Während der Coronavirus den Alltag der meisten Menschen im Griff hat, herrscht an der Mainschleuse in Randersacker routinierte Betriebsamkeit. Zwei Wochen haben Fachfirmen Zeit, die inzwischen 70 Jahre alten, mittleren Schleusentore durch neue zu ersetzen. Auch hier gilt oberster Vorsicht im Umgang mit dem Infektionsrisiko, sagt die verantwortliche Ingenieurin Martina Michel. Besichtigungen und Besucher auf der Baustelle sind untersagt. Die Mitarbeiter sind bundesweit tätige Spezialisten. Wenn sie ausfallen, könnte das Folgen für die gesamte Schifffahrt auf dem Main haben.
Einen Tag hat es gedauert, die Schleusen leerzupumpen. Knapp 30 Millionen Liter fasst die 300 Meter lange und acht Meter tiefe Kammer. Mit sogenannten Revisionsverschlüssen war sie zuvor dicht gemacht worden. Auch das ein schwieriger Akt, weil der Main in der vergangenen Woche noch Hochwasser führte, so Martina Michel, die Leiterin der Marktbreiter Außenstelle des Wasser- und Schifffahrtsamtes. "Wir hatten Glück, dass der Wasserstand am Wochenende wieder gesunken ist", sagt sie.
Jetzt hängt der erste und rund 17 Tonnen schwere Flügel des mittleren Schleusentors am Haken eines großen Autokrans und wird zentimeterweise aus seinen Angeln gehoben. Vom Fußgängersteg über dem Stauwehr lässt sich das Schauspiel verfolgen. Die neuen Schleusentore liegen auf der angrenzenden Wiese bereits zum Einbau bereit. Dazu jedoch wird es erst in der nächsten Woche kommen.
Für rund zwei Wochen ruht die Schiffahrt auf dem Main und dem Main-Donau-Kanal in jedem Frühjahr. Die Zeit wird für Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten an den Schleusen genutzt. Der Termin ist langfristig mit den Reedereien abgestimmt. Binnenschiffer und Häfen sind darauf eingestellt. Insgesamt begleiten 34 Schleusen den Main zwischen Viereth-Trunstadt bei Bamberg und Kostheim nahe der Mündung in den Rhein. Reihum werden sie durchschnittlich alle sechs Jahre während der Schifffahrtssperre trockengelegt, um sie einer Bauwerksprüfung zu unterziehen.
Seit 1950 im Betrieb
Die älteste dieser Schleusen ist inzwischen 95 Jahre alt. Die Schleuse in Randersacker ging 1950 in Betrieb. Die Höhe, die Schiffe bei normalem Wasserstand dort überwinden, beträgt 3,30 Meter. Das obere und das untere Tor wurden bereits vor Jahren erneuert. Jetzt ist auch das Mitteltor an der Reihe, das inzwischen 70 Jahre lang seinen Dienst tut. Erst von Randersacker an mainaufwärts haben die Schleusen ein solches Mitteltor. Es teilt die Kammer in einen 165 Meter langen und einen 120 Meter langen Abschnitt. Der Vorteil: Wenn einzelne, kleinere Schiffe die Schleuse passieren, muss nicht die gesamte Schleuse geleert und geflutet werden. Das spart Zeit.
Vor zwei Jahren erst waren das Mittel- und das Untertor der Schleuse ausgebaut worden. Es ging darum, die Bauteile und ihre Aufhängung in der Schleusenkammer genau zu vermessen, bevor mit dem Bau des neuen Stahltores begonnen wurde. Und es ging darum, dass sich künftig das mittlere und das untere Tor gleichen sollen wie ein Ei dem anderen. Auf diese Weise will man einer Havarie vorbeugen. Wenn das untere Tor nämlich durch ein Schiff beschädigt werden sollte, könnte es innerhalb weniger Tage durch das Mitteltor ersetzt werden, ohne dass der Betrieb lange ruhen muss.
Wieder freie Fahrt ab 2. April
In den kommenden Tagen werden die Mitarbeiter der Fachfirmen damit beschäftigt sein, Schäden an den Schleusenwänden zu beheben und die Toranschläge anzupassen. Voraussichtlich Ende kommender Woche wird das neue Tor in die Schleusenkammer gehoben, sagt Außenstellenleiterin Martina Michel. Bis Ende März sollen auch die Instandsetzungsarbeiten an den übrigen Mainschleusen abgeschlossen