Schnupfen, Husten, hohes Fieber: Viele Neugeborene und Säuglinge machen derzeit eine akute Atemwegsinfektion durch. Das Respiratorische Syncytial-Virus, kurz RS-Virus, kann zu schwerer Atemnot führen und ist vor allem für Säuglinge gefährlich.
Wie ist die Lage mit RSV-Erkrankungen bei den Kliniken in Unterfranken?
Noch ist die erste RSV-Welle nicht vollständig in der Region angekommen, die Krankenhäuser rechnen aber mit einem weiteren Anstieg der Zahlen. Die Missio Kinderklinik in Würzburg ist bereits gut gefüllt, aber nicht überfüllt, sagt Daniela Kalb, Pressesprecherin am Klinikum Würzburg Mitte.
Ähnlich sieht es an der Kinderklinik des Leopoldina Krankenhauses in Schweinfurt aus. Dort werden aktuell vier kleine Patientinnen und Patienten stationär auf der Normalstation behandelt. "Wir rechnen leider noch mit einem deutlichen Anstieg der Patientenzahlen um den Jahreswechsel", sagt der Leitende Oberarzt der Kinderklinik, Mathias Usener.
Auch in der Uni-Kinderklinik in Würzburg nehmen die Infektionen bei Kindern nun rasch zu, sagt Prof. Johannes Liese, Leiter des Bereichs Kinder-Infektiologie und Immunologie. Die RS-Virus-Welle komme immer in den Wintermonaten. "Besonders vor Weihnachten hält uns das RS-Virus auf Trab", sagt Liese.
Über die Feiertage, wenn Schulen und Kindergärten geschlossen sind, gehe die Zahl der Infektionen zurück. . Eine zweite und häufig stärkere RSV-Welle erwartet der Kinderarzt im Januar.
Was ist das RS-Virus genau?
RSV ist bei Säuglingen und Kindern unter drei Jahren die häufigste Ursache für akute Atemwegsinfektionen. Bei älteren Kindern und Erwachsenen verursacht das RS-Virus meist milde Symptome, die einer gewöhnlichen Erkältung ähneln. Bei Säuglingen kann die Krankheit von den oberen auf die unteren Atemwege übergehen und sich von einer einfachen Infektion zu einer schweren Bronchitis oder Lungenentzündung entwickeln.
Laut Kinderarzt Prof. Dr. Liese erkranken bis zu 70 Prozent aller Säuglinge im ersten Lebensjahr an eine RSV-Infektion und bis zu 100 Prozent aller Kinder haben im zweiten oder dritten Lebensjahr die Infektion durchgemacht. Das bedeutet, dass alle Kinder irgendwann betroffen sind.
Wie erkennen Eltern, ob es ein normaler Atemwegsinfekt oder das RS-Virus ist?
Symptome und saisonales Auftreten des RS-Virus ähneln einem grippalen Infekt: Schnupfen, Husten, Halsschmerzen und Fieber. "Grundsätzlich lassen sich RSV-Erkrankungen nur schwer von einer starken Erkältung unterscheiden. Wenn ein Kind erkrankt ist, ist in der Regel die Kinderarztpraxis der erste Anlaufpunkt für die Familie", sagt der Leitende Oberarzt Mathias Usener.
Etwa zehn Prozent der Erkrankten entwickeln schwere Verläufe, die mit einer Bronchitis, Bronchiolitis oder sogar einer Lungenentzündung einhergehen. Laut Liese sind jüngere Kinder stärker von der Erkrankung betroffen. "Besonders für Säuglinge unter einem Jahr kann das Virus gefährlich werden", sagt er.
Wann muss ein Kind mit einer RSV-Erkrankung ins Krankenhaus?
"Wenn ein Kind erkältet ist und Fieber hat, aber der Allgemeinzustand noch gut ist, dann müssen sich Eltern zunächst keine Sorgen machen", sagt Prof. Christina Kohlhauser-Vollmuth, die Chefärztin der Missio Kinderklinik. Dann helfen Ruhe, möglichst wenig Anstrengung und viel trinken.
"Wenn ein Kind aber hohes Fieber hat, nicht ausreichend trinkt, Atemnot oder einen quälend keuchenden Husten hat, sollte es einer Ärztin oder einem Arzt vorgestellt werden", sagt Liese von der Uni-Kinderklinik.
Wie werden die Säuglinge und Kinder bei einer Erkrankung mit dem RS-Virus behandelt?
Die meisten Patientinnen und Patienten können auf der regulären Kinderstation behandelt werden. Dort erhalten sie Inhalationen, spezielle Medikamente und Sauerstoff. Nur wenige von ihnen müssen auf die Intensivstation verlegt werden, insbesondere Früh- und Neugeborene sowie Kinder mit Grunderkrankungen wie einem angeborenen Herzfehler.
Wie stecken sich die Kleinen mit RSV an?
Gerade Neugeborene stecken sich häufig bei erkrankten Geschwisterkindern an, sagt Kohlhauser-Vollmuth von der Missio Kinderklinik. Daher sollten Geschwister, wenn sie erkältet sind, nicht mit dem Neugeborenen knuddeln und auch kein Spielzeug austauschen. "Generell sollten erkältete Kinder regelmäßig Händewaschen, das Baby nicht anhusten und sich bei grippalen Infekten möglichst von ihm entfernt halten."
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