zurück
Würzburg
Gelungene Rettungsaktion: Das havarierte Frachtschiff "Hosta" auf dem Main in Würzburg ist wieder frei
Der Frachter "Hosta" lag in Würzburg seit Freitag quer zur Fahrrinne. Am Sonntagnachmittag ist es nach mehreren erfolglosen Versuchen gelungen, das Schiff freizubekommen.
Der entscheidende Moment am Sonntagnachmittag: Das Heck der havarierten 'Hosta' schiebt sich mit der Strömung an der zuvor demolierten Ecke der 'Mainkuh' vorbei.
Foto: Fabian Gebert | Der entscheidende Moment am Sonntagnachmittag: Das Heck der havarierten "Hosta" schiebt sich mit der Strömung an der zuvor demolierten Ecke der "Mainkuh" vorbei.
Andreas Jungbauer
 und  Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:24 Uhr

Nach der Havarie des Frachtschiffes "Hosta" am Freitag auf dem Main in Würzburg ist es am Sonntagnachmittag nach zunächst mehreren erfolglosen Versuchen gelungen, das Schiff freizuschleppen. Punkt 14.49 Uhr brandete bei den zahlreichen Schaulustigen am Mainkai und auf der Löwenbrücke Applaus auf: Die Hosta war wieder manövrierfähig und die Verkeilung mit dem Restaurantschiff "Mainkuh" gelöst. 

Die wegen der Schleppmanöver zeitweilig gesperrte Alte Mainbrücke wurde kurz nach 15 Uhr wieder geöffnet, der Schiffsverkehr auf dem Main wurde gegen 18 Uhr wieder freigegeben.

Anzeige für den Anbieter Facebook Video über den Consent-Anbieter verweigert

Möglich wurde das erfolgreiche Manöver, nachdem an der Mainkuh Stege und Geländer zum Mainkai hin abmontiert worden waren. Dadurch erhielt das Fluss-Restaurant etwas Spiel und bewegte sich geringfügig auf den Kai zu. Folge: Das Heck der havarierten Hosta geriet nun unterstützt durch die Strömung in Bewegung.

Während sich das Heck Richtung Alte Mainbrücke bewegte, zogen am Bug drei bereits am Vormittag eingesetzte Schleppschiffe. Im Ergebnis stand die Hosta dann mit dem Bug in Fahrtrichtung Randersacker. Die Position war damit zwar entgegengesetzt der eigentlichen Fahrtrichtung, aber die Fahrrinne des Mains war wieder frei. 

Schleppversuch am Sonntagvormittag: Die 'Angermünde' voraus, 'Paul' und 'Paula' hinterher – mit vereinten Kräften sollten sie am Sonntagvormittag die verkeilte 'Hosta' freiziehen. Doch dann riss das Seil.
Foto: Christoph Weiss | Schleppversuch am Sonntagvormittag: Die "Angermünde" voraus, "Paul" und "Paula" hinterher – mit vereinten Kräften sollten sie am Sonntagvormittag die verkeilte "Hosta" freiziehen. Doch dann riss das Seil.

Am Vormittag hatte man es zunächst andersherum probiert. Dabei hatten drei Schleppschiffe versucht, das Heck des Frachtschiffes von der Mainkuh wegzuziehen – ohne Erfolg: Beim Wegziehen aus der verkeilten Position riss ein Seil zwischen den Schleppschiffen.

Wie ein Riegel hatte das Gütermotorschiff auch am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages quer auf dem Main gelegen. Seit einer Havarie am Freitagnachmittag hing das Schiff fest und befand sich ganz nah am Restaurantschiff "Mainkuh" am Willy-Brandt-Kai, in dem auch eine Spielothek untergebracht ist.

Anzeige für den Anbieter Facebook Video über den Consent-Anbieter verweigert

Der Bereich rund um Mainkuh und Hosta wurde nach der Havarie mit Bauzäunen abgesperrt, das Lokal ist seit Freitag geschlossen. Auf dem Fluss ging seit der Havarie nichts mehr, der Schiffsverkehr wurde wurde eingestellt. Wegen der Schleppaktion wurde am Sonntagvormittag auch die Alte Mainbrücke wieder komplett gesperrt. Schaulustige sammelten sich auf der Löwenbrücke und verfolgten das Spektakel.

Befreites Schiff wurde noch vor Ort auf Beschädigungen untersucht

Das befreite Schiff wurde noch vor Ort einer Funktionsprobe unterzogen: Maschine, Ruder, mögliche Lecks – "es sieht soweit gut aus", sagte Martina Michel vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Main noch vorsichtig. Die Hosta konnte dann aus eigener Kraft zunächst nach Randersacker fahren. 

Wie Christian Hochbein, Geschäftsführer der Binnenschifffahrts-Verwaltungsgesellschaft in Marktheidenfeld (BVG), im Gespräch mit der Redaktion sagte, könne das Schiff voraussichtlich an der Schleuse in Randersacker wenden. Danach soll es seine geplante Fahrt fortsetzen und wird dabei auch die Unglücksstelle in Würzburg wieder passieren. 

