Die Hitzewelle dauert noch ein paar Tage an. Dabei kann es in der Würzburger Innenstadt nachts sehr viel wärmer sein als am Stadtrand: Im Forschungsprojekt „Klimaerlebnis Würzburg“ wurde ein Unterschied von 5,4 Grad Celsius gemessen, berichtet die Uni Würzburg in einer Pressemitteilung.
„Ursache für die Hitzewelle ist sehr warme Luft vom Mittelmeer, die über eine südwestliche Strömung zu uns gelangt“, erklärt Klima-Experte Professor Heiko Paeth vom Institut für Geographie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Dazu komme eine sehr stabile Wetterlage mit Hochdruckeinfluss. Diese beeinflusse – mit kurzen Unterbrechungen – seit April das Wettergeschehen in Deutschland. In vielen Regionen habe sie für extreme Trockenheit gesorgt.
Auch in Würzburg war es in den vergangenen Wochen sehr heiß. Hier haben die acht Messstationen des Forschungsprojekts „Klimaerlebnis Würzburg“ fleißig Daten gesammelt.
„In der Würzburger Innenstadt haben wir am 30. Juli und am Tag danach Spitzenwerte von 36,6 und 37,0 Grad Celsius gemessen“, sagt Paeths Doktorand Christian Hartmann. „Das ist zwar bei weitem nicht auf dem Niveau des Rekords mit 39,4 Grad vom 7. August 2015, für einen Sommertag jedoch schon sehr beachtlich.“
In der Hitze fiebern viele Menschen den Abendstunden entgegen, wenn die Luft langsam wieder abkühlt und sie die Wohnung noch einmal richtig durchlüften können. Dann aber stellt so mancher enttäuscht fest, dass die Luft draußen bei weitem wärmer ist als gedacht.
In der Innenstadt macht sich der sogenannte städtische Wärmeinseleffekt bemerkbar. „Bebaute Gebiete mit ihren Straßen und Häuserfassaden heizen sich tagsüber stärker auf und können abends schlechter abkühlen als das Umland“, erklärt Hartmann. Besonders in den frühen Nachtstunden geben Asphalt, Steine und Beton die gespeicherte Wärme wieder ab.
Deutlich zeigte sich das beispielsweise am Montag (30. Juli 2018): Gegen 22 Uhr war es am grünen Ortsrand der stadtnahen Gemeinde Gerbrunn rund 5,4 Grad Celsius kühler als in der Würzburger Innenstadt. Dabei liegen die beiden Messstationen nur etwa vier Kilometer Luftlinie voneinander entfernt.
Drei Jahre lang werden das Würzburger Stadtklima und die Lebensbedingungen der Stadtbäume genau unter die Lupe genommen: Im Forschungsprojekt „Klimaerlebnis Würzburg“ kooperiert die Uni Würzbhurg mit der TU München im Rahmen des Zentrums für Stadtnatur und Klimaanpassung. Das bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz fördert das Projekt. Bei dem Projekt wird unter anderem gemessen, ob die Stadtbäume über genug Wasser verfügen oder wieviel CO2 sie speichern. Alle Interessierten können die Messwerte in Echtzeit über das Internet abrufen unter www.klimaerlebnis.de
Dort lässt sich zum Beispiel sehen, dass es einer Linde, die im Ringpark nahe der Residenz steht, in Sachen Wasserversorgung aktuell nicht so gut geht. Oder dass sie seit Jahresbeginn 3,9 Kilogramm CO2 gespeichert hat. Auch wieviel Wasser sie pro Stunde verdunstet und um wie viel kühler es direkt unter dem Baum ist als in Umgebung, lässt sich von der Website ablesen.