Mittwoch und Freitag Nachmittag hält sich Dr. Christian Pfeiffer ausschließlich für Corona-Impfungen frei. 150 bis 200 Impfungen schaffen drei Ärzte in seiner Giebelstadter Praxis an einem solchen Nachmittag. "Wenn der Impfstoff mal in der gewünschten Menge zur Verfügung steht, nehmen wir den Donnerstag auch noch hinzu", sagt Pfeiffer. Inzwischen impfen die niedergelassenen Ärzte mehr als die Impfzentren. Dahinter steht aber ein enormer logistischer Aufwand, nicht nur für die Ärzte, sondern auch für die Apotheker, die den Impfstoff liefern. Und noch immer schwingt die Unsicherheit mit, ob denn auch in der nächsten Woche ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht.
Wie werden Arztpraxen mit Impfstoff versorgt?
Tobias Bayer, Apotheker aus Giebelstadt, der unter anderem die Röntgen-Apotheke in Würzburg betreibt, schildert das Procedere: Bis Dienstag um 12 Uhr müssen die Ärzte ihre Bestellung aufgegeben haben. Sie orientieren sich dabei an einer Mitteilung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), wie viel Impfstoff in der kommenden Woche pro Arzt zur Verfügung steht. Bis 15 Uhr muss Tobias Bayer seine Bestellung beim Großhändler aufgegeben haben. In der Regel erst am Donnerstag erfährt er, wie viele Dosen tatsächlich geliefert werden können, und informiert die Ärzte. Meistens ist es weniger, als sie bestellt haben.
"Dann geht bei uns das große Telefonieren los", sagt Christian Pfeiffer. Eine Mitarbeiterin ruft Patienten an, vergibt Termine. Bis vor kurzem musste sie sich dabei an die in der Impfverordnung festgelegten Prioritäten halten. Doch auch nach Aufhebung der Priorisierung werde nicht wahllos geimpft, betont Christian Pfeiffer. "Natürlich priorisieren wir weiterhin", sagt er. Nur geschehe das eben nicht mehr nach den starren Vorgaben der Verordnung, sondern nach Einschätzung des Arztes, der meist auch die weiteren Lebensumstände seiner Patienten kenne. "Die höher Gefährdeten werden immer bevorzugt", so Pfeiffer.
Was bedeutet die Aufhebung der Priorisierung?
Die Aufhebung der Priorisierung brachte für die Ärzte Vor-, aber auch Nachteile mit sich. "Das war schlecht kommuniziert worden, weil der Eindruck entstanden ist, jeder bekommt jetzt sofort einen Impftermin", sagt Christian Pfeiffer. Auch Apotheker Tobias Bayer meint: "Der Eindruck in der Bevölkerung ist leider ein anderer als im Praxis-Alltag."
Nach dem Impfstart in den Praxen Anfang April stehen seit zwei Wochen auch Zweitimpfungen an. Die Arbeit am Telefon habe sich seitdem etwas beruhigt, so Pfeiffer, weil die Termine dafür bereits feststehen. Das hat aber auch zur Folge, dass weniger Impfstoff für die Erstimpfung zur Verfügung steht.
Wie viel Impfstoff bekommt jede Praxis?
Die KBV davon aus, dass den Arztpraxen in der Woche ab dem 31. Mai bundesweit 3,2 Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen. Für die Erstimpfung liegt die Obergrenze für Bestellungen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer bei 24 Dosen pro Arzt, für Astrazeneca bei 20 Dosen. Bei mehreren Ärzten in einer Praxis steigt die Obergrenze entsprechend. Mit dieser Begrenzung will die KBV sicherstellen, dass genügend Serum für die Zweitimpfung übrig bleibt. Ab der zweiten Junihälfte soll dann insgesamt deutlich mehr Impfstoff geliefert werden. "Ich bin zuversichtlich", sagt Christian Pfeiffer, "aber ich glaub's erst, wenn er bei mir im Kühlschrank steht."
Laut KBV stehen in der kommenden Woche pro Arzt auch 25 Dosen des Impfstoffs von Johnson & Johnson bereit, der nur einmal verabreicht werden muss. Pfeiffer will sich weiterhin auf die Präparate von Biontech und Astrazeneca konzentrieren. Ein weiterer Impfstoff würde den organisatorischen Aufwand erheblich erhöhen, sagt der Mediziner.
Gibt es weiterhin Bedenken gegen Astrazeneca?
Als Bezirksvorsitzender des Hausärzteverbands steht Christian Pfeiffer mit vielen seiner Kollegen in Kontakt. "Inzwischen impft nahezu jede Hausarztpraxis in der Region, aber jede organisiert es ein wenig anders", sagt er. Positiv bewertet er, dass die Vorbehalte gegen den Impfstoff von Astazeneca inzwischen schwinden. "Viele Bedenken sind unbegründet", so Pfeiffer, "diese Bedenken raus zu kriegen, fällt den Hausärzten leichter, weil ihnen die Patienten vertrauen." Inzwischen würden sich sogar erstaunlich viele unter 60-Jährige für das Vakzin entscheiden, weil sie dadurch früher geimpft werden können.
