Neben der Verkehrsbelastung sind es vor allem die Lücken im öffentlichen Nahverkehr, die die Bürger aus Giebelstadt und seinen Ortsteilen an ihrer Gemeinde stört. Das ist eines der Ergebnisse aus den Vorarbeiten für ein Gemeindeentwicklungskonzept, die in der jüngsten Gemeinderatssitzung vorgestellt wurden. Seit dem Frühjahr ist ein Planungsbüro damit beschäftigt, den Giebelstadtern in Ortsrundgängen, Einzelbefragungen und gemeinsamen Workshops auf den Zahn zu fühlen.
Es ist vergleichsweise wenig, was es dabei zu bemängeln gab. Der soziale Zusammenhalt in den Ortsteilen sei gut, Nachbarschaftshilfe sei auch ohne feste Struktur selbstverständlich. Das Vereinsleben ist rege, leidet aber wie andernorts auch am Nachwuchsmangel. Auch die Nahversorgung und das kulturelle Angebot empfinden die Giebelstadter als gut.
Planfeststellungsverfahren für Ortsumgehung soll bald beginnen
Lediglich der Verkehr macht ihnen zu schaffen, sei es entlang der viel befahrenen Bundesstraße 19 oder in den übrigen Ortsdurchfahrten. Zumindest was die Bundesstraße angeht, bemüht sich die Gemeinde seit Jahren redlich um Besserung und wähnt sich dabei inzwischen auf der Zielgerade. Nach schier ewigen Verhandlungen um Ausgleichsflächen steht der Abschluss der Genehmigungsplanung unmittelbar bevor, teilt Bürgermeister Helmut Krämer mit.
Gleich nach der Jahreswende wolle das Staatliche Bauamt bei der Regierung von Unterfranken die Eröffnung des Planfeststellungsverfahrens für die rund acht Kilometer lange Umgehungstrasse der B 19 beantragen. Zwei Jahre wird das Verfahren voraussichtlich dauern. Vorausgesetzt, dass den Planfeststellungsbeschluss niemand mehr anficht, könnte 2022 der Bau der von den meisten Giebelstadter, Herchsheimern und Euerhäusern lang ersehnten Umgehungsstraße beginnen.
APG sieht viele Verbesserungen beim ÖPNV
Über das zweite Problemfeld, den öffentlichen Nahverkehr, gibt es zumindest seitens des Verkehrsbetreibers andere Ansichten. Seit einigen Jahren verkehrt der Bus im Stundentakt zwischen Giebelstadt und Würzburg. Aus Sicht des Landkreis-Verkehrsunternehmens APG eine deutliche Verbesserung, wie auch an stetig steigenden Fahrgastzahlen abzulesen sei, so Betriebsleiter Dominik Stiller auf Anfrage der Redaktion.
Abgehängt fühlen sich seitdem die Eßfelder, weil der Bus, um den Takt einzuhalten, am Ortsteil vorbeifährt. Insbesondere viele Eßfelder Schüler nutzen deshalb die Haltestelle auf freier Strecke der Bundesstraße, 15 Gehminuten vom Ort entfernt. Der Weg ist teilweise unbefestigt und nachts unbeleuchtet.
APG-Betriebsleiter Stiller kann die Kritik nicht nachvollziehen, denn eigentlich sei Eßfeld über eine Buslinie zum Bahnhof in Goßmannsdorf ans Verkehrsnetz angebunden. Die Fahrzeiten zum Würzburger Hauptbahnhof betragen über beide Routen etwa 40 Minuten. Aber irgendwie wollen sich die Eßfelder nicht an die Zubringerlinie gewöhnen.
Rufbus-Angebot ist für viele Bürger gewöhnungsbedürftig
Von den südlichen Ortsteilen aus verkehrt in den Nebenzeiten der Rufbus und bringt Fahrgäste nach Giebelstadt, beispielsweise zum Umstieg auf den Bus nach Würzburg. Auf dem Papier ist die Nahverkehrs-Versorgung dadurch deutlich besser geworden. Dass dies von vielen Bürgern anders empfunden wird, liegt aus Sicht des Bürgermeister mit daran, dass sich viele Nutzer noch nicht an das System gewöhnt haben. Der Rufbus verkehrt nur nach Anmeldung, mindestens eine Stunde vor der geplanten Abfahrt.
Weitere Defizite, die den Bürgern aufgefallen sind, betreffen den Mangel an attraktiven Dorfplätzen und Treffpunkten für unterschiedliche Generationen. Im Kernort hat die Gemeinde hier bereits Vorarbeit geleistet. Um die geplante Sporthalle am nördlichen Ende des Altorts soll ein solcher grüner Mehrgenerationen-Treff entstehen. Andernorts, wie in Euerhausen, verhindert bislang die Bundesstraße die Gestaltung einer attraktiven Ortsmitte. Doch auch hier sind die Ideen für die Zeit nach Fertigstellung der Umgehungsstraße bereits weit gereift.
Im kommenden Frühjahr wird es nun Aufgabe des Gemeinderats sein, aus der Wunschliste der Bürger einen Maßnahmenkatalog zu erstellen, der über die nächsten Jahre hinweg zur Richtschnur für die Entwicklung der Ortsteile werden soll. Dass dabei auch Wünsche auf der Strecke bleiben werden, dessen müssten sich Gemeinderäte und Bürger bewusst sein, mahnen die Planer schon heute.