Auf dem Weg von Veitshöchheim nach Thüngersheim kündet ein großer, roter Kran davon, dass an der Schleuse etwas anders sein muss. Aus großer Entfernung bereits lenkt er die Blicke der Vorbeifahrenden auf das Mainufer. An der Schleuse sind Überprüfungen und Wartungsarbeiten im Gange. Kein einfaches Unterfangen, das umfangreiche Vorbereitungen Voraussetzung.
In einem festen Turnus finden solche Überprüfungen alle sechs Jahre finden solche Maßnahmen an den insgesamt 34 Mainschleusen statt. Jedes Jahr im Frühling ruht der Schiffsverkehr deshalb in der Regel für zwei Wochen. Zuständig für den Schleusenbetrieb ist das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Main (WSA Main) mit Sitz in Aschaffenburg. Der gesamte Schiffsverkehr auf dem längsten Fluss Frankens wird von dieser Behörde überwacht und verwaltet. Insgesamt ist der Fluss 527 Kilometer lang, 407 Kilometer davon führen durch Franken. Schiffbar ist der Main allerdings nur auf 388 Kilometern, beginnend mit dem Hafen im oberfränkischen Bamberg bis zur Mündung in der Rhein bei Mainz.
Gemeinsam mit den Staustufen waren die meisten der Mainschleusen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts errichtet worden. Auf diese Weise sollte der Fluss aufgestaut werden, um ihn ganzjährig auch für große Schiffe befahrbar zu machen. Gleichzeitig wird bis heute in den Wasserkraftwerken der Staustufen nachhaltig Strom erzeugt.
4,15 Meter Höhenunterschied müssen Schiffe überwinden
4,15 Meter beträgt der Höhenunterschied zwischen dem Ober- und dem Unterwasser, den die Schiffe an der Schleuse Erlabrunn überwinden müssen. Dies geschieht, durch das Anheben und Absenken des Wasserspiegels sobald ein Schiff in die Schleuse eingefahren ist und sich die schweren Stahltore hinter ihm verschlossen haben. "Vor Corona sind bis zu 40 Schiffe am Tag durchgekommen, aber dann hat man auch hier die Auswirkungen der Pandemie gemerkt", erklärt Walter Beyer vom WSA Main.
Zwischen dem 13. und dem 29. März wird allerdings niemand die Anlage nutzen können. Für die Überprüfung muss die Schleuse vollkommen leer gepumpt werden. Überraschend kommt eine solche Schleusensperre allerdings nicht. "Die Maßnahmen werden teilweise Jahre vorher angekündigt, die Schifffahrtsunternehmen haben also ausreichend Vorlauf um sich darauf einzustellen. Das gibt auch keine Probleme", so Beyer.
Das Abpumpen der Schleuse dauert fast einen Arbeitstag
Das Auspumpen selbst nimmt fast einen ganzen Arbeitstag in Anspruch. Zuvor müssen noch sogenannte Revisionsverschlüsse an den Toren installiert werden. Durch die tonnenschweren Stahlkonstruktionen wird die Schleuse nach außen abgedichtet, damit die Wartungsarbeiten am Grund der Schleusenkammer im Trockenen stattfinden können. "Dieser Arbeitsschritt benötigt die meisten Arbeitskräfte. Neben dem benötigten Kranfahrzeug sind noch etwa 20 Personen am Werk", erklärt Martina Michel, die Leiterin des WSA-Außenbezirks Marktbreit, zu dem auch die Erlabrunner Schleuse gehört.
Die Fachkräfte durchlaufen das fast 300 Meter lange Becken und überprüfen die massiven Schleusentore, die hohen Betonwände, den Schleusenboden und die typischen Verschleißteile auf der Anlage. Kleinere Mängel werden umgehend beseitigt, zeigen sich die ersten Anzeichen auf größere Schäden, etwa an den Schleusentoren, dann werden sie registriert und für die kommenden Jahre eingeplant.
Eine Granate aus dem Zweiten Weltkrieg landete in der Schleuse
Schlechte Nachrichten erwartet Martina Michel diesmal an der Schleuse in Erlabrunn nicht, aber in der jüngeren Vergangenheit kamen im Rahmen der Überprüfungen schon erstaunliche Dinge zum Vorschein. So fand man im Jahr 2012 im leergepumptem Becken eine funktionsfähige Mörsergranate aus dem Zweiten Weltkrieg, die der Fluss dorthin verfrachtet hatte. Sie wurde nach am gleichen Tag entschärft.
Solche Überraschungen blieben diesmal glücklicherweise aus. "Die Wartungen sind inzwischen in vollem Gang. Es handelt sich dabei aber nur um kleinere Arbeiten, wie die Nachbesserung von Dichtungen oder der Austausch von Verschleißteilen", so Martina Michel. "Wir konnten glücklicherweise auch auf den Einsatz von Fremdfirmen verzichten, weswegen die Kosten sehr überschaubar blieben."
Dabei war auch das WSA von den Warnstreiks im öffentlichen Dienst betroffen. "Aber in Erlabrunn waren die Auswirkungen minimal, adere Schleusen, bei denen intensivere Arbeiten notwendig waren, hatten damit größere Probleme", sagt Martina Michel. Die Ingenieurin geht deshalb fest davon aus, dass die Schiffe planmäßig am 30. März wieder fahren können.