Zu einer erneuten Verknappung der Impfstofflieferungen an die Praxen könnte es kommen, wenn ab dem 7. Juni auch Betriebsärzte impfen dürfen. Sie werden ebenfalls aus dem Kontingent der Hausärzte versorgt. Ein Problem sieht Christian Pfeiffer darin nicht. "Wichtig ist, dass geimpft wird, egal von wem."
Ist die Kritik am Impffortschritt in der Region berechtigt?
Dass das Interesse der Betriebe groß ist, weiß Tobias Bayer. "Wir haben schon zahlreiche Anfragen, die Bereitschaft ist hoch und wir werden eine Lösung finden, um auch die Betriebsärzte so gut wie möglich zu versorgen", so der Apotheker. Wie Bayer warnt aber auch Hausarzt Christian Pfeiffer vor erneut vorschnellen Erwartungen. "Auch dort wir es dauern, bis alle an der Reihe sind."
Die Kritik über das Impftempo in den höheren Priorisierungsgruppen, wie sie zuletzt wiederholt aufkam, kann der Mediziner übrigens nicht nachvollziehen. Nachdem inzwischen auch viele Fachärzte am Impfprogramm teilnehmen und es keinen Datenabgleich zwischen Praxen und Impfzentren gibt, gehe er von einer hohen Dunkelziffer von Mehrfachregistrierungen aus. Aussagekräftiger seien die absoluten Impfzahlen, nach denen die Region Würzburg über dem bayerischen Durchschnitt liegt. Nach Mitteilung des Landratsamts haben (Stand Dienstag) 43,3 Prozent der Bewohner von Stadt und Landkreis Würzburg die erste und 18,1 Prozent bereits die zweite Impfung erhalten. Landesweit lagen die Quoten bei 41,0 und 14,1 Prozent. "Wenn wir das Ganze betrachten, dürfen wir nicht klagen", sagt Hausarzt Pfeiffer.
Bisher keine Aktion!
Erstimpfung : 952251 = <60 und 931383 = >60
Zweitimpfung: 181318 0 <60 und 253371 = >60.
Die Priorisierung interessierte die Hausärzte offensichtlich überhaupt nicht.
Die Bevölkerung soll sich an Regeln halten und was wird vorgelebt?
Nachweis:
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Daten/Impfquoten-Tab.html;jsessionid=CEE7E50CA66B38E19EAFA5EBB1C064DD.internet062?nn=2386228
und
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Daten/Impfquotenmonitoring.xlsx?__blob=publicationFile
Mit "schönen" meinte ich, nur keine aussagekräftigen Statistiken erstellen.
Grob gesagt, immer ein Hintertürchen offen halten!
Danke und bleiben sie am Ball!
"impft NAHEZU jede Hausarztpraxis" ... " jede organisiert es ein wenig anders"
Außerdem steht dort "Pfeiffer will sich weiterhin auf die Präparate von Biontech und Astrazeneca konzentrieren".
Zusammengefasst: nicht jeder Hausarzt impft; die Reihenfolge legt der Hausarzt fest, es gibt nicht jeden Impfstoff.
Außerdem gibt es Empfehlungen diverser Ärzte dass AZ bei bestimmen Indikationen nicht verwendet werden soll.
Ergibt dann eine Liste von Personen mit hoher Priorität die keine Chance auf zeitnahe Impfung haben - zumal die Priorisierung in den Impfzentren nächste Woche ausläuft.
Statt die Impfzentren mit genügend Impfstoff für die Risikogruppen auszustatten denken unsere Politiker aber über die zeitnahe Impfung von 12-Jährigen nach.
...kommen Sie mal nicht in die Situation bei z.B. einem Unfall auf die Hilfe der von Ihnen geschmähten Feuerwehrleute angewiesen zu sein
Ohne Impftermin im Impfzentrum (mangels Impfstoff) und in der Warteliste des Hausarztes ganz hinten. Manche Hausärzte impfen nämlich nicht mehr nach Prio sondern nach Anmeldung.
Hausärzte impfen den knappen Biontech Impfstoff im Normalfall nach Priorität, sind aber in ihrer Entscheidung etwas freier als Impfzentren. Wer aber tatsächlich NACHWEISLICH Priorität 2 hat sollte auch da schon drangekommen sein wenn er einen vernünftigen Hausarzt hat.
Gerade bei der Sonderlieferung des Johnson Impfstoffes an das Impfzentrum in SW war zusätzlich in Kommentaren zu bemerken, dass einige Ü60jährige meinten sie werden extra kontaktiert obwohl im dazugehörigen Artikel etwas anderes stand und das auch begründet wurde!