu denken ob ich mit so einen Mix Reisen kann.
Dinge sind nunmal nicht immer in unendlicher Menge sofort verfügbar.
Wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie gerne mal den Handwerker Ihres vertrauens.
Zudem ist die Wirksammkeit bei J&J geringer als bei den anderen Impfstoffen nach 2 Impfdosen.
Ob und wie stark man dies in seiner Impfentscheidung berücksichtigt, muss natürlich wieder jeder für sich selbst entscheiden.
So negativ sehe ich es nicht.
Möglich, dass die Erkrankungen nochmal ansteigen. Aber die schweren Verläufe sind bei den Geimpften signifikant gebremst (natürlich nicht bei Null).
Schaun mer mal.