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WÜRZBURG
Warum in Würzburg Wohnungen knapp sind
StadtGespräch zum Thema Wohnen im Alexander-Schröder-Haus.
Foto: Julia Back | StadtGespräch zum Thema Wohnen im Alexander-Schröder-Haus.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 27.04.2023 05:39 Uhr

Wird Wohnen in Würzburg zum Luxus? Im „StadtGespräch“ von Main-Post und Rudolf-Alexander-Schröder-Haus zum Thema Wohnen wurde diese Frage auf dem Podium mit einem Remis beantwortet: „Nein“ sagten Stadtbaureferent Christian Baumgart, Stadtbau-Geschäftsführer Hans Sartoris und Jürgen Kirchner, Geschäftsführer des Haus- und Grundbesitzervereins. „Ja“ meinten dagegen Studierendenvertreter Daniel Janke, Michael Thiergärtner, Leiter der Beratungsstelle für Wohnungslose und Familienvater Dominique Schmitt.

90 Bewerbungen, aber keinen Mietvertrag

Entsprechend kontrovers verlief die gut eineinhalbstündige Diskussion. „Wohnungsnot“ bedeutet für jeden etwas anderes: Familie Schmitt empfindet es als Not, dass sie seit Jahren sucht aber kein bezahlbares Haus im Frauenland findet. Schmitt: „Eine Doppelhaus-Hälfte, die vor acht Jahren dort für eine halbe Million Euro zu haben waren, kostet heute das Dreifache.“

Thiergärtner versteht unter „Wohnungsnot“, dass Menschen in Notlagen „kaum Chancen auf dem Wohnungsmarkt haben“. Wer einen Schufa-Eintrag, eine schlecht bezahlte Arbeit oder gar keine hat, „bekommt auch nach 90 Bewerbungen keinen Mietvertrag.“

Von der Not eines Rentners erzählte Roland Vogt, 77 Jahre, der mit seiner Frau zur Diskussion ins Alexander-Schröder-Haus gekommen war. „Wir finden keine Wohnung in der Stadt, die wir von unserer Rente bezahlen können.“

Die Probleme junger Leute schilderte Studierendenvertreter Janke: „Es gibt Studierende, die ihren zugangsbeschränkten Platz an der Würzburger Uni nicht annehmen konnten, weil sie keine Wohnung gefunden haben.“ Rund 35 000 Menschen studieren in Würzburg. 350 Euro ist laut Janke die Schmerzgrenze für ein Dach über dem Kopf. Er fordert: „Das Studentenwerk muss wieder mehr bauen.“

Warum gibt es in Würzburg zu wenig bezahlbare Wohnungen?

So vielfältig wie das Problem, sind auch die Gründe dafür. Günstige Wohnungen fehlen in der Stadt, „weil es in der Stadt in den vergangenen zwei Jahrzehnten der Geschosswohnungsbau vernachlässigt wurde“, erklärte Stadtbaurat Baumgart. Das könne man der Stadtverwaltung vorwerfen. Neue Baugebiete wurden schwerpunktmäßig für Ein- bis Zweifamilienhäuser ausgewiesen.

Dazu kommt, dass der Sozialwohnungsbau – wie in ganz Deutschland – auch in Würzburg seit 20 Jahren rückläufig ist. So gab es 2010 noch 4500 Sozialwohnungen in der Stadt. Heute sind es 3800.

Wohnraum ist heute aber auch anders verteilt als früher. „Während ein Würzburger 1910 im Durchschnitt auf zehn Quadratmetern lebte, liegt der Wohnraumbedarf pro Kopf heute bei 46 Quadratmetern,“ berichtete Baumgart. Das heißt: Ein Einwohner braucht heute fast fünfmal so viel Platz wie vor 100 Jahren.

Dass es gerade Familien schwer haben, eine größere Wohnung zu finden, liegt laut Stadtbau-Chef Sartoris daran, dass in gut 80 Prozent der Haushalte der Stadt nur eine oder zwei Personen leben. „Entsprechend werden auch viele kleine Wohnungen gebaut.“ Außerdem würde die Vermietung einzelner WG-Zimmer mehr Geld bringen als die an eine Familie. So könne man in der Sanderau beobachten, die sich von einem Stadtviertel für Familien in ein studentisches verwandeln würde.

