Der Würzburger Stadtrat soll am 4. Juli darüber befinden, ob Markus Trabusch als Intendant des Mainfranken Theaters nach Auslaufen seines jetzigen Vertrages im Jahr 2021 einen Anschlussvertrag erhält. Im Vorfeld der Entscheidung ist Kritik am Führungsstil des Intendanten laut geworden. Diese Redaktion hat dazu Fragen an Markus Trabusch übermittelt, die er schriftlich beantwortet hat.
Frage: Im Zusammenhang mit der anstehenden Entscheidung des Stadtrates über einen neuen Vertrag mit Ihnen ab 2021 gibt es Kritik von Beschäftigten des Mainfranken Theaters an Ihrem Führungsstil. Die Rede ist unter anderem von unangemessenem Ton. Wissen Sie von der Kritik und wie kommentieren Sie diese?
Markus Trabusch: Konkret weiß ich von dieser Kritik und ihren möglichen Auswirkungen auf meinen Anschlussvertrag seit knapp einem Monat. Ich hätte mir in diesem Zusammenhang mehr Transparenz gewünscht, mehr Möglichkeiten, darauf einzugehen und frühzeitig konstruktiv damit umzugehen.
Ist die Personalvertretung in diesem Zusammenhang auf Sie zugekommen?
Trabusch: Nein, die Personalvertretung hat sich in diesem Zusammenhang nie gemeldet. Es gab auch in den Sitzungen des Personalrats nie ein solches Thema, so dass selbst mehrere Personalratsmitglieder von dieser Kritik überrascht wurden. Bei Vertragsangelegenheiten mit dem Intendanten ist die Personalvertretung zwar nicht beteiligt, im Alltagsleben der Organisation Theater aber sehr wohl, weil der Personalrat ja die erste Anlaufstelle für Mitarbeiter mit Problemen sein sollte. Tatsächlich kam der Personalratsvorsitzende das ein oder andere Mal in anderen Fragestellungen auf mich zu, die wir dann zur Zufriedenheit aller lösen konnten.
Räumen Sie Fehler im Umgang mit Mitarbeitern ein? Und wenn ja, worauf führen Sie diese zurück und wie sind Sie damit umgegangen?
Trabusch: Selbstverständlich räume ich Fehler im Umgang mit Mitarbeitern ein. Bei circa 250 festen Mitarbeitern und nochmals über 50 wechselnden Gästen pro Spielzeit ist Kommunikation in Leitungsfunktion ein großer Aspekt der Tätigkeit eines Intendanten. Mal ist mir das besser und mal schlechter geglückt. Diese Kommunikation findet im künstlerischen Bereich zudem sehr häufig in Extremsituationen, nämlich in Endproben kurz vor der Premiere statt, mit sehr vielen unterschiedlichen Künstlerpersönlichkeiten. Insgesamt waren dies bisher 60 Produktionen. Hinzu kommt, dass der Umgangston im Bereich der Darstellenden Kunst ohnehin vom Ringen um "die Wahrheit" bestimmt wird, so dass oftmals normale Gespräche von Künstlern Außenstehenden wie eine harte, persönliche Auseinandersetzung vorkommen. Da muss man auch als Intendant häufig einiges aushalten. Aber man kann eben die Person nicht vom künstlerischen Arbeiten abspalten. Künstlerischer Erfolg hängt auch von der Art des persönlichen Einsatzes ab. Wenn ich selbst dabei einmal etwas lauter geworden bin oder Fehler gemacht habe, dann habe ich mich danach immer auch entschuldigt – und die Entschuldigungen wurden auch angenommen. Es ist aber auch nicht von der Hand zu weisen, dass die notwendigen strukturellen Veränderungsprozesse, die mit einer neuen Intendanz – an jeder Bühne und bei jedem Intendantenwechsel – einhergehen, unbequem sein können und nicht immer allen gleichermaßen gefallen.
Spielt in diesem Zusammenhang die laufende Theatersanierung eine Rolle?
Trabusch: Ja, in zweierlei Hinsicht. Einerseits sind bei mir fast zwei Arbeitstage pro Woche mit Bausitzungen und Aufgabenstellungen rund um die Sanierung belegt. Diese Zeit fehlt an allen Ecken und Enden, leider auch bei der internen Kommunikation. Andererseits darf man natürlich nicht außer Acht lassen, welch große zusätzliche Belastung die Bausituation für das ganze Haus bedeutet und dass hier im Spannungsgefüge zwischen Wunsch und Wirklichkeit durchaus Interessenkonflikte entstehen.
Wie schätzen Sie das Betriebsklima am Mainfranken Theater ein?
Trabusch: Ich schätze das Betriebsklima des Hauses – von einzelnen Schwankungen, wie es sie in jedem Betrieb gibt, einmal abgesehen – insgesamt als gut ein. Das weiß ich insbesondere von den Tänzern, Schauspielern und Sängern, dem Chor und dem künstlerischen Überbau. Vor allem durch die aktuelle spartenübergreifende Produktion „King Arthur“ sind die Darsteller auf der Bühne sehr zusammengewachsen. Aber auch in der Maskenabteilung, der Kostümabteilung, der Beleuchtung und dem Ton ist ein gutes Klima zu beobachten, genauso wie auch bei den Werkstätten und der Technik. Aber die Frage des Betriebsklimas ist schwer pauschal für das ganze Haus zu beantworten, weil die jeweiligen Schwankungen einzelner Bereiche nicht unbedingt parallel verlaufen – und sich von Produktionsphase zu Produktionsphase in den einzelnen Sparten auch ändern.
Es gibt jetzt auch schriftliche Unterstützungsbekundungen für Sie, die im Rathaus eingegangen sind. Wissen Sie davon? Falls ja, wie kommentieren Sie diese?
Trabusch: Ich habe im Nachgang davon erfahren. Das hat mich wirklich gefreut und war für mich sehr wichtig, insbesondere weil viele verschiedene Unterstützer aus unterschiedlichsten Bereichen bis hin zu einem Mitglied des Personalrats dabei waren, die vertraglich nicht von mir abhängig sind. Das hat mir gezeigt, dass ich offenbar für viele im Haus, bei aller Fehlerhaftigkeit, doch ein guter Chef bin. Denn die vehemente Kritik geht nicht spurlos an einem vorüber, man befragt sich ja sehr genau, was denn da los ist – und wie dieses negative Bild von mir im Rathaus entstehen konnte.
Wie haben Sie die ersten drei Jahre als Intendant in Würzburg empfunden?
Trabusch: Ein Theater mit vier Sparten künstlerisch zu leiten ist wie einen Tanker zu steuern. Will man den Kurs leicht ändern, so wie ich das versucht habe, benötigt es Zeit, gerade wenn das „alte System“ zwölf Jahre lang so lief, geprägt immer noch von der damaligen Schließungsdebatte. Die Kursänderung ist gerade jetzt, nach drei Jahren erreicht. Natürlich hat dies auch mit notwendigen Personalveränderungen in vielen, unter anderem auch nicht-künstlerischen Bereichen zu tun. Dieser Prozess der Veränderungen war für mich gerade abgeschlossen, es sollte nun die Zeit der Ernte beginnen. Insofern fühlte ich mich gerade erst jetzt in Würzburg angekommen.