Fotoserie

Die BVG ist Eigentümerin der Hosta. Der Frachter transportiert laut Hochbein 2000 Tonnen Asphaltgranulat flussabwärts von Roth bei Nürnberg bis in den Hafen von Rotterdam. Bereits am Freitagabend waren mehrere Versuche gescheitert, das Schiff mit einem Schleppboot freizubekommen. Deshalb wurde Verstärkung organisiert. 

Ein Schleppversuch am Sonntagvormittag war gescheitert: Ein Seil riss.
Foto: Christoph Weiss | Ein Schleppversuch am Sonntagvormittag war gescheitert: Ein Seil riss.

"Ein Eisbrecher ist bereits da, ein weiterer Schlepper kommt noch", so Hochbein am Sonntagmorgen. Die Maschinen seien PS-stärker als das Schleppschiff vom Freitag. Zunächst war er noch zuversichtlich für den weiteren Schleppversuch. Die aktuell starke Strömung des Mains erschwerte die Sache allerdings zusätzlich. Der Wasserdruck ist gewaltig.

"Paul" und "Paula" hieß das Schlepperpärchen – im Verbund mit der "Angermünde", deren Kraft am Freitag nicht gereicht hatte, sollten sie das havarierte Schiff am Heck flussaufwärts ziehen und wieder in Fahrtrichtung bringen. Zunächst zogen die Schiffe nebeneinander, dann hintereinander. Dabei riss das Seil zwischen dem ersten und den folgenden Schlepperschiffen.

Anzeige für den Anbieter Google Maps über den Consent-Anbieter verweigert

Am Sonntag war die Berufsfeuerwehr laut Einsatzleiter Torsten Maiwald mit zehn Mann vor Ort, die Polizei stellte Kräfte zur Absicherung. Kurz nach zehn Uhr lösten die Schlepper die Leinen und begaben sich in Position.

Durch die schwere Ladung hat die Hosta ordentlichen Tiefgang. In der Nacht auf Sonntag war der havarierte Frachter doch noch gegen die Mainkuh gestoßen und hatte eine bei Tageslicht sichtbare Delle geschlagen. Wie groß der Schaden an dem Restaurant ist, konnte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt am Sonntag noch nicht abschätzen. Neben der Delle sind die Zugangsstege ramponiert, auch Ver- und Entsorgungsleitungen mussten gekappt werden.

Schiffshavarie: Durch das Anstoßen des havarierten Frachters 'Hosta' wurde die Treppe des Flussrestaurants 'Mainkuh' weggerissen
Foto: Torsten Schleicher | Schiffshavarie: Durch das Anstoßen des havarierten Frachters "Hosta" wurde die Treppe des Flussrestaurants "Mainkuh" weggerissen

Polizei Würzburg geht von Fahrfehlern aus

Durch die Havarie kamen keine Menschen zu Schaden. Schon in der ersten Meldung sprach die Polizei von Fahrfehlern des Schiffsführers. Die Wasserschutzpolizei Würzburg übernahm die Ermittlungen gegen den 35-jährigen Mann. Auch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt hatte am Sonntag keine Zweifel, dass die Hosta den Unfall und die Blockade des Mains verursacht hat.

Die Havarie hatte sich am Freitag gegen 16 Uhr ereignet. Nach Polizeiangaben kam es zunächst zu einem Beinahezusammenstoß mit einem entgegenkommenden Gütermotorschiff. Bei einem Ausweichmanöver geriet die Hosta kurz vor einer Schleuse quer zur Fließrichtung, schlug auf der Bugseite am Schleusenbereich der Alten Mainbrücke an, verkeilte sich und drohte mit der Mainkuh zu kollidieren.

Bei dem Gütermotorschiff Hosta handelt es sich nach Angaben der BVG um das erste Neubau-Frachtschiff des Unternehmens. Das Schiff wurde im August 2019 in Groningen (Niederlande) getauft und im Dezember 2019 fertiggestellt. Es ist 110 Meter lang und 11,45 Meter breit und zugelassen für eine Ladung von knapp 3000 Tonnen.

Die Lage kurz nach der Havarie am Freitagabend: Feuerwehr und Rettungskräfte im Einsatz am Mainkai in Würzburg. 
Foto: Thomas Obermeier | Die Lage kurz nach der Havarie am Freitagabend: Feuerwehr und Rettungskräfte im Einsatz am Mainkai in Würzburg. 

Der Rettungseinsatz am Freitagabend zog sich bis in die Nacht, beteiligt waren rund 150 Kräfte von Polizei, Feuerwehr, DLRG Gerbrunn und Würzburg, der Wasserwacht Würzburg, Rettungs- und Sanitätsdienst sowie des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes.

Das querliegende Schiff sorgte an Heiligabend dann für große Neugier, in den sozialen Medien und vor Ort. Zahlreiche Schaulustige kamen vorbei, fotografierten und filmten. Auch deshalb wurden Bereiche um die Mainkuh abgeriegelt und vorübergehend die Alte Mainbrücke gesperrt.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Andreas Jungbauer
Torsten Schleicher
Christian Hochbein
Frachtschiffe
Instagram-Inhalte
Polizei
Wasserschutzpolizei
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • bernhard.mott@arcor.de
    Hochachtung vor der Bergungsmannschaft!