Der Mietmarkt unterliegt Schwankungen

„Bis in die 70er Jahre bauten Privatpersonen noch Mehrfamilienhäuser“, erklärte Kirchner vom Haus- und Grundbesitzerverein. Inzwischen seien Boden- und Baukosten aber so extrem gestiegen, dass es solche Bauherren nicht mehr gibt.

Kirchner erinnerte daran, dass der Mietmarkt Schwankungen unterliegt: „Vor 15 Jahren zogen die Leute von der Stadt aufs Land und in Würzburg musste man Mieter suchen.“ Der Wohnungsmarkt unterliege den üblichen Marktgesetzen, also reguliere die Nachfrage auf Dauer das Angebot. Diese Meinung teilten freilich nicht alle Diskussionsteilnehmer.

„Unsere Aufgabe ist es, den Anteil an bezahlbaren Wohnungen stabil zu halten“, sagte Sartorius. So habe die Stadtbau – gegen den allgemeinen Trend – sogar heute mehr Sozialwohnungen als früher. Heute sind es 2000, 2007 waren es 1600.

„Was tut die Stadt sonst noch?“, wollte Moderator und Leiter der Main-Post-Lokalredaktion Torsten Schleicher wissen. Baumgart nannte zwei Dinge. Zum einen müsse „verdichtet“ werden, was Bebauung von Baulücken und Aufstockung der vorhandenen Bebauung bedeutet. „Das wird schmerzhaft“, erklärte der „Bauminister“ einer Stadt, „die um jeden grünen Fleck kämpft“. Zum anderen müsse die Stadt den sozialen Wohnungsbau ankurbeln.

„Den Anteil an öffentlich geförderten Wohnungen kann man im Bebauungsplan festschreiben,“ nannte Baumgart das Instrument, das der Stadt dafür zur Verfügung steht. So wurde am Hubland ein Anteil von 35 Prozent festgelegt. 2500 Wohnungen werden insgesamt im neuen Stadtteil gebaut.

Sozialwohnungen auf dem Post-Areal?

Aber auch am Post-Areal am Bahnhof, wo private Investoren 400 Wohnungen planen, müsse die Stadt laut Baumgart „die politische Stärke und das Rückgrat haben“, einen Anteil an Sozialwohnungen im Bebauungsplan festzuschreiben.

Am Ende der Veranstaltung bat Moderator Schleicher noch um einen Blick in die Zukunft, der erwartungsgemäß unterschiedlich ausfiel. Einig waren sich die Vertreter von Wohnraum Suchenden und die Vertreter derer, die diesen Schaffen allerdings darin: Es sind große Anstrengungen nötig, damit das Wohnen in Würzburg in zehn Jahren kein Luxus wird.

Cathrin Holland von der Diakonie: 'Zu mir kommen Menschen, die ihre Wohnung verlassen müssen, weil sie die Miete nicht mehr zahlen können.'
Foto: Theresa Müller | Cathrin Holland von der Diakonie: "Zu mir kommen Menschen, die ihre Wohnung verlassen müssen, weil sie die Miete nicht mehr zahlen können."
Roland Vogt ist Renter und findet mit seiner Frau keine Wohnung in Würzburg, die sie bezahlen können:'Dafür langt unsere Rente nicht.'
Foto: Theresa Müller | Roland Vogt ist Renter und findet mit seiner Frau keine Wohnung in Würzburg, die sie bezahlen können:"Dafür langt unsere Rente nicht."
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Foto: Theresa Müller | Wolfgang Vogt sucht eine Wohnung für seine behinderte Tochter: "Sie soll so groß sein, dass für die Studenten, die sie pflegen Platz ist."
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Foto: Theresa Müller | Pfarrer Werner Schindelin möchte, dass alle Menschen eine eigene Wohnung erwerben können: "Auch Menschen mit wenig Einkommen sollten langfristige Darlehensverträge bekommen können."
 
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  • B. D.
    ..... nachhaken auf US-Wohnungen. Dass Häuser günstig zu Eigentum verkauft wurden weiss ich. Wegen hoher Nachfrage wurden sie teils sogar verlost. Ich rede aber von der wie auch erwähnt wurde von den Wohnblocks die eigene Stadtviertel abdeckten. Da stehen immer noch viele leer. Dass die alle sehr renovierungsbedürftig seien möchte ich nicht gelten lassen. Die US-Bürger, bzw die Armee hat die Gebäude ständig in Schuss gehalten. Und dass die Wohnungen verwahrlost sein mögen kann schon gar nicht glauben. Vielmehr nehme ich an dass eine regelrechte Wohnungsschwämme den Mietspiegel nach unter drücken würde und da hätten viele etwas dagegen die etwas zu sagen haben.
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  • G. B.
    Wieso kann ein Student nicht mal eine Weile von einer Landgemeinde pendeln, bevor er einen Studienplatz aufgibt? Wenn es mir wirklich wichtig ist, ein bestimmtes Fach zu studieren, muss ich doch nicht unbedingt in der Innenstadt wohnen.
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    Ja, dann muss aber der ÖPNV aber attraktiver werden. Dort wo sinnvoll die Radverkehrsinfrastruktur schnell verbessert werden.
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    Jetzt sprechen wir über die Abschaffung des Soli. Für die Abschaffungist in erster Linie ja die FDP. Die Abschaffung des Soli - und das bestreitet nicht mal die FDP-wird im Wesentlichen bei Steuerzahlern mit hohem Einkommen ankommen. Die vielzitierte Mittelschicht hat da gar nichts davon oder kann sich vielleicht einen Kinoabend im Monat dafür leisten. Wie wärs also die Mittel aus dem Soli gezielt in den sozialen Wohnungsbau zu stecken. Wie wärs, freie Flächen (Parkplätze, Straßen) für den Wohnungsbau umzuwidmen und dafür den ÖPNV zu stärken?
    Wie wärs den Soli für Renovierungen, Umgestaltung von umbauten Raum zu nutzen um Wohnraum zu schaffen? Wie wärs auch mal den ungenutzten Wohnraum zu besteuern, damit es weniger attraktiv ist einfach nicht zu vermieten? Wie wärs ..........
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  • J. L.
    Die Stadt spielt das Problem herunter. Ich suche beides: eine ordentliche Wohnung und ein nettes Haus für eine Familie. Beides ist in Würzburg nicht bezahlbar zu bekommen. Selbst absoluter Trash bewegt sich in Regionen > 750k Euro. Vernünftige Baugrundstücke um selbst tätig zu werden gibt es nicht – und wenn bewegt sich auch hier der Preis in schwindelerregenden Höhen. Die Stadt versäumt es hier für ein entsprechendes Angebot zu sorgen. So werden Rentner aufs Land gedrängt und jungen Familien die Chance entzogen sich etwas aufzubauen.

    Vielen Dank an die Gesandten der Stadt.
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  • B. D.
    In dem Bericht ist zu lesen, dass es vor 7 Jahren 7oo Sozialwohnungen mehr gab als heute. Gleichzeitig sind in dieser Zeit zigtausend US-Amerikaner abgezogen worden (davon viele Familien) - lebten die alle in den Kasernen mit 6 Mann in einem Zimmer wie wir damals bei der BW oder wo sind denn die Wohnungen alle hingekommen? In SW, BA, KT usw. waren jede Menge Wohnblocks mit Spielplätze, auch die wurden nicht in den sozialen Wohnungsmarkt integriert
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  • U. S.
    Es gab einen Trend Sozialwohnungen günstig als Eigentumswohnungen zu verkaufen. Hintergrund war, dass die nötigen Sanierungen gespart wurden. Die durften die ahnungslosen Neu-Eigentümer (meist die ehemaligen Mieter) selbst in Auftrag geben und bezahlen. Diese Wohnungen sind deutschlandweit als Sozialwohnungen verloren und fehlen. Dazu die Falschbelegungen. Wer einmal eine günstige Wohnung ergattert hat gibt die nie wieder her. Die paar Euro eventuelle Fehlbelegungsabgabe zahlt man so nebenbei und ist immer noch weit davon entfernt, was eine freie Wohnung kosten würde.

