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Würzburg
Werden Menschen ohne Digitalkompetenz vergessen, Frau Gerlach?
Behörden und Banken setzten zunehmend auf digitale Kommunikation. Aber was sollen Menschen tun, die keinen Computer oder Digital-Kenntnisse haben? Was die bayerische Digitalministerin dazu sagt.
Die Juristin Judith Gerlach stammt aus Würzburg und ist seit 2018 Bayerns erste Digitalministerin.  
Foto: Silvia Gralla | Die Juristin Judith Gerlach stammt aus Würzburg und ist seit 2018 Bayerns erste Digitalministerin.  
Gisela Rauch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:47 Uhr

Judith Gerlach ist seit 2018 bayerische Staatministerin für Digitales. "Digitalisierung ist jetzt sicher nicht mein Spezialbereich, aber ein absolutes Zukunftsthema", sagte die  36-jährige Rechtsanwältin und CSU-Politikerin aus Würzburg bei ihrem Amtsantritt. Sie versteht ihr Ministerium als digitale Denkfabrik der Bayerischen Staatsregierung. Im Interview zeigt sich, dass sie den Umstand, dass in Bayern rund zwölf Prozent der Bevölkerung keine digitalen Kenntnisse oder Möglichkeiten haben, sehr viel optimistischer betrachtet als Betroffene oder Experten aus der Region.

Frage: Dass bei Testzentren und Impfzentren analoge Angebote vorgehalten werden, ist das eine rechtliche Vorgabe oder nur eine Möglichkeit?

Judith Gerlach: Von Anfang an war klar: Es sollen sich so viele Menschen wie möglich impfen lassen können. Da nicht jeder die gleiche Technik zur Verfügung hat oder nutzen kann, war uns ein möglichst breites Angebot für die Kontaktaufnahme mit den Impfzentren wichtig – dafür braucht es keine rechtlichen Vorgaben: Neben dem digitalen und analogen Weg gab es beispielsweise in der Anfangsphase auch eine Postkarten-Aktion, damit Seniorinnen und Senioren eine Rückruf-Bitte bei ihrem Impfzentrum hinterlassen konnten.

Auch Krankenkassen, Banken und Behörden setzen zunehmend auf digitale Kommunikation. Werden Menschen ohne Digitalkompetenz gerade vergessen?

Gerlach: Ganz klares Nein. Wir sehen uns in dem Auftrag, Menschen zur digitalen Teilhabe zu befähigen, aber auch den analogen Weg nicht zu versperren. Wir wollen allen Menschen das Knowhow ermöglichen, damit sie die digitalen Chancen nutzen können und das eine Bereicherung ist fürs Leben. Aber selbstverständlich müssen auch analoge Wege weiterhin möglich bleiben.

Aber es gibt ja in Bayern zwölf Prozent digital Abseitsstehende. Wie kann man die bewegen, digital unterwegs zu sein?

Gerlach: Wir machen ganz gezielt Angebote, etwa für Grundschulkinder eine Medienkompetenz-App. Das Programm "Digital vereint" unterstützt Vereine darin, digitaler zu werden. An Frauen in Digitalberufen wendet sich unser Talenteprogramm BayFID.

Was hilft den Älteren?

Gerlach: Es gibt ja bayernweit eine breite Palette an Angeboten, angefangen von Internet-Cafes über Vhs-Kurse bis zu Lern-Angeboten über Mehrgenerationenhäuser.

Aber viele dieser Angebote sind wegen der Pandemie ausgesetzt...

Gerlach: Ja, eben weil sie in Präsenz sind und da muss natürlich gerade bei der vulnerablen Gruppe der Senioren dem Gesundheitsschutz besonders hohe Priorität eingeräumt werden. Gerade in der Pandemie hat man aber gesehen, wie hilfreich digitale Angebote auch für Senioren sein können, deswegen sollten solche Kurse so schnell wie möglich wieder aufgenommen werden.

Halten Sie es für realistisch, dass die ältere Generation noch digitalisiert wird?

Gerlach: Die letzten Monate haben gezeigt, dass viele Ältere viel offener wurden, dadurch, dass sie gesehen haben, wie nützlich digitale Lösungen sein können. Sie haben, etwa bei der Videokonferenz mit den Enkeln, durchaus auch die Chancen der Digitalisierung wahrgenommen. Es ist wichtig, den Nutzen und den Spaß, den Technik bringt, zu transportieren, wie das etwa mit dem Roboter Pepper geschieht, der in Seniorenheimen zum Einsatz kommt.

Was können Bürger tun, die sich Geräte wie Smartphone und Laptop nicht leisten können? Werden sie gefördert?