    Der Main hatte zum Bergungszeitpunkt ca. 90 cm mehr Wasserstand und dreimal so viel Abfluss wie normal. 285 m³/s Wasser sind im Main bei einer erhöhten Fließgeschwindigkeit vorhanden gewesen.
    Ich staune, wie man aus der Entfernung beurteilen kann, ob ein Schlepper seine Maschine bereit hat, ob ein Halteseil stark genug ist, ob die Maschinenleistung eines Schlepper ausreicht, etc.

    Ich kann nur alle beglückwünschen, die am 1. Weihnachtsfeiertag dafür gesorgt haben, dass die Fahrrinne wieder für die Schifffahrt frei ist.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • herbert.zorn@web.de
    Ich stimme Ihnen voll und ganz zu!!
    Es war eine SUPERleistung von den Mädels und Jungs von der Wasserwacht, Feuerwehr, THW, Sanitäter und alle anderen , welche noch beteiligt waren. Das alles haben die Beteiligten an Heilig Abend und 1. Weihnachtsfeiertag gemacht.
    "Klugsch..." können leicht aus der Ferne kluge Sprüche los lassen, nachdem sie ihren Weihnachtsbraten verschlungen haben!
    Mädels und JUngs , vielen Dank und macht weiter so, solche Menschen braucht das Land!
    Ein gutes Neues Jahr für Euch und Euren Oragnisationen und Familien!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arcus
    Jetzt spricht man von Fehlen des Schiffsführers. Nachdem ich schon einige Schiffsunfälle auf dem Rhein erleben musste frage ich mich, warum der Schiffsführer nicht besser durch Teilautonomes Fahren unterstützt wird.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Ironic
    Toll, dass am Heiligen Abend und am Weihnachtstag solch eine Bergung stattfinden kann. Die Arbeiter hätten vermutlich sonst frei gehabt. Danke!
    Von Leuten, die es besser wissen, ist das Schiff jedenfalls nicht wieder einsatzbereit geworden.
    Hat bestimmt Spaß gemacht, mal kurz zu schauen, und dann bei Kaffee, Plätzchen und Kuchen zu erzählen, was besser gewesen wäre.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Die Schlauerlis haben wieder mal ihre Kommentare gesendet!🤦‍♂️🤷‍♂️🙈
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • sbrenner@arcor.de
    Gelungene Aktion??? Das Halteseil das die Hosta von der Mainkuh weg gehalten hat ist mit einem lauten Knall gebrochen, das Heck der Hosta ist krachend in die Mainkuh eingeschlagen, hat sie knarzend zur Seite gedrückt.
    Die Schlepper hatten noch nich mal die Maschinen bereit und große Mühe noch wegzukommen bevor sie der Bug in der Seitswärtsbewegung grammt hätte.
    Im Ergebnis ist die Hosta frei, aber applaudiert hat da niemand.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • FlyByNight
    Vorweg: ich komme nicht aus der Schifffahrt.
    Dass dieser Bergungsversuch scheitern musste war doch klar.
    Mit den kleinen Main-Schleppern und solch dünnen Seil(en?)sollte ein vollbeladenes Schiff, gegen die Strömung (!) Frei geschleppt werden? Kurz Mal inne halten.
    Können froh sein, dass das Seil nicht auf halber Strecke gerissen ist...
    Eine Absicherung eines eventuellen Teilerfolges war ja auch nicht vorhanden.
    Sorry. Wer hat da die Führung?
    Das ist an Dilettantismus nicht zu überbieten.

    Den exakten Ablauf des geplanten neuen Versuchs hat heute morgen bereits ein ca. 10 jähriges Mädchen auf der Ludwigsbrücke ihrem Vater erklärt. Nur Mal so nebenbei.
    Passt aber auf, dass euch die Meekuh nicht abhaut wegen Strömung und vom Seil her.
    Ich mein ja nur.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • dbuettner0815@gmail.com
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • herbert.zorn@web.de
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • familieholl
    Inder Tat kommen Sie sicher nicht aus der Schifffahrt. Vergleichen Sie Mal die Relationen zu Hafenschlepper, dann wären die drei Schlepper und auch die Durchmesser der Festmacher mit nichten unterdimensioniert. Es gab bei dieser Bergung durchaus Dinge die nicht so funktioniert haben, wie geplant, allerdings ist eine Bergung dieser Art eine Gleichung mit vielen Unbekannten, die von allen Beteiligten auch Improvisation erfordert. Das Vorgehen erschien mir planvoll und umsichtig.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Eos123456
    Als Fußgängerbrücke ideal.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Winfriedvath@web.de
    Wenn man eine neue Main-Überquerung bauen wollte, wäre mein Favorit die Gateshead Millennium Bridge.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Eos123456
    Das werden unsere Finanzen wohl so schnell nicht erlauben.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten