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WÜRZBURG
Zehn Jahre Kuchen für ein neues Heim
Fünf Zimmer und ein Stückchen Grün gesucht: Mit diesem Plakat hofft Familie B., ein Haus zu finden.
Foto: Thomas Obermeier | Fünf Zimmer und ein Stückchen Grün gesucht: Mit diesem Plakat hofft Familie B., ein Haus zu finden.
Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:30 Uhr

Wenn es nach Max* geht, ist schon mal klar, wie das neue Haus aussehen soll. Es ist ziemlich quadratisch, hat vorn drei Fenster und ein sonnig-goldenes Dach. Und Rasen vor der Tür! Den wünscht sich Max nämlich für den Sommer. Und weil ihm das so wichtig ist, hat es der Sechsjährige gleich noch mal in Großbuchstaben aufs Papier gemalt: „SOMMER“.

Ungewöhnliche Immobilienanzeige

Das bunte Kinderbildchen ist der Hingucker auf einer ungewöhnlichen Immobilienanzeige, die man zurzeit im Würzburger Frauenland findet. Wetterfest eingeschweißt suchen dort Sabine und Daniel B. für sich und die beiden Kinder Max und Lena ein Haus. Was die „Familie ohne Lottogewinn, aber mit geregeltem Einkommen“ für die erfolgreiche Vermittlung einer Immobilie im Frauenland zu geben bereit ist, steht auch drauf: „Ein 10-Jahres-Abo für selbstgebackenen Kuchen? 1321 handgemalte Kinderbilder? Dankbarkeit bis an unser Lebensende? Oder doch einfach einen echten Finderlohn?“ 

„Der Aushang ist der Versuch, bei der Haussuche den Humor zu bewahren“, sagt Sabine B.. Denn wirklich lustig ist es für sie und ihren Mann längst nicht mehr. Seit mehr als anderthalb Jahren sind die Eheleute auf der Jagd nach einem Haus im Frauenland. In dem Stadtteil wohnen sie schon heute, in einer Vier-Zimmer-Eigentumswohnung auf knapp 100 Quadratmetern. Das ist zwar nicht völlig beengt, doch die Kinder wachsen eben heran. Max und Lena sollen ihre eigenen Zimmer haben, und die Eltern – beide 36, sie Journalistin, er Psychotherapeut – bräuchten wenigstens noch ein Arbeitszimmer.

Dringend ein Haus zum Kauf gesucht

„Wenn wir Freunden oder Maklern erzählt haben, dass wir ein Haus im Frauenland zu kaufen suchen, haben wir eigentlich immer nur mitleidiges Lächeln geerntet“, berichtet Sabine B.. Heute versteht sie es. Denn trotz geregeltem Einkommen und einer Eigentumswohnung in der Hinterhand – an ein einigermaßen bezahlbares Haus zu gelangen, scheint bisher ein utopisches Unterfangen zu sein. Und das selbst dann, wenn man gar nicht mal schlecht verdient und bereit ist, die Grenze von einer halben Million Euro zu überschreiten.

Aber warum muss es unbedingt ein Haus im Frauenland sein? Eine Antwort steht auf der Suchanzeige: „Wir haben unsere Heimat im Frauenland gefunden und wünschen uns nichts mehr, als hierbleiben zu können.“ Der Wunsch, im gewohnten Umfeld bleiben zu können, ist jedoch nur eine Seite der Medaille. Die dreijährige Tochter Lena ist wegen eines Gendefekts entwicklungsverzögert. „Hier sind unsere Ärzte, der Logopäde, der Physiotherapeut, hier hat sie ihren Kindergarten“, sagt Sabine B..

Plötzlich 100.000 Euro mehr

Wenn sie mit Bekannten spricht, die auch ein Haus suchen, hört sie oft nichts Ermutigendes. „Manche meinten dann oft schon, ihr Traumhaus gefunden zu haben. Und dann legt in letzter Minute doch noch ein anderer Interessent 100.000 Euro drauf.“ Bedenklich findet sie, was sie selbst von manchen Maklern zu hören bekommt: „Die erzählen einem dann, dass in dieser oder jener Straße nur Ärzte und Professoren wohnen – als wäre das ein Qualitätsmerkmal!“

Längst müsste es für die Familie auch nicht mehr unbedingt ein Haus sein. „Eine Fünf-Zimmer-Wohnung mit kleinem Garten wäre auch in Ordnung“, sagt Sabine B.. Doch auch hier sieht es mau aus. „Größere Wohnungen gibt es fast nicht“, berichtet sie über ihre Erfahrungen und findet die Wohnungsbaupolitik in Würzburg verfehlt: „Es werden doch fast immer nur Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen gebaut.“

Wer kann der jungen Familie helfen?