Gerlach: Die Statistik zeigt, dass 90 Prozent aller Bürger Smartphones haben. Ich glaube, dass es grundsätzlich weniger an Geräten als an Knowhow und einfachen, leicht verständlichen Angeboten etwa für Senioren mangelt.

 
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  • S. B.
    Keine digitalen Kenntnisse zu haben ist der neue analphabetismus.

    Da hilft nicht, auf die Bremse bei der Digitalisierung zu treten. Wir sind eh schon meilenweit hintendran. Jeder muss sich lebenslang weiterbilden. Und es braucht staatliche Unterstützung für Betroffene.

    Alles gleichzeitig auch analog anzubieten ist dagegen kein Weg. Er führt in die Vergangenheit und suggeriert, es würde auch zukünftig so weiter gehen.
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  • G. K.
    @sepele

    Ihren Kommentar würde ich Ihnen gerne nochmal vorlegen, wenn Sie 85 sind und die Zeitläufte Sie überholt haben...
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  • G. A.
    'Die Statistik zeigt.......' super. Gehen Sie doch mal in ein Seniorenheim. Menschen mit einer kleinen Rente. Menschen im Funkloch.
    Ja, ich habe ein Festnetztelefon mit Wählscheibe.
    Nein ich habe keine Kreditkarte.
    Digitalisierung für Schulen bitte voranbringen.
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  • J. H.
    "...es gibt ja in Bayern zwölf Prozent digital Abseitsstehende..."

    Es würde mich mal interessieren, wie diese Zahl ermittelt wurde. Vor allem, wie eine digital abseitsstehende Person definiert ist.

    Sind das Leute ohne Computer und ohne Smartphone, laut Umfrage in der Fußgängerzone?

    Sind das die Beamten in unsere Behörden, prozentual auf die Gesamtbevölkerung gerechnet?

    Sind das die Lehrer in unseren Bayerischen Analogschulen und deren Schüler? Die stehen leider auch digital ziemlich im Abseits.

    Ist es die Landbevölkerung in den Funklöchern?

    Würde mich echt mal interessieren.
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  • S. R.
    Ach das fängt doch schon damit an, dass viele nicht mal in der Lage sind den richtigen "Antworten"-Knopf in diesen Kommentarspalten zu drücken.
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  • J. H.
    Ich weiß nicht, was Sie meinen. Meine beiden Kommentare stehen jeder für sich. Dieser bezieht sich auf das Zitat im Artikel oben. Das passt schon so, wie es ist.
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  • S. R.
    Ich meine nicht Sie damit. Mein Kommentar war lediglich eine Antwort auf die Frage wer "digital abseits" ist.
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  • J. H.
    Frau Gerlach ist ja selbst Betroffene. Sie könnte ja mit Frau Bär eine Selbsthilfegruppe "Digitalkompetenz für Dummies" gründen.
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  • R. E.
    Das Thema hat sich einerseits in ein, zwei Jahrzehnten "erledigt". Meine Generation rund um die Sechzig (10 Jahre drüber oder drunter) ist digitalisiert und wird es auch bleiben. Viel wichtiger ist die von Frau Gerlach zitierte Medienkompetenz. Ob man die schon in der Grundschule gezielt fördert ist eine sehr wichtige Frage. Denn zu den "Medien" gehört aus meiner Sicht gerade auch die Förderung des eigenen Denkens anstatt automatischem Klick auf Google und Freunde. Der gesunde Menschenverstand entwickelt sich umgekehrt proportional zur Freude an der Digitalisierung. Und auch die persönliche Beziehung zu Menschen in Beruf, Geschäft, Bank, Praxis etc. ist förderwürdig.
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  • G. R.
    Werden Menschen ohne Digitalkompetenz vergessen, Frau Gerlach? diese Frage wurde aber nicht beantwortet. Nur wieder unklare Antworten es kann nicht sein das man gezwungen wird sich Digital noch gläsern zu machen. Wieviel Energie ein Rechenzentrum benötigt wurde hier ja schon Berichtet
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  • J. H.
    Alleine schon der erste Satz im Artikel oben, Zitat "Digitalisierung ist jetzt sicher nicht mein Spezialbereich, ... " sagt die Ministerin für Digitales! Ein Witz, leider ohne Pointe.

    Geht einer zum Augenarzt, sagt der Arzt: "Augenheilkunde ist jetzt sicher nicht mein Spezialbereich,..."

    Wenigstens ist die Frau Juristin ehrlich. Nur hilft uns das digital kein bisschen weiter.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Ich wusste gar nicht, dass wir in Bayern eine Digitalisierungsministerin haben.
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  • K. K.
    Merkt man auch nicht grinsen
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  • J. I.
    Sehr gut "Griller" genau wie sie sagen, auf diese Frage nur wieder "Plapla"
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  • A. K.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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