Fünf Tage vor der Eröffnung des Impfzentrums sieht auf dem Flugplatz alles aus wie immer. Außer dem Transporter des Event-Ausstatters "SchenkSpass" aus Eibelstadt, deutet vor dem blauen Hangar 3 nichts darauf hin, was sich im Inneren abspielen könnte. Die Aufschrift "Mission Ready" aus alten Tagen des US-Hangars hätte nicht besser dazu passen können. Die Mission Impfzentrum hat begonnen.
Immer mitten drin: Michael Dröse, Verwaltungsleiter des Impfzentrums und der medizinische Leiter Dr. Christoph Zander. Als Leiter der Kreisentwicklung ist Dröse eigentlich für Themen wie Kultur und Heimatpflege oder Nachhaltigkeit zuständig. Seit November hat er eine zusätzliche Aufgabe: Den Aufbau des Impfzentrums zu organisieren.
Sein medizinischer Konterpart, Dr. Christoph Zander, war eigentlich schon im Ruhestand. Für das Impfzentrum hat der ehemalige Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie der Ochsenfurter Main-Klinik, den Dienst wieder aufgenommen. Er wird die Ärzte in den Impfzentren koordinieren.
Gemeinsam mit Landrat Thomas Eberth, Messebauer Christian Schenk, dem BRK-Kreisverband Würzburg und dem Regionalverband der Johanniter wuppen sie innerhalb weniger Tage den Aufbau.
Fünf Tage vor Start: Aufbauarbeiten laufen auf Hochtouren
Im Eingangsbereich des Hangars führen goldene Ständer mit roten Absperrkordeln, wie man sie sonst nur von Preisverleihungen kennt, in den Hauptraum. Nur der rote Teppich fehlt. Hier wird schon deutlich: Diese Impfung wird etwas Besonderes sein, sie wird Geschichte schreiben.
In der rund 25 000 Quadratmeter großen Halle stehen drei große Festzelte umgeben von vier kleinen Pagoden. Was aussieht wie ein kleines Volksfest, wird die Impfstation für den südlichen Teil des Landkreises.
Fünf Tage vor Start sind die Aufbauarbeiten noch in vollem Gange. Dicke schwarze Kabel liegen am Boden, Bauleuchten schaffen Licht. Strom- und LAN-Kabel müssen noch verlegt, die mobilen Heizungen noch zum Laufen gebracht werden.
In der Mitte steht ein 30 Meter langes weißes Festzelt. Das Herzstück des Impfzentrums. Durch die Festzelt-Plane mit Fenstern blickt man auf rote und weiße Stühle, die links und rechts mit Mindestabstand zueinander vor zwei Flachbild-Fernseher stehen. Hier wird später die Video-Aufklärung stattfinden. Im hinteren Bereich wird geimpft.
Binnen eines Tages standen alle Zelte
Für das Team von SchenkSpass ist das Routine: "Der Aufbau ist für uns Tagesgeschäft. Die Zelte, Beleuchtung, Elektronik und die Veranstaltungstechnik hatten wir auf Lager. Wir haben auch einen Metallbauer dabei, falls wir noch was anpassen müssen. Auf spontane Veränderungen können wir reagieren", sagt Inhaber Christian Schenk. Normalerweise stattet sein Team Firmen-Events oder Musikfestivals aus, wie das Taubertal oder Umsonst & Draussen. An diesem Wochenende wird sein Team durcharbeiten, denn nach dem Wochenende müssen die Zelte samt Inneneinrichtung stehen.
Das Impfzentrum stellt auch den erfahrenen Event-Ausstatter vor neue Herausforderungen: "Wir müssen hier spezielle Sicherheitsanforderungen und Hygiene-Bedingungen berücksichtigen. Die Zelte müssen barrierefrei und alle Flächen und Wände desinfizierbar sein. Deswegen konnten wir unsere Messe-Wände aus Holz gar nicht verwenden. Wir verbauen jetzt nur Trennwände aus Kunststoff und Aluminium", sagt Schenk.
Am Halleneingang bauen die Techniker ein 20 Meter breites Zelt auf. Das wird später mal der Check-In und Wartebereich sein. Mittendrin steht ein weißer Tresen aus Kunststoff. Um diesen herum stehen Landrat Thomas Eberth, Michael Dröse, Christoph Zander und Christian Schenk.
