Prunkvoller als in einem Ballsaal kann man sich den ersten öffentlichen Neujahrsempfang der Gemeinde Giebelstadt wohl kaum vorstellen. Vor wenigen Tagen erst hat die Musikkapelle ihren Dreikönigsball in der Giebelstadter Mehrzweckhalle gefeiert. Die Saaldekoration fand so eine Zweitverwendung, und der Auftakt zum Jubiläumsjahr der Gemeinde einen besonders festlichen Rahmen. Genau 1200 Jahre sind seit der ersten urkundlichen Erwähnung Giebelstadts und Eßfelds vergangen. Über 300 Gäste sind erschienen, um sich unter anderem auf die Feierlichkeiten, die das ganze Jahr begleiten werden, einschwören zu lassen.
Dem abgelaufenen Jahr gibt Bürgermeister Helmut Krämer in seinem Rückblick den wenig schmeichelhafter Untertitel "Jahr der aufgeschobenen Entscheidungen". Entgegen allen Hoffnung kam es erneut nicht zur Einleitung des Planfeststellungsverfahren für die von vielen Giebelstadtern sehnlich erwartete B 19-Ortsumfahrung. Die Zuständigen im Staatlichen Bauamt nimmt Krämer dabei ausdrücklich in Schutz. Dort liefen seit Wochen die Drucker heißt, um die meterdicken Genehmigungsunterlagen fertigzustellen, die noch Ende des Monats bei der Regierung von Unterfranken eingereicht werden sollen.
Als "Wahnsinn in unverträglichen Dosen" bezeichnet der Bürgermeister die zähe Vermarktung weiterer Flächen auf dem ehemaligen US-Stützpunkt durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA). Der schon sicher geglaubte Verkauf einer 18 Hektar großen Teilfläche sei aus "kaum nachvollziehbaren Gründen" nicht zustande gekommen. Dass ein neuerliches Bieterverfahren von der BIMA bislang nicht abgeschlossen wurde, "bleibt mir ein Rätsel und macht mich schier wahnsinnig", so Krämer.
Auch mit dem Bau einer neuen Sporthalle und eines großen öffentlichen Parkplatzes an der Würzburger Straße wäre man gern schon weiter. Ganz zu schweigen vom benachbarten Gesundheitszentrum, der Erweiterung des Kindergartens in Eßfeld, der Erschließung neuer Baugebiete, dem Hochwasserschutz in Eßfeld oder dem Dorfgemeinschaftshaus in Ingolstadt. All diese Maßnahmen stünden in den Startlöchern. Nach dem "Planungsjahr" 2019 soll 2020 deshalb zum "Umsetzungsjahr" werden.
Junge und interessante Gemeinde
Ob dazu noch Zeit und Muße bleiben angesichts der vielen Feiern und Veranstaltungen im Jubiläumsjahr, bleibt abzuwarten. Die 1200 Jahre sehe man Giebelstadt jedenfalls nicht an. "Giebelstadt wird jünger, interessanter und attraktiver", so Helmut Krämer selbstbewusst. Dem konnte auch Landrat Eberhard Nuß in seinem Grußwort nicht widersprechen. Giebelstadt sei eine moderne Gemeinde mit einer sehr guten Infrastruktur. Ablesbar sei der Gemeinsinn ihrer Bürger unter anderem am regen Vereinsleben und der großen Zahl ehrenamtlich Engagierter.
Zum Ausdruck kommt dieser Gemeinsinn auch in der neuen Chronik, die unter der Ägide von Archivarin Friederike Langeworth entstand. Über 20 Autoren haben zweieinhalb Jahre lang an dem 420-seitigen Werk mitgearbeitet. Die Gründungsgeschichte der Gemeinde bilde dabei nur den historischen Rahmen, betont Langeworth. "Einen Ort macht nicht nur die Geschichte aus, sondern vor allem seine Menschen", so Langeworth.
Bürgermedaille und ein erfolgreicher Schreiner
In Anerkennung ihrer langjährigen ehrenamtlichen Tätigkeit überreichte Bürgermeister Helmut Krämer die Bürgermedaille in Gold an Hubert Eckert, Sigrid Reuther, Michael Kramosch, Siegfried Kuhn und Andreas Lurz. Mit der Bürgermedaille in Silber wurden Elisabeth Blum, Hedwig Appold und Inge Richter ausgezeichnet. Eine weitere Ehrung wurde Sven Schröder zuteil, der im vergangenen Jahr seine Schreinerlehre als Landessieger abgeschlossen hat und beim Bundeswettbewerb den zweiten Platz belegte.
Die Musikkapelle aus Eßfeld steuerte übrigens nicht nur die festliche Dekoration des Empfangs bei, sondern auch die symphonische Blasmusik. Für die Bewirtung der Gäste vertraute die Gemeinde auf erfahrene Helfer der Dachdorfer Karnevalsgesellschaft.
Die neue Giebelstadter Chronik ist ab sofort zum Preis von 24,90 Euro bei der Gemeindeverwaltung erhältlich.