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Würzburg
"Wenn ich nicht der gleichen Auffassung war, gab es eine Ohrfeige": Eine Würzburgerin erlebt in gleich zwei Beziehungen Gewalt
Wegen Kleinigkeiten rastete der Ehemann aus. Wie es eine Würzburgerin geschafft hat, sich aus zwei gewalttätigen Beziehungen zu lösen und welche Anlaufstellen es in Würzburg gibt.
Blick auf eine orangefarbene Bank am Ende der Alten Mainbrücke in Würzburg. Die auffälligen Sitzgelegenheiten setzen ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen im Stadt- und Landkreis Würzburg.
Foto: Daniel Peter | Blick auf eine orangefarbene Bank am Ende der Alten Mainbrücke in Würzburg. Die auffälligen Sitzgelegenheiten setzen ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen im Stadt- und Landkreis Würzburg.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 20.01.2024 02:54 Uhr

Der Fall, von dem die Anfang 70-jährige Frau spricht, ist schon rund 50 Jahre her. Doch bis heute ist Gewalt gegen Frauen ein Thema, gegen das noch immer gekämpft werden muss. Eva N. (Name der Redaktion geändert) ist 21 Jahre alt, als sie ihren Freund heiratet. Es sei eine harmonische Beziehung gewesen mit vielen gemeinsamen Interessen, aber auch mit Aufs und Abs– wie in vielen Partnerschaften eben. Doch mit der Hochzeit änderte sich alles. Wegen Kleinigkeiten rastete der Ehemann aus und schnell kam es zum ersten Schlag. "Wenn ich nicht der gleichen Auffassung war, gab es eine Ohrfeige", erzählt die Frau. 

Mit einer Tasse Kaffee in der Hand sitzt sie in ihrer Würzburger Wohnung und erzählt von der wohl schlimmsten Zeit in ihrem Leben. Sie wirkt gefasst, hält die Tasse fest in ihren Händen. "Auch wenn wir politisch unterschiedlicher Meinung waren, gab es einen Schlag. Da war ich das 'dumme Weib, was erstmal etwas lernen solle'", erinnert sie sich. "Fassungslos" sei sie gewesen, als sie das erste Mal ein Schlag trifft, konnte nicht glauben, dass dem Mann "die Hand ausgerutscht" sei. Doch wenig später stellt sich heraus, dass das keinesfalls ein Einzelfall war, denn weitere Schläge folgen.

Jede dritte Frau ist von Gewalt betroffen

Dass Gewalt gegen Frauen noch immer ein Thema ist, gegen das angegangen werden muss, zeigen aktuelle Zahlen. Jede dritte Frau in Deutschland ist laut Bundesamt für Familie von sexueller und/oder körperlicher Gewalt betroffen. 25 Prozent aller Frauen erleben zudem körperliche und/oder sexuelle Gewalt in ihrer Partnerschaft und sogar 42 Prozent der Frauen erleben Formen von psychischer Gewalt. 

Auch in Unterfranken ist Gewalt gegen Frauen ein Thema. Im Jahr 2022 erlebten laut Polizei 1517 Frauen Gewalt in Form von Bedrohungen, Körperverletzungen, Vergewaltigung und versuchtem Mord in der Partnerschaft. Das Polizeipräsidium Unterfranken schreibt in seinem Sicherheitsbericht von 2022, dass rund 80 Prozent aller Opfer von häuslicher Gewalt in der Region weiblich sind.

Der auf dem Schild abgedruckte QR-Code ermöglicht Betroffenen direkten Zugang zu Hilfe-Notrufnummern.
Foto: Daniel Peter | Der auf dem Schild abgedruckte QR-Code ermöglicht Betroffenen direkten Zugang zu Hilfe-Notrufnummern.

In Würzburg stehen deshalb an verschiedenen Orten auffallend orangefarbene Parkbänke, sie stehen als Synonym für eine klare Botschaft: "Würzburg sagt Nein zu Gewalt gegen Frauen". Die Stadtverwaltung hat die Bänke mit dem Aufdruck und einer Plakette mit einem QR-Code, der zu Beratungsmöglichkeiten verweist, aufgestellt, um unter anderem für das Hilfetelefon 08000 116 016 zu werben. Zudem macht die Stadt Würzburg ganzjährig und besonders im Aktionsmonat November verstärkt Öffentlichkeitsarbeit zu den Unterstützungsangeboten für von Gewalt betroffene Würzburgerinnen und Würzburger und deren Familien- und Freundeskreis.

Der letzte Angriff kam vor dem Gerichtssaal

Drei Jahre lang hält es Eva N. mit und bei ihrem Ehemann aus. "Damals sprach man ja noch weniger über so etwas, da schämte sich das Opfer", sagt sie. Eines Tages eskaliert es wieder einmal und die damals Anfang 20-Jährige rennt aus der Wohnung. Als sie wenige Stunden später nach Hause kommt, hängt ein Zettel im Flur, auf dem ein Satz aus einem Grimms Märchen zitiert wird, in dem eine Frau ermordet wird. "Dann habe ich schnell Koffer gepackt und bin zu meinen Eltern geflüchtet". Das war die letzte Flucht vor ihrem Ehemann, doch nicht der letzte Angriff – zu diesem kam es vor dem Gerichtssaal bei der Scheidung.

Wie blickt sie heute auf diese Zeit zurück? "Das gehörte zu diesem Zeitpunkt zu meinem Leben, niemand wünscht sich so etwas, aber es lässt sich nun mal nicht rückgängig machen", sagt sie abgeklärt. Es folgt ein weiterer Tiefpunkt: In einer weiteren Beziehung knapp drei Jahre später muss sie erneut Gewalt erfahren. Alkohol sei dabei der ausschlaggebende Punkt gewesen. Doch diesmal kommt es nicht zur Eheschließung, die damals Mitte 20-Jährige schickt ihren Partner auf Entzug und beendet somit die Beziehung.

Betroffene Frauen sollten sich so schnell wie möglich lösen

In zwei verschiedenen Beziehungen im Leben Gewalt zu erfahren, was macht das mit einem Menschen? Auch bei der Antwort auf diese Frage wirkt die Frau gefasst. Anfangs habe sie "unglaublich aufgepasst und geschaut, wie die Personen gegenüber reagieren", wenn sie mal nicht der gleichen Meinung waren, erzählt sie. Doch eine Therapie habe sie nie gemacht, und auch keinen Redebedarf gehabt. Nicht einmal ihrer Familie, die sie später gegründet hat, hat sie von ihrer Vergangenheit erzählt. "Wenn ich den Eindruck hätte, dass in den Beziehungen meiner Töchter etwas falsch laufen würde, dann würde ich es erzählen. Aber so möchte ich das nicht, mit dem Thema habe ich abgeschlossen", sagt sie.

Dennoch rät sie anderen Frauen, die Gewalt erleben oder erlebt haben, sich an zuständige Organisationen zu wenden. "Dort werden sie beraten und bestärkt, sich zu lösen, und zwar so schnell wie möglich." In Würzburg ist das beispielsweise der Verein Wildwasser oder verschiedene Frauenhäuser. 

Wo Frauen in Würzburg Schutz und Beratung finden können

  • Frauenhaus der Arbeiterwohlfahrt; Kreisverband Würzburg-Stadt e.V.: Postfach 31 42, 97041 Würzburg; Tel.: (0931) 6 19 810.
  • Frauenhaus Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Würzburg: Postfach 5568; 97005 Würzburg; Tel.: (0931) 45 00 70.
  • Fachberatungsstelle Wildwasser: Theresienstraße 6-8, 97070 Würzburg; Tel.: (0931) 13287; E-Mail: info@wildwasserwuerzburg.de
  • Beratung durch das Polizeipräsidium Unterfranken, Beauftrage der Polizei für Kriminalitätsopfer (BPfK) oder durch die Schwerpunktsachbearbeiter Häusliche Gewalt auf jeder Polizeidienststelle im Bereich Unterfranken
Wie soll man beim Verdacht, dass jemand von Partnerschaftsgewalt betroffen ist, reagieren? Man sollte diejenige vorsichtig auf den Verdacht ansprechen, verbunden mit dem Angebot der Hilfe und Unterstützung, rät die Polizei Unterfranken. Der oder die Betroffene sollte zu nichts gedrängt oder gezwungen werden. Bei dem Gespräch sollte man darauf achten, dass der Partner und Kinder es nicht mitbekommen. Grundsätzlich sollten Fälle von häuslicher Gewalt bei der zuständigen Polizeidienststelle angezeigt werden.
Quelle: ssc
 
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  • Helga Scherendorn
    Wir Frauen müssen das aushalten, das geht schon seit Menschengedenken so und wird immer so sein.
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  • Martin Deeg
    Die Doppelmoral und Doppelstandards der Mainpost sind völlig inakzeptabel!

