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Würzburg
Weihnachts-Havarie des Frachtschiffs Hosta auf dem Main in Würzburg: Wie es nach dem Zwischenfall weitergeht
Drei Tage ruhte an Weihnachten der Schiffsverkehr auf dem Main bei Würzburg wegen eines quer liegenden Frachtschiffs. Wer trägt die Kosten für die Schäden?
Ein Freischleppversuch während der Schiffshavarie des quer liegenden Frachtschiffs Hosta auf dem Main in Würzburg an Weihnachten. Rechts das Restaurantschiff Mainkuh.
Foto: Fabian Gebert | Ein Freischleppversuch während der Schiffshavarie des quer liegenden Frachtschiffs Hosta auf dem Main in Würzburg an Weihnachten. Rechts das Restaurantschiff Mainkuh.
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:07 Uhr

Sie sorgte an den Weihnachtsfeiertagen bundesweit für Schlagzeilen, die Havarie des Güterfrachtschiffes Hosta mitten in Würzburg. Wie berichtet, hatte sich das 110 Meter lange und mit rund 2000 Tonnen Asphaltgranulat beladene Schiff am 23. Dezember beim Versuch, kurz vor der Würzburger Schleuse einem entgegenkommenden Frachter auszuweichen, in der Fahrrinne  des Mains unterhalb der Festung Marienberg quergestellt und den Schiffsverkehr auf dem Main für mehrere Tage lahmgelegt. 

Ein erster Versuch, das havarierte Schiff freizuschleppen, scheiterte, weil das Schleppseil riss. Erst nach rund 48 Stunden konnte das Schiff am 25. Dezember freigeschleppt werden und am Abend desselben Tages der Main für den Schiffsverkehr wieder freigegeben werden. 

Das havarierte Schiff wurde daraufhin von vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt herbeigeholten Berufstauchern noch vor Ort auf Schäden untersucht. Als diese Entwarnung gaben, fuhr das Schiff aus eigener Kraft nach Marktbreit, drehte dort und setzte dann seine Fahrt wie geplant nach Rotterdam fort. Dieses Mal passierte die Hosta die Schleuse in Würzburg ohne Zwischenfall.

Da möchte – und  darf – keiner mehr drüberlaufen. Die zerstörten Stege der Mainkuh nach der Schiffshavarie der Hosta an Weihnachten.
Foto: Fabian Gebert | Da möchte – und  darf – keiner mehr drüberlaufen. Die zerstörten Stege der Mainkuh nach der Schiffshavarie der Hosta an Weihnachten.

Laut Polizei hatte ein Fahrfehler des Schiffsführers zu dem Unfall geführt. Der 35-Jährige hatte laut Polizei beim Ausweichmanöver mit dem Bug des Schiffes den Damm der Schleuse berührt, woraufhin sich der Frachter querstellte. Die Würzburger Wasserschutzpolizei leitete ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen den Schiffsführer ein.

Offensichtlich war man im Verlauf dieses Verfahrens zu dem Schluss gekommen, dass kein technischer Defekt vorlag. Denn der Vorwurf gegen den Schiffsführer lautet laut Martin Kuhn von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Unterfranken darauf, "nicht das Notwendige getan zu haben, um Schäden zu verhindern".

So stehe es auch in der Anzeige gegen den Schiffsführer der Hosta, die an die Generaldirektion Wasserstraßen des Bundes übermittelt worden sei, teilte Kuhn auf Anfrage mit. Diese sei für die Bußgeldahndung zuständig. Die Generaldirektion müsse jetzt entscheiden, ob dieser Vorwurf zutreffe und wenn ja, wie dieser geahndet werde, sagt er.

"Der Vorgang liegt bei der Wasserstraßen und Schifffahrtsdirektion in Bonn", bestätigt Jörg Huber, Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Main in Aschaffenburg, auf Anfrage. Dort werde nun entschieden, ob tatsächlich ein Fehlverhalten des Schiffsführers vorgelegen habe, das zum Unfall geführt habe und deshalb sanktioniert werden müsse. "Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, können wir derzeit keine weiteren Auskünfte dazu geben", fährt der Amtsleiter fort.

Hier ist es passiert. Während eines Freischleppversuchs touchierte die Hosta das Restaurantschiff Mainkuh.
Foto: Fabian Gebert | Hier ist es passiert. Während eines Freischleppversuchs touchierte die Hosta das Restaurantschiff Mainkuh.

Doch auch das Restaurantschiff Mainkuh am Willy-Brandt-Kai kam nicht ohne Blessuren davon. Wegen der Havarie musste es am Abend des 23. Dezembers evakuiert und geschlossen werden. Konnte eine Kollision zunächst noch verhindert werden, kam es im Verlauf der Schlepparbeiten dann doch zu einem unglücklichen Aufeinandertreffen der beiden Schiffe, wovon eine sichtbare Delle zeugt.

Auch die Verankerungen sowie Stege und Geländer zum Mainkai hin erlitten deutliche Blessuren. Ein gefahrloser Zugang war für die Kunden des Chinarestaurants und des Spielsalons im Untergeschoss nicht mehr möglich. Der Zugang zum Schiff blieb deshalb bis auf weiteres gesperrt.

Ein Vertreter der Würzburger Eignerfamilie Pröstler befürchtete kurz vor dem Jahreswechsel in einem Gespräch mit dieser Redaktion, dass sich die Beseitigung der Schäden durch den Jahreswechsel wohl bis Mitte Januar hinziehen könnten. Diese Frist ist nun um.

"Das wird sich noch ein bisschen hinziehen", sagt der Eignervertreter jetzt am Telefon. "Die Firmen hatten alle Urlaub und haben ja auch nicht auf uns gewartet."  Er hofft auf Ende Januar. Ein weiteres Problem: Während der Bergungsarbeiten seien von den Schrauben der Schiffe Schlamm und Steine unter die Mainkuh geschoben worden.  "Die müssen wir irgendwie breit machen und wieder verteilen, damit wir beim nächsten Niedrigwasser nicht aufsitzen."

Sein Schaden sei durch eine Versicherung abgedeckt, sagt er. Anders sehe es mit den Verdienstausfällen des Chinarestaurants und des Spielsalons aus. Louis Amling von der Kürnacher Betreiberfirma des Spielsalons im Untergeschoss will sich privatrechtliche Schritte vorbehalten. "Ich muss ja erst sehen, wie lange das noch dauert." Derweil liefen seine Fixkosten aber ja weiter.  Im Chinarestaurant einen Stock höher war, wie schon kurz nach dem Unglück, niemand zu erreichen. Dort bittet eine höfliche Bandansage, es doch später noch einmal zu versuchen.

 
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  • Barbara
    merkwürdig was man aus einer Havarie macht.....dann hoffen wir mal nicht auf eine Oster-Havarie !
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  • Meinungsvertreter
    Wenn aus einer Havarie eines Schiffes an Weihnachten eine Weihnachts-Havarie gemacht wird, was genau ist dann eigentlich havariert - das Schiff oder Weihnachten? 😉
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