Es sind wohl an die 1000 Besucherinnen und Besucher, die sich an diesem Vormittag im Rathaushof von Randersacker um die Verkaufsstände der Fischerzunft drängen, nachdem sich ein kurzer Regenschauer verzogen hat. Nach vierjähriger Pause lädt die Zunft wieder zu ihrem Fischmarkt ein und wie in vielen Jahren zuvor ist ein volles Haus garantiert. "Ich finde, zu Randersacker gehört der Fischmarkt dazu", sagt Besucher Detlef Aster, "man sieht, dass er bei den Leuten gut ankommt und besonders gefällt mir die gute Mischung aus Jung und Alt."
Dem kann auch Bürgermeister Michael Sedelmayer nur beipflichten: "Ich finde es super, dass der Fischmarkt wieder stattfindet" sagt er. "Die Fischerei gehört zu Randersacker wie der Wein und der Stein, und die Fischerzunft ist ein ganz wichtiger Teil unseres Dorflebens."
Dass es der Zunft an Rückhalt nicht fehlt, beweisen die rund 50 Helferinnen und Helfer, die sich an diesem Vormittag um das Wohl der Gäste bemühen. In den Fritteusen nehmen die Meefischli und die gebackenen Weißfischfilets langsam Farbe an, während die lange Schlange vor dem Stand nicht abreißen will. Nebenan wird Federweißer ausgeschenkt; mutmaßlich die letzte Gelegenheit in diesem Herbst, vom gärenden Most zu kosten. An anderer Stelle richten flinke Hände geräucherte Forellen zu appetitlichen Happen.
Aufmerksam hat Zunftmeister Hubert Holl das Geschehen im Blick und sorgt dafür, dass hinter den Verkaufstischen der Nachschub gesichert ist. Der Zunft gehe es nicht nur ums Feiern, sondern vor allem darum, die alte Fischertradition am Leben zu erhalten, sagt Holl. Das sieht Michael Kolahsa, Fischereifachberater beim Bezirk Unterfranken, genau so. "Ich finde es großartig, weil die Tradition auflebt und Fischerei wieder sichtbar wird", meint er. "Ich würde mich freuen, wenn es so etwas wieder öfter am Main gäbe."
Gleichwohl hat sich einiges geändert seit dem letzten Fischmarkt 2019. Vom Flecken, dem zentralen Dorfplatz, ist der Markt in den Rathaushof umgezogen. "Als Bürgermeister hätte ich mir gewünscht, dass der Fischmarkt wieder auf dem Flecken wäre, den wir so schön hergerichtet haben", sagt Michael Sedelmayer. Aber der Rathaushof biete eben viele logistische Vorteile.
Auch die lebenden Fische, die früher vor Ort verkauft und küchenfertig hergerichtet wurden, gibt es nicht mehr. Für diesen Aufwand sei es immer schwerer geworden, ausreichende Helfer zu finden, erzählt Hubert Holl. Die paar Fische, die in einem großen Bassin schwimmen, sind vor allem als Attraktion für die Kinder gedacht. Geblieben ist die Musikkapelle Randersacker, die dem Markt den musikalischen Rahmen gibt und zum Höhepunkt das Fischerlied über dem Treiben erklingen lässt.
Wochenlang haben sich die Fischer und ihre Helferinnen und Helfer auf den Fischmarkt vorbereitet. Am Ende waren es rund zwei Zentner Meefischli, die ihnen ins Netz gegangen sind - umgerechnet etwa 5000 Stück, so Hubert Holl. Hinzu kommen rund ein Zentner Weißfische, die, zu Filets verarbeitet, den Meefischli geschmacklich nicht nachstehen. Als sich der Fischmarkt gegen 15 Uhr dem Ende neigt, ist von dieser großen Menge nichts mehr übrig, ebenso wenig wie von den geräucherten Forellen.
"Ich bin sehr zufrieden, vor allem damit, dass die Leute den Weg zum Fischmarkt nach wie vor finden", sagt Hubert Holl. "Der große Aufwand ist vergessen, wenn man sieht, dass man den Leuten eine Freude machen kann."