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STEINBACH
Schleuse trocken, Arbeiter nass
Die Schleuse in Steinbach wurde zwecks Inspektion und Wartung trockengelegt, Pumpen haben am Freitag die Schleusenkammer leergepumpt.
Foto: Björn Kohlhepp | Die Schleuse in Steinbach wurde zwecks Inspektion und Wartung trockengelegt, Pumpen haben am Freitag die Schleusenkammer leergepumpt.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 19.04.2018 02:33 Uhr

Seit Donnerstag ruht der Schiffsverkehr auf dem Main wieder, zumindest der, der auf Schleusen angewiesen ist. Grund ist die alljährlich im April stattfindende Schleuseninspektion und -instandhaltung, bei der manche Schleusen trockengelegt werden. Dieses Jahr ist unter anderem die Schleuse Steinbach an der Reihe.

Als die Trockenlegung am Freitagmorgen beginnen sollte, erlebten die Arbeiter eine Überraschung: Ein Biber habe sich in der 300 Meter langen Schleusenkammer befunden und habe erst durchgeschleust werden müssen, erzählt Gerhard Höfling, Leiter des Außenbezirks Gemünden der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. „Das hatten wir auch noch nicht“, sagt er und lacht.

Rund 13 Millionen Liter Wasser

Dann liefen ab 6 Uhr die Pumpen an. Bis die ganze zwölf Meter breite Schleusenkammer trockengelegt ist, dauere es bis am Abend, so Höfling. Kein Wunder: Bei zwölf Metern Breite und einem Wasserstand von etwa 3,50 Metern, wie Wasserbaumeister Michael Schindler schätzt, kommt man rechnerisch auf rund 13 Millionen Liter Wasser.

Die Fischereiberechtigten, in dem Fall die Fischerzunft Lohr, seien informiert, sagt Gerhard Höfling. Die könnten abends schauen, ob bei der Trockenlegung Fische in der Kammer zurückgeblieben sind, und diese herausholen.

Regen löste Schwimmwesten aus

Während die Fische trocken fielen, waren die Arbeiten am Freitag an der Schleuse von starkem Regen und Wind begleitet. Am frühen Nachmittag hatte sich schon eine Schwimmweste, die alle Arbeiter tragen müssen, von selbst aufgeblasen, weil es so nass war. Eigentlich ist die Automatik für den Fall gedacht, dass einer ins Wasser fällt.

Leiter Höfling erklärt, dass man alle sechs Jahre die Schleusen überprüfen lassen müsse. „Dazu muss das Bauwerk komplett trockengelegt werden.“ Am Freitag waren etwa 50 Personen an der Schleuse in Steinbach im Einsatz, rechnet er vor. Neben Arbeitern des Außenbezirks Gemünden waren dies Taucher aus Würzburg, die beim Setzen der Revisionsverschlüsse halfen, sowie Fremdfirmen, die etwa mit dem Kran da waren oder Gerüste aufstellten. Am Montag sollen dann die vier Flügel der beiden Schleusentore herausgehoben werden.

In der Steinbacher Schleuse müssen alle Lager und Scharniere überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht werden. Weil das Bauwerk wie auch die Schleusen in Rothenfels und Harrbach in den Jahren 1935 bis 1938 entstand und damit schon einige Jahre auf dem Buckel hat, geht Höfling davon aus, dass es nicht bei einer Überprüfung bleibt. „In der Regel ist immer was zu tun.“

Wasserbaumeister Schindler sagt, dass die Schleuse in Steinbach 2015 das letzte Mal trockengelegt war. Da habe man bereits Verschleiß an den Toren festgestellt, die seien damals aber nicht herausgehoben worden.

Während der Bauarbeiten ist das Leithäuschen der Schleuse Steinbach, die normalerweise von Harrbach ferngesteuert wird, rund um die Uhr besetzt. Sollte, was laut Schindler noch nicht vorgekommen ist, beispielsweise ein Notverschluss undicht sein, könne der jeweilige Schichtleiter sofort reagieren. Auf zwei Bildschirmen und durch den Blick aus dem Fenster verfolgt der, was sich unten tut.

Auch an der Rothenfelser Schleuse wird gearbeitet. Dort wird oberhalb der Schleusenkammer, im „Vorkanal“, der Trenndamm instand gesetzt, erläutert Schindler. Taucher suchen diesen nach fehlenden Steinen ab. Die mächtigen Bugstrahlen der passierenden Schiffe, mit denen sie lenken, können Steine aus der Böschung herausspülen.

In den Lücken werde mit Wasserbausteinen ein Steingerüst erstellt und dieses mit Unterwasserbeton vergossen.

Helko Fröhner vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA, bislang Wasser- und Schifffahrtsamt) Schweinfurt erklärt, dass die Arbeiten an den Schleusen Ottendorf (Lkr. Haßberge), Gerlachshausen (Lkr. Kitzingen), Randersacker und eben Steinbach schon am Mittwoch hätten beginnen sollen. Weil aber an dem Tag die Gewerkschaft Ver.di einen Streik angekündigt hat, habe man den Beginn auf Donnerstag verschoben. Man werde sehen, ob man für die Arbeiten nun auch einen Tag länger brauche.

Die Zeiten müssten zwar schon lange im Vorhinein festgelegt werden, weil sich die Schifffahrt danach richte, aber in diesem Jahr habe man nach hinten Luft, weil die vor- und nachgelagerten Schleusen länger geschlossen blieben und deshalb sowieso nicht gleich ein Schiff komme.

Ab 30. April mittags heißt es wieder „freie Fahrt“ auf dem gesamten Main. Die Arbeiten an den Schleusen, für die das WSA Schweinfurt zuständig ist, sollen jedoch schon ein paar Tage früher abgeschlossen sein.

Die Tore der Schleuse Steinbach werden durch Notverschlüsse ersetzt und am Montag herausgehoben.
Foto: Björn Kohlhepp | Die Tore der Schleuse Steinbach werden durch Notverschlüsse ersetzt und am Montag herausgehoben.
 
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