Die Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) hat seit diesem Freitag einen neuen Präsidenten. An der Spitze steht für die kommenden sechs Jahre der Maschinenbau- und Robotikprofessor Jean Meyer, eine zweite Amtszeit ist möglich.
Meyer löst als Präsident Robert Grebner ab, der zwölf Jahre lang die TH führte und deren Internationalisierung vorantrieb. Fast die Hälfte der Studierenden am Standort Schweinfurt kommt mittlerweile aus dem Ausland. Oberbürgermeister Sebastian Remelé unterstrich bei der Amtsübergabe vor rund 450 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft: "Wir brauchen diesen Impuls der jungen Leute aus dem Ausland. Gut, dass sie da sind."
Hochschule soll in den kommenden Jahren auf 12.000 Studierende anwachsen
Zumal vor der TH große Herausforderungen liegen: Die Hochschule soll ihre eingeworbenen Drittmittel pro Jahr um 70 Prozent auf zwölf Millionen Euro steigern. So will es das bayerische Wissenschaftsministerium laut neuem Hochschulvertrag. Außerdem soll die Zahl der Studierenden von derzeit 9300 – etwa ein Drittel in Schweinfurt, zwei Drittel in Würzburg – in den kommenden Jahren auf 12.000 anwachsen.
Das Ziel sei ambitioniert, findet der neue Präsident. Deutschlandweit stagnieren die Studierendenzahlen vor allem wegen der geburtenschwachen Jahrgänge. In Bayern fehlt 2025 auch noch ein Abiturjahrgang. Da gilt es für die Hochschulen schon als Erfolg, ihre Zahlen zu halten.
Aber Meyer blickt weiter voraus – mit 41 Jahren ist er laut Wissenschaftsminister Markus Blume der derzeit jüngste Hochschulpräsident in Bayern. Blume sagte die Teilnahme an dem Festakt in Schweinfurt wegen eines Auslandstermins kurzfristig ab, schickte aber eine charmante Videobotschaft. Darin lobt er die THWS als dynamische Hochschule, bei der "der Pfeil nach oben zeigt".
Der Minister verwies auf die Zentren für Künstliche Intelligenz und Robotik, auf die internationalen Studiengänge, das neu geschaffene Promotionszentrum und die Ernennung zur "Technischen Hochschule" vor einem Jahr. Der scheidende Präsident habe großen Anteil an der guten Entwicklung.
Von mehreren Rednerinnen und Rednern – darunter auch der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt – wurde Robert Grebner mit Attributen gewürdigt wie: leidenschaftlich, visionär, innovationsfreudig, hartnäckig, verlässlich, realistisch. Für den Informatik-Professor gab es Standing Ovations im voll besetzten Hörsaal.
Sein Nachfolger als Präsident ist seit 2017 an der THWS tätig und war zuletzt Prodekan der Fakultät Maschinenbau, zudem leitet Jean Meyer den bundesweiten ersten Bachelorstudiengang Robotik. Der 1982 in Rendsburg (Schleswig-Holstein) geborene und aufgewachsene Ingenieur und Professor studierte Luft- und Raumfahrttechnik an der Bundeswehr-Uni München, promovierte hier und verbrachte zwölf Jahre beim Militär.
Künstliche Intelligenz und Robotik als zentrale Entwicklungsthemen
Seine wissenschaftlichen Steckenpferde sind die Robotik und Künstliche Intelligenz – zwei höchstrelevante Themen, zu denen Minister Blume meinte: "Unterfranken atmet den Geist des Silicon Valley."
Die beiden Oberbürgermeister machten in ihren Ansprachen deutlich, wie wertvoll die Technische Hochschule für die Entwicklung in ihren Städten und in der ganzen Region ist, vor allem durch ihre enge Verzahnung mit der Wirtschaft.
In Schweinfurt gelang in der Ägide Grebners nach dem Abzug der US-Armee die Konversion der Ledward Barracks in einen Hochschulcampus. Hier sollen die Internationalisierung mit weiteren englischsprachigen Studiengängen und auch die Forschung weiter vorangetrieben werden.
Ob angesichts der Bundeswehrvergangenheit des neuen Präsidenten nun militärischer Drill in die THWS einzieht? Da mochte Meyer nur ebenso selbstironisch wie humorvoll mit Rasurkontrollen, Telefondiensten und 30-Kilometer-Märschen "drohen". Eine besondere Ehre wurde bei der Amtsübergabe dem früheren Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU) zuteil: Er wurde zum Ehrensenator der THWS ernannt.