    Ich habe als ehem. Polizeibeamter einen bekannten Würzburger Rechtsanwalt u.a. wegen des Verdachts der Vergewaltigung zur Anzeige gebracht, nachdem ich entsprechende und glaubhafte Kenntnis von einem solchen Fall bekam....

    Dem nachgegangen oder darüber berichtet wird nicht - obwohl sicher ein öffentliches Interesse besteht, auch wenn der Vorgang lange zurückliegt und wohl strafrechtlich verjährt sein dürfte.

    Und was macht die Staatsanwaltschaft: sie erwirkt gegen mich als Anzeigenerstatter eine Anklage wegen "Beleidigung", nachdem der Rechtsanwalt Strafantrag stellte - eine Verhandlung fand im Dezember statt: und zwar OBWOHL die Richterin zuvor festgestellt hatte, dass auch diese "Straftat" zumindest teilweise verjährt ist.

    Das Opfer äußerte sich auch zur Reaktion seitens Staatsanwaltschaft: sie " war freiwillig ins Auto gestiegen" und "trug einen Rock- offizielle Arbeitskleidung. Also selber schuld."
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  • Beatrice Ellinger
    Dass das heutzutage immernoch vorkommt, kann ich wirklich nicht verstehen. Jede Frau kann inzwischen einen Beruf erlernen und ist damit unabhängig. Ich bin ü 70 und hätte mir das schon damals nicht bieten lassen. Man kann verschiedener Meinung sein und es ausdikutieren, aber niemand hat das Recht einen Partner zu schlagen oder Gewalt gegen ihn auszuüben.
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  • Ingrid Reichelt-Schölch
    Sie haben recht!
    Das ist umfassend seit 1997 Gesetz - nur: wird das auch umgesetzt? Recht haben und Recht bekommen ist noch lange nicht dasselbe, und Gerechtigkeit schon gar nicht. Viele trauen sich nicht, Anzeige zu erstatten, hohe Dunkelziffer!

    Warum schauen wir deshalb bei vielem immer wieder ins grinsende Gesichter von Menschen, die sich ihrer physischen Überlegenheit bewusst sind, wie offensichtlich die Dame aus dem Artikel. Sie hat sicher nicht zurück geboxt, oder?

    Weniger bei körperlicher Gewalt, aber bei anderen Taten wie Betrug, Nötigung usw. - viele Männer stellen ihr Netzwerk über die ethische Gerechtigkeit, insbesondere bei den sog. Kavaliersdelikten, nicht nur Politiker. Frauen halten weniger zusammen, haben keine Lobby - und daran sind definitiv nicht die Männer schuld! Das ist leider wirklich großzügige weibliche Dusseligkeit in der Hoffnung, es wird schon gutgehen.
    Ich bin da auch nicht besser, fürchte ich. traurig

    Die Hoffnung stirbt zuletzt!
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  • Ingrid Reichelt-Schölch
    Ich glaube, jeder kennt oder weiß von solchen oder schlimmeren Vorkommnissen, z.B. oft mit Vergewaltigung. Mein Erlebnis aus 1995 war ein eng befreundetes Opfer. Sie stand oder besser wankte vor meiner Wohnungstür, im Gesicht sichtbar zusammengeschlagen, anschließend vergewaltigt, hatte ihr kleines Kind dabei. Der Arzt im Krankenhaus hätte ihr gesagt, was sie denn wolle, das sei das gute Recht des Ehemannes, damals noch nicht strafbar!

    Übrigens: Zwei Jahre später kam es anders, das Gesetz wurde beschlossen, obwohl unser wahrscheinlich zukünftiger Möchtegern-Bundeskanzler F. Merz und andere wie Seehofer und Volker Kauder damals dagegen stimmten. Quelle: Bundestagsprotokoll und bei Correctiv!

    Da liegt noch ein weiter Weg vor Deutschland, bis das in die letzten Köpfe eingezogen ist, merkt Frau/man doch selbst an dummen Bemerkungen, die einem gelegentlich nachgerufen werden.
    Eigentlich müsste das in der Schule schon Thema sein.
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  • Klaus Fiederling
    lieer herr vierneusel, tatsächlich passiert. die familie waren 5 kinder, niemand !! wollte im hause bleiben, da sie von klein auf auch alle geschlagen worden sind. der vater war nach außen hin ein "sehr netter Mann" aber innerhalb der familie gab es immer wutausbrüche bei ihm. Das konnte sogar bei den Nachbarn mitbekommen werden. Es ist halt schlimm, wie bei dieser Frau im Bericht, dass es immer solche Tyrrannen und verbrecher gibt. Leider heißt es nicht umsonst, dass innerhalb den Familien oft die meißten Missbräuche vorkommen, egal, ob bei Kindern oder Frauen. Gott sei dank sind viele Frauen jetzt nicht mehr von ihren Männern abhängig, die die meisten von ihnen einen Job haben und nicht mehr auf biegen und brechen mit ihrem Mann zusammenleben müssen, was vor 30-50 Jahren noch anders war. Die Frau war das brave Mienchen am Herd und der Mann im Haus war der Pascha. Gott sei Dank bei mir nicht so!
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  • Heribert Mennig
    Männer die Frauen schlagen sind einfach nur feige und arme Würstchen! Frauen müssen schon nach der ersten Ohrfeige die Beziehung sofort beenden! Es wird niemals besser sonder immer schlimmer!!
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  • Klaus Fiederling
    oje - die Arme! Aber wie es heißt gab und gibt es in Ehen immer wieder solche Fälle.
    Ich kannte bei uns eine Frau, deren Mann war genau so prutal. Noch auf ihrem Sterbebett
    schlug er sie und brüllte sie an: "Willst du nicht endlich in den Stall und die Kühe füttern?"
    Sind beide schon verstorben. als ihr Mann dann starb, baten mich die Kinder: "bitte spiel beim Requiem das Lied: "Großer Gott wir loben dich,..." sie waren alle froh, dass der Tyran auch starb. Er bezahlte aber zu Lebtzeiten schon für seine Gewaltausbrüche: Musste in den letzten Jahren in ein Pflegeheim. Am Grab seiner Frau heulte er dann bitterlich. Aber: da kam die Reue leider zu späht!
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  • Helmut Vierneusel
    Also Herr Fiederling, ist dieses eine Geschichte Aufgrund Ihrer Einleitung "oje die Arme", daß diese Vorkommnisse akzeptabel waren/sind ob des Verlauf Ihrer Geschichte. Wenn sich diese so zugetragen haben sollte, ist es ein Armutszeugnis für diejenigen die davon wussten und nichts unternommen haben.
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  • Klaus Fiederling
    Bitte bleiben Sie beim Thema.
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  • Ingrid Reichelt-Schölch
    Ist schwierig. Viele Frauen, gerade mit Kindern, finanziell abhängig, wissen dann nicht wohin, finden natürlich ohne Einkommen nur schwer eine Wohnung und eine alleinerziehende Mutter mit kl. Kindern stellen Firmen nicht gern ein: immer wenn ein Kind krank ist, manche Kids haben noch in der Schule gern öfter mal „Bauchschmerzen“, fehlen die dann notgedrungen, Sonderurlaub oder auch „Krankmeldung“. Das ist nicht böse gegen die Mütter, nur eben Realität. Denn wenn in einer Abteilung drei Mütter und 2 Singles sind, leiden die anderen irgendwann, müssen ständig Überstunden machen usw. und suchen sich ggf. einen anderen Job. Als Führungskraft, alles gut gemeint, ist man machtlos.
    Es fehlen in Deutschland hinten und vorn vernünftige Konzepte für diese Probleme, gibt aber immer mehr Scheidungen und diese Fälle. Akt das dümmste als Frau ist, auf einen Beruf zu verzichten und sich in finanziellen Abhängigkeit zu begeben, hängt ihnen nach bis zur Rente, hier dann noch dem Steuerzahler.
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  • Dominik Temming
    Der Artikel behandelt das Thema häusliche Gewalt.
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