    Dazu kommen unsere Neubürger die auf den Wohnungsmarkt drängen und als Notfälle allesamt höchste Priorität haben. Die Verteilerschlüssel sind so gestaltet, dass eine normale kleine Familie auf der Warteliste gar keine Chance hat günstigen Wohnraum zu ergattern.
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  • U. S.
    @Zeltingen Ihre Frage wo die Wohnungen hingekommen sind in denen zig US-Amerikaner mit ihren Familien lebten beantwortet sich selbst wenn man in der heutigen Ausgabe der MP liest:

    Die Aufnahmeeinrichtung Oberfranken, so der offizielle Titel der Anlage, ist umstritten. Früher wohnten hier Angehörige des US-Militärs. Das Gelände war eine Stadt in der Stadt, mit komplett eigener Infrastruktur. So ist es auch heute. Nur leben hier keine Soldaten mit ihren Familien mehr, sondern Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen ihre Heimat verlassen haben – in der Hoffnung, Asyl in Deutschland zu finden.

    http://www.mainpost.de/ueberregional/bayern/Anschlaege-Feuer-Fluechtlingsheime-Oberfranken-Tod-und-Trauer;art16683,9797388
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  • L. W.
    @ winnem

    Na, da haben Sie aber wieder einen willkommenen Anlass gefunden um gegen Flüchtlinge zu hetzen.

    An der Wohnungsnot in Würzburg würde es aber gar nichts ändern, wenn die Bamberger Wohnungen am Markt wären. Hauptsache man kann schlechte Stimmung verbreiten und über unschuldige Menschen Hass ausschütten.
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  • U. S.
    @Lebenhan1965 ich habe lediglich eine Frage beantwortet, wenn Sie mir schon wieder Hetze nachsagen ist das nicht mein Problem. Auch in BA gibt es Menschen die Hände ringend bezahlbaren Wohnraum suchen! Das Problem ist nicht nur auf Würzburg bezogen sondern Bundesweit!
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  • A. F.
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • A. F.
    Lieber das Geld in den sozialen Wohnungsbau stecken und so dafür sorgen, dass diese schöne Stadt weiter wächst und eine Zukunft hat, als wie das Geld in einem Stadion zu verbrennen, dass eh bald kein Mensch mehr braucht.
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    Das ist durchaus eine Überlegung wert. Ich selbst bin zwar kein Fußballspieler, aber ich sehe auch, dass durch die starke Verbreitung von virtuellen Spielen der Stadionbesuch immer unattraktiver wird. Gestern hatte ich die Chance mir mal von einem jungen sehr erfolgreichen Start up zeigen zu lassen, wie sich die
    Spielewelten rasant entwickelt. Da kam mir auch der Gedanke, bis die in
    Würzburg mit einem Station fertig sind, geht keiner mehr hin.
    Das Geld in den sozialen Wohnungsbau zu stecken ist sicher sinnvoller.
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    Würzburg ist attraktiv. Viele hochbezahlte Angestellten von Lufthansa und Banken wohnen in Würzburg. Das treibt die Mietpreise nach oben. Die setzen sich in den ICE und so schnell in FRA und im Zentrum der Stadt.
    Die Stadt hat es leider versäumt ausreichend Flächen für Sozialwohnungen zu reservieren und auch welche zu bauen. Andererseits gibt’s auch in den Kommunen entlang der Schiene genügend Leerstände, die nicht genutzt werden. Eine Kombination aus einer Verbesserung des Schienenahverkehrs und der Unterstützung bei der Aktivierung von Wohnraum könnte hier Abhilfe schaffen. Dafür freilich ist Kooperation notwendig.
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