In Unterfranken ist eine deutliche Zunahme von akuten Atemwegsinfektionen bei Kindern und Säuglingen zu beobachten. Das Robert Koch-Institut (RKI) hat in seinem wöchentlichen Bericht hohe Infektionszahlen in der Bevölkerung festgestellt. Insbesondere weist das RKI auf eine steigende Anzahl von Corona- und Schnupfenviren sowie vereinzelt Anzeichen für eine Verbreitung des RS-Virus (Respiratorische Syncytial-Virus) hin.
Wie ist die Lage in Unterfranken? Wie gefährlich ist das RS-Virus? Und wie lange sollten infizierte Kinder zu Hause bleiben? Diese Fragen stellen wir Professor Johannes Liese, Kinder- und Jugendarzt sowie Leiter des Bereichs Kinder-Infektiologie und Immunologie an der Uni-Kinderklinik Würzburg.
Prof. Johannes Liese: Die Universitätskinderklinik verzeichnet bisher eine mittlere Auslastung. Wir nehmen pro Tag etwa vier bis fünf neue Patienten mit Infektionen auf. Die meisten Kinder leiden unter Infektionen der unteren Atemwege, wie Bronchitis oder Lungenentzündung. Allerdings nehmen auch Infektionen der oberen Atemwege, wie Nasennebenhöhlenentzündungen, zunehmend zu.
Liese: Bislang gibt es nur vereinzelte Fälle von RSV in der Region, ganz anders als in den letzten zwei Jahren. Im November 2021 waren bereits sehr viele Kinder erkrankt und unsere Station war überfüllt. Die RSV-Welle hatte damals bereits im Spätsommer begonnen. In diesem Jahr verzögert sich der Beginn der RS-Virus-Welle, in einigen Regionen ist jedoch bereits ein Anstieg zu verzeichnen.
Liese: Das Virus betrifft hauptsächlich die Atemwege. Insbesondere bei Säuglingen und Kindern unter drei Jahren ist es die häufigste Ursache für akute Atemwegsinfektionen. Bei älteren Kindern und Erwachsenen verursacht das Virus nur milde Symptome, die einer gewöhnlichen Erkältung ähneln. Bei Säuglingen kann die Infektion jedoch von den oberen auf die unteren Atemwege übergehen und zu schweren Komplikationen wie Bronchitis oder Lungenentzündung führen. Schätzungen zufolge erleiden bis zu 70 Prozent aller Kinder im ersten Lebensjahr und bis zu 100 Prozent im zweiten Lebensjahr eine Infektion durch das RS-Virus. Diese Infektionen verlaufen in der Regel ohne Probleme. Somit sind alle Kinder irgendwann betroffen.
Liese: Bei Kleinkindern unter vier Jahren treten bis zu acht Infekte pro Jahr auf. Vielen Eltern ist nicht bewusst, dass das normal ist. Die meisten Kinder erholen sich in der Regel innerhalb von ein bis maximal zwei Wochen gut. Es gibt jedoch Fälle, in denen ein Kind schwerer erkrankt ist und sich nicht richtig erholt. In solchen Fällen sollten die Eltern das Kind einem Arzt vorstellen, um weitere Untersuchungen durchführen zu lassen.
Liese: Säuglinge unter drei Monate, die hohes Fieber haben, müssen sofort einem Arzt vorgestellt werden - Tag und Nacht. Das gilt auch für alle Kinder, die unter Atemnot leiden. Dafür stehen die Ärztinnen und Ärzte der Kinderklinik auch 24 Stunden pro Tag zur Verfügung.
Liese: Fieber an sich ist häufig und nicht sehr gefährlich. Fieber kann jedoch auf eine schwerwiegende Infektion hinweisen. Daher ist es wichtig, dass Eltern aufmerksam sind und frühzeitig ärztlichen Rat einholen. Besonders im ersten Lebensjahr, wenn Babys über weniger körperliche Reserven verfügen und sich ihr Zustand schnell verschlechtern kann, ist besondere Vorsicht geboten.
Liese: Kinder sollten bei Erkältungssymptomen wie ausgeprägtem Husten und Schnupfen sowie Durchfall und Erbrechen zu Hause bleiben. Ebenso sollten Kinder mit Fieber nicht in die Kita oder Schule gehen. Bei einem Kind mit leichtem Schnupfen kann die Situation individuell abgewogen werden. Nach einer gewöhnlichen Infektion sollte ein Kind in der Regel mindestens zwei Tage lang keine Symptome mehr zeigen, bevor es wieder in die Kita oder Schule gehen kann.
Liese: In der heutigen Zeit sind oft beide Elternteile berufstätig. Sie stehen unter Druck, frühzeitig wieder arbeiten zu gehen, um nicht lange auszufallen. Leider ist dies bei vielen Arbeitgebern und in der Gesellschaft noch nicht gut akzeptiert. Eltern haben jedoch Anspruch auf Kinderkrankentage. Das bedeutet, dass gesetzlich krankenversicherte Eltern unbezahlten Sonderurlaub bis zu 10 Tage - bei Alleinerziehenden bis 20 Tage - nehmen sowie Kinderkrankengeld erhalten.
Liese: Ein normaler Infekt kann bei Kindern eigentlich gut zu Hause auskuriert werden. In solchen Fällen ist es wichtig, dem Kind die notwendige Aufmerksamkeit und liebevolle Zuwendung zukommen zu lassen. Es ist empfehlenswert, dass zumindest ein Elternteil während dieser Zeit voll und ganz für die Kinder da ist. Eltern können beispielsweise vorlesen und sich mit ihren Kindern beschäftigen. Es ist wichtig, dass Eltern lernen, diese Extra-Zeit mit ihren Kindern zu genießen und in der Krankheit nicht nur etwas Negatives zu sehen, sondern in der Pflege des erkrankten Kindes auch das Positive.
man sollte sich dementsprechend anziehen und nicht zu lange im Freien bleiben. Aber halt:
man schaut ja schon wenn jemand zu nießen oder husten anfängt, ob das nicht auch Corona sein könnte. In den vergangenen Jahren seit Corona hat man die Menschen so sehr verängstigt, dass man es kaum noch wagt, in der Öffentlichkeit zu Husten oder zu niesen.