Seit September gilt im Landkreis Würzburg ein neuer Fahrplan im öffentlichen Personennahverkehr. Da erstmals das Kommunalunternehmen des Landkreises (KU) sämtliche Planungen übernommen hatte, gibt es viele Änderungen. Und im südlichen Landkreis noch immer reichlich Gesprächsbedarf. Um mit Bürgern über Kritik und Anregungen zu diskutieren, waren KU-Geschäftsführer Alexander Schraml und Kerstin Horschel von der Nahverkehr Würzburg-Mainfranken (NWM) nach Giebelstadt gekommen.
Wie Bürgermeister Helmut Krämer vermutet hatte, versammelten sich vor allem solche Bürger im Kartoffelkeller, die mit dem neuen Fahrplan nicht so ganz zufrieden sind. Deshalb erklärte Alexander Schraml, welch ein Kraftakt die Erstellung des komplett neuen Fahrplans gewesen sei: 52 Landkreisgemeinden mit 110 Ortsteilen mussten aufeinander abgestimmt, Schulzeiten, Berufsbeginn und Bahnanschlüsse berücksichtigt werden. Und für den südlichen Landkreis, wo lange das Busunternehmen Hammer zuständig gewesen war, hatte das KU nur spärliche Informationen zur bisherigen Organisation des Nahverkehrs besessen.
Zahlreiche Hinweise hatten Gemeinde und NWM gesammelt und mehrere Problemschwerpunkte erkannt. Zum einen können sich viele Fahrgäste nicht mit dem Umsteigen in die Straßenbahn an der Königsberger Straße in Würzburg arrangieren. Dort enden nun die Buslinien aus Giebelstadt. Vor allem ältere Menschen, die sich in Würzburg nur in vertrauten Gegenden bewegen, würden davor zurückschrecken, hieß es aus dem Publikum.
Intelligenztest Busfahrplan
Dazu kommt, dass manch einer die Routenfindung anhand der Fahrpläne als Intelligenztest für Fortgeschrittene empfindet. Busse und Straßenbahnen seien überdies nicht aufeinander abgestimmt. Statt noch kurz auf ankommende Busse zu warten, führen die Bahnen den Fahrgästen gern mal vor der Nase weg. Das neue System sei mit so vielen Einbußen an Zeit und Komfort verbunden, dass wohl viele Pendler wieder das Auto wählten, sagte ein Bürger.
Der Umstieg in der Sanderau sei eine Forderung der Stadt Würzburg gewesen, die die Busse aus der verstopften Innenstadt heraushalten wolle, sagte Schraml. Dass die Busse, wie ein anderer Besucher vorschlug, wenigstens bis zum Sanderring fahren, sei nicht möglich. In diesem Fall funktioniere der Taktverkehr zeitlich nicht mehr, so Schraml. Das sei der Preis für die Etablierung Giebelstadts als Drehscheibe und Verteiler für den südlichen Landkreis.
Problemzone zwei: Eßfeld. Viele Bürger finden ihr Dorf nicht ideal angebunden. Obwohl laut Kerstin Horschel zwölf Mal am Tag ein Bus von Würzburg nach Eßfeld fährt und sogar 16 Mal einer in der Gegenrichtung. Da aber über Giebelstadt gefahren wird, nutzen viele Eßfelder die eigentlich gar nicht für sie vorgesehene Haltestelle „Umspannwerk“ an der B 19. Von dort schlägt man sich dann über einen matschigen, nachts unbeleuchteten Feldweg nach Hause durch.
Die andere Möglichkeit für die Eßfelder ist eine Linie, die ihren Ortsteil über Goßmannsdorf an den Zug nach Würzburg anbindet. Diese Möglichkeit jüngeren Schulkindern plausibel zu machen, halten viele Eltern für schwierig. Überhaupt wird im Transport der Schüler ein großes Problem gesehen. Insbesondere zur Mittagszeit gibt es an der Ochsenfurter Realschule regelmäßig Gedränge.
Zwei Busse fahren direkt nach Schulschluss nach Giebelstadt. Dort hinein quetscht sich jeder, der zügig nach Hause möchte. Ergebnis: Überfüllte Busse, in die nicht alle Schüler hineinpassen. Eigentlich sollen die Giebelstadter Schüler bis 13.24 Uhr warten. Die früheren Busse sollen nämlich den Kindern vorbehalten sein, die weiter im Gau wohnen – als Ausgleich dafür, dass sie morgens eine halbe Stunde früher aufbrechen müssen. Kerstin Horschel und Alexander Schraml konnten hier nur an den Gemeinsinn der Giebelstadter appellieren, den anderen den Vortritt zu lassen.
Heimfahrt ist ein Abenteuer
Eine Mutter aus Euerhausen bemängelte den Umstand, dass ihr Kind beim Schulschluss nach der siebten Stunde aus Ochsenfurt nur noch mit dem Rufbus nach Hause kommt. Auch andere Eltern sowie Bürgermeister Krämer finden, dass der Schülertransport mit festen Bussen bewerkstelligt werden müsse. Die Kinder übernähmen keine Wahlfächer oder Ehrenämter mehr, weil zu bestimmten Zeiten die Heimfahrt in ein Abenteuer ausarte.
Viele aus ihrer Sicht problematische Punkte trugen die Bürger vor. Die Anregungen sollen Kerstin Horschel zufolge, soweit möglich, berücksichtigt werden. Klar ist aber auch, dass nicht jedes Ärgernis beseitigt werden wird. „Es kann nicht nur Gewinner geben“, sagte Alexander Schraml. Viele andere ÖPNV-Nutzer hätten Vorteile durch den neuen Fahrplan. Die Zufriedenen aber kämen verständlicherweise nicht zu solch einer Veranstaltung, ist sich Schraml sicher.
Weniger schön für mich als Anwohner an der "Drehscheibe Giebelstadt" (bzw. direkt an der B19!) durch den plötzlich starken, zügigen Busverkehr in den Straßen Ostauweg, Am Sportplatz.
Warum die Linien nun durch die genannten Straßen geführt werden müssen, obwohl gegenüber der Mehrzweghalle genügend Platz zum Wenden wäre läßt sich scheinbar nur dahingehend deuten, dass diese Route für die Busfahrer/Innen wohl bequemer ist. Dazu auch noch die Dienst- und Leerfahrten zur Busgarage durch den Ostauweg, obwohl erst vor einem Jahr eine gut ausgebaute Anbindung von der B19 zur Bavariastraße von Giebelstadt gebaut wurde, die zumindest von den letztgenannten Bussen genutzt werden könnte. Die neu gewonnene Entlastung im Ostauweg durch diese Anbindung: Nun ist sie wieder dahin!.
Wenn ich gelegentlich die Busse nutze, weil mein Auto nicht zur Verfügung steht, brauche ich ein vielfaches an Zeit für die Fahrt, die Fahrt ist sehr teuer und wenn ich Pech habe ist mir auf der Rückfahrt von Würzburg ein Stehplatz sicher. Man braucht sich also nicht zu wundern, dass man keinen Pendler vom Auto für den öffentlichen Nahverkehr begeistern kann, der zeitlich unattraktiv und teuer ist.
Wenn ich die Busse nicht in die Stadt lasse oder zu selten in Richtung Stadt fahre, dann fahren halt noch mehr Leute mit dem Auto. Ob die Stadt dadurch weniger verstopft wird, kann sich ja jeder selbst überlegen.