Den Humor lassen sich die Eheleute nicht nehmen, das zeigt nicht zuletzt das Plakat mit Max' Zeichnung. Und die Hoffnung? „Wir wünschen uns, dass es vielleicht doch einen Hausverkäufer gibt, dem auch wichtig ist, wer in sein Haus einzieht. Der vielleicht möchte, dass das Haus belebt ist und dass sich darin eine junge Familie glücklich fühlt.“

*) Alle Namen geändert

„StadtGespräch“

„Angebot klein, Kosten hoch: Wird Wohnen in Würzburg zum Luxus?“ – so lautet das aktuelle Thema in der Reihe „StadtGespräch“ am Dienstag, 14. November, um 19 Uhr im Rudolf-Alexander-Schröder Haus.

Auf dem Podium werden Vertreter der Stadt Würzburg, von Wohnungsbauunternehmen, der Studierenden, von Sozialverbänden und vom Haus- und Grundbesitzerverein diskutieren. Die Zuhörer können sich zu Wort melden.

Veranstaltet wird das „StadtGespräch“ von der Main-Post in Zusammenarbeit mit dem Rudolf-Alexander-Schröder-Haus. Der Eintritt ist frei.

Anzeige für den Anbieter YouTube über den Consent-Anbieter verweigert
Ein „Zehn-Jahres-Abo für selbstgebackenen Kuchen“ bietet Familie B. unter anderem für die Vermittlung eines Hauses im Frauenland.
Foto: Thomas Obermeier | Ein „Zehn-Jahres-Abo für selbstgebackenen Kuchen“ bietet Familie B. unter anderem für die Vermittlung eines Hauses im Frauenland.
 
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  • E. S.
    Bis vor wenigen Jahren noch wurde über Leerstände, zurückgehende Bevölkerungszahlen, "aussterbendes" Deutschland geklagt, heute wird gebaut wie verrückt, wahnsinniger Flächenfraß, Versiegelung und Verbetonierung unserer Heimat...und trotzdem reicht es nicht.
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  • U. S.
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • S. T.
    Ich sage mal, das sind Probleme auf hohem Niveau, obwohl ich die Familie schon verstehen kann. Es ist immer schön im vertrauten Umfeld zu bleiben, aber auch ein Umzug in einen anderen Stadtteil wird den Kindern keinen Schaden bereiten.
    Ich kenne viele Familien, die in ihrem Leben keine halbe Million für irgendwas zusammen brächten und wesentlich beengter wohnt.
    Die Ballungszentren sind nun einmal sehr beliebt und voll, und gerade die Bereitschaft so unverschämt viel zu zahlen, treibt die Preisspirale immer höher.
    Wir haben uns entschieden, dem "ländlichen Raum" auch eine Chance zu geben, dort ist naturgemäß mehr Platz, dort wird Bevölkerung gewünscht und es ist dadurch bezahlbarer...Durchaus eine Alternative...
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Ich habe den Aushang selbst hängen sehen. War mir auch sehr sympatisch. Aber: Das Frauenland ist nun mal sehr teuer. Die Preissteigerung in den letzten Jahren enorm. Unter 800000 Euro geht da mit Sanierung und Erwerbsnebenkosten nichts mehr. Erst kürzlich boten sich die Interessenten eines Hauses in der Schellingstrasse auf 1.3 Mio. hoch. Plus Sanierung wird das dann sportlich. Es klingt hart: Das ist leider der freie Markt.
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  • D. T.
    Wir haben Jahre gesucht... und selbst festgestellt, dass man irgendeine "Kröte" (oder mehrere) schlucken muss. Es gibt mehrere Stellschrauben: Entweder Preis, Lage (eben nicht Wunschstadtteil), Größe oder sonst was.
    Sicherlich achten die Verkäufer auch darauf, an wen verkauft wird.. zunächst einmal zählen aber: gebotener Preis, Vitamin "B" u.ä.
    Also: Flexibel sein.
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  • E. V.
    ..."Und das selbst dann, wenn man gar nicht mal schlecht verdient und bereit ist, die Grenze von einer halben Million Euro zu überschreiten....:"
    Soll das ein Witz sein? Ein freistehendes Einfamilienhaus mit bisschen Garten, das sofort ohne größere Renovierungen beziehbar sein soll, kriegen sie ja noch nicht mal in Heidingsfeld für unter einer halben Million. Aber im Frauenland? Träumt weiter liebe Familie...
    Aber das mit dem Aushang kann funktionieren, haben wir auch so gemacht, waren aber örtlich flexibler, weil jahrelange Suche geht doch nur an die Substanz. Für kleine Kinder gibt es geeignetere Stadtteile bzw. Gemeinden ringsherum., als das zwar zentrale, aber verkehrsreiche und zugeparkte Frauenland.

    Und liebe Mainpost: Ab jetzt bitte jede Woche so ein Familie-auf-Wohnungssuche-Porträt, das gibt jede Menge Lesestoff, soll doch niemand denken, dass das hier ein Gefälligkeitsartikel ist...
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