Landrat zeigt sich vom schnellen Aufbau beeindruckt
Der Landrat besichtigt die Aufbauarbeiten zum ersten Mal und ist überrascht: "Mitte November war ich noch skeptisch, ob wir den 15. Dezember einhalten können, aber wenn man sieht wie schnell jetzt alles geht, bin ich davon überzeugt, dass wir pünktlich fertig werden."
Während sie sich unter dem Gerüst über Beschilderungen, Stromleitungen und Absperrungen unterhalten, geht um sie herum der Zeltaufbau weiter. Hinter ihnen stehen Techniker, die an Seilen ziehen, um die Kunststoffplane über das Gerüst zu spannen. Einer von ihnen gibt den Takt an: "Hepp und hepp und hepp. Stopp, etwas langsamer und weiter ziehen. Hepp und hepp und hepp". Der Aufbau des Impfzentrums ist Teamarbeit.
Kurz vor der Eröffnung müssen noch entscheidende Details geklärt werden
Drei Tage später ist der Hangar keine leere Halle mehr. Trennwände machen aus dem einst leeren Zelt eine kleine Klinik mit Check-In-Schalter, Warteraum und abgetrennten Kabinen. Die Kabel sind verräumt und Warmluftschläuche blasen warme Luft ins Innere der Zelte. Im Hangar ist es schon spürbar wärmer als noch vor drei Tagen.
An diesem Tag wird das Impfzentrum von denjenigen begutachtet, die hier in den kommenden sechs Monaten arbeiten werden. Das Bayerische Rote Kreuz und die Johanniter. Neben den Ärztinnen und Ärzten stellen sie das Verwaltungspersonal für den Check-In und Check-Out sowie das medizinische Personal, das die Impfungen vornimmt.
"Hier kommt noch eine Wand oder ein Vorhang rein, oder?", fragt ein Mitarbeiter der Johanniter und zeigt auf die schmale Trennwand zwischen zwei Kabinen? "Ja, damit der Arzt von einer Kabine in die nächste wechseln kann", sagt Michael Dröse. Anders als in einer normalen Klinik, werden immer vier Impflinge den Impfprozess gleichzeitig durchlaufen. "Da müssen die Abläufe sitzen und alles so einfach wie möglich beschildert sein, damit es sich nicht staut", sagt er.
Stefan Dietz vom BRK begutachtet derweil den Kühlcontainer, in dem der Impfstoff gelagert wird. "Den Impfstoff können wir mit einem Servierwagen zu den Impfkabinen bringen, aber dazu müssen die Kabel anders verlegt werden", sagt er. Das Impfen muss "just-in-Time" gehen, wie er sagt. "Wird der Impfstoff einmal aufgezogen, darf er nicht mehr transportiert werden."
Nur der Impfstoff fehlt noch
Mit der offiziellen Eröffnung am Mittwoch sind die Vorbereitungen aber nicht beendet. Noch fehlt medizinisches Equipment, wie Spritzen, Verbandszeug oder Medikamente. Doch viel dringlicher warten alle auf die Software, für die das gesamte Personal erst noch geschult werden muss. Mit ihr werden die Termine koordiniert und jeder Impf-Prozess dokumentiert: Ohne Termin keine Impfung und ohne Dokumentation keine Nachimpfung. Denn, wer gegen den Covid-19-Erreger immun sein will, muss nach vier Wochen ein zweites Mal zum Impfzentrum, sonst ist alles umsonst.
Medizinisches Material und Software kommen vom Freistaat, beides lässt auf sich warten.
Bei voller Auslastung könnten in Impfzentren und mit den mobilen Teams rund 2000 Menschen geimpft werden. Um dem gerecht zu werden, stellen Johanniter und BRK zusätzliches Personal ein und das schnellstmöglich, denn in wenigen Tagen muss das Personal bereits geschult werden. "Wir haben in den letzten Tagen Bewerbungsgespräche im 15-Minuten-Takt geführt, so wie beim Speed-Dating", sagt Stefan Dietz vom BRK-Kreisverband Würzburg.
Besprechungen, Meetings und immer wieder ertönen klingelnde Smartphones. Der Aufbau des Impfzentrums ist eine Ausnahmesituation, die alle Beteiligten fordert: "Das ist eine logistische Meisterleistung. Wir ziehen hier alle an einem Strang und arbeiten eng zusammen, fast schon wie in einer Familie", sagt Uwe Kinstle vom Regionalverband der Johanniter. Aber viel Freizeit bleibt da nicht: "Seit neun Monaten arbeiten wir am Limit. Zurzeit sehe ich den Bürgermeister und den Landrat öfter als meine Frau."