Impfen, impfen, impfen - das ist die Devise im Wettlauf mit der sich ausbreitenden Delta-Variante. 60 Prozent der Personen in Deutschland haben mittlerweile eine erste Impfung erhalten, 47 Prozent auch die zweite. Weil Virologen zufolge nur die vollständige Impfung eine gute Immunisierung gegen die Delta-Variante sichert, sollen die Zweitimpfungen möglichst zügig stattfinden. Termine dafür bekommen Impfwillige deshalb auch in den meisten unterfränkischen Impfzentren jetzt früher.
Noch vor einigen Wochen hatte man den Impfabstand bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna auf sechs Wochen ausgedehnt, um erst einmal möglichst viele Erstimpfungen durchführen zu können. Nun ist genug Impfstoff da, die Intervalle werden fast überall wieder auf drei bzw. vier Wochen verkürzt.
Gesundheitsministerium hat Verkürzung nicht angeordnet
Eine offizielle Anweisung aus dem bayerischen Gesundheitsministerium gibt es dafür zwar nicht. So bleibt im Impfportal „aus technischen Gründen“ auch weiterhin der Sechs-Wochen-Abstand für Biontech und Moderna hinterlegt. Die Impfzentren könnten die Abstände aber variabel handhaben und in das System einlesen, bestätigt ein Sprecher. Hierfür sei eine telefonische Absprache zwischen Impfling und Impfzentrum erforderlich. Generell wolle die Staatsregierung die Corona-Impfungen weiter flexibilisieren, um die Impfbereitschaft zu steigern. So wurde die Wohnortbindung bereits aufgehoben.
Die Nachfrage in den unterfränkischen Impfzentren zeigt: Zweitimpfungen werden früher angesetzt oder vorgezogen, soweit organisatorisch möglich. In Kitzingen werden Erstgeimpfte sogar gezielt kontaktiert. In den beiden Impfzentren von Stadt und Landkreis Würzburg ebenso, wenn am Ende des Tages Dosen übrig sind und nicht verfallen sollen. Der Ärztliche Leiter Peter Sefrin verweist auf die aktualisierte Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Danach soll der Impfabstand beim Vakzin von Biontech/Pfizer mindestens drei, bei Moderna sowie bei Kreuzimpfungen von Astrazeneca und einem mRNA-Impfstoff mindestens vier Wochen betragen.
Wer diesen Abstand einhält, kann sich zum Beispiel in den Impfzentren Würzburg und Giebelstadt von Montag bis Samstag zwischen 12 und 15 Uhr jederzeit zweitimpfen lassen, wenn er den Nachweis der Erstimpfung vorlegt. Diese "Mittagspausen-Aktion" ohne Terminvereinbarung steht auch Bürgerinnen und Bürgern aus anderen Städten und Landkreisen offen - für Erst- und Zweitimpfungen. Der Impfstoff kann frei gewählt werden.
Fast alle Impfzentren sind offen für vorgezogenen Zweittermine
Das Impfzentrum Aschaffenburg verzichtet inzwischen generell auf Terminvergaben. Wer sich impfen lassen will, kommt vorbei – und erhält die Zweitimpfung auf Wunsch drei oder vier Wochen nach der ersten Dosis. Im Landkreis Rhön-Grabfeld überlegt man, Erstgeimpfte für ein Vorziehen der Zweitimpfung auch direkt anzusprechen. Wer sich dafür selber meldet: kein Problem. Auch in Bad Kissingen kommt man den Impfwilligen entgegen. Und das Impfzentrum in Schweinfurt hat nach Angaben der Stadt die neuen Stiko-Empfehlungen sofort umgesetzt und bietet alle Möglichkeiten: Es ist täglich von 11 bis 19 Uhr geöffnet, geimpft wird jetzt ohne vorherige Registrierung oder Terminvergabe.
Nur im Landkreis Main-Spessart wartet man auf eine klare Vorgabe aus dem bayerischen Gesundheitsministerium - auch wenn die Verkürzung der Impfintervalle laut Ministerium möglich ist. "Es bleibt daher grundsätzlich weiter bei dem zeitlichen Abstand von sechs Wochen zwischen Erst- und Zweitimpfung bei den mRNA-Impfstoffen", heißt es aus dem Landratsamt. Eine Möglichkeit bleibt den Landkreisbewohnern: für eine frühere Zweitimpfung nun nach Würzburg oder Schweinfurt auszuweichen.
Auch Hausärzte können in kürzerem Abstand impfen
Und in den Arztpraxen? Christian Pfeiffer, Vorsitzender des unterfränkischen Hausärzteverbandes, hält angesichts der dominierenden Delta-Varianten und der anstehenden Urlaubsreisen eine rasche Zweitimpfung für sinnvoll. Die Hausärzte könnten die Intervalle grundsätzlich von sechs Wochen auf drei oder vier Wochen verkürzen, sagt Pfeiffer. Er geht davon aus, dass dies in den Praxen flexibel gehandhabt wird, wenn genügend Impfstoff zur Verfügung steht.
Der Allgemeinmediziner aus Giebelstadt (Lkr. Würzburg) erinnert indes daran, dass neben den Corona-Impfungen noch der reguläre Betrieb und die Behandlung von Kranken zu bewerkstelligen ist. Nun allen Erstgeimpften aktiv eine frühere Zweitimpfung anzubieten, hält Pfeiffer für "logistisch nicht machbar". In Einzelfällen sei ein Vorziehen aber gewiss möglich.
Mich wundert es nicht mehr, dass gerade die Region Hassberge so weit hinter dem Landesdurchschnitt zurückhängt. Erst bekommt man als Prio 3 monatelang keinen Termin, dann bemängelt man die fehlende Impfwilligkeit und nun die fehlende Flexibilität bei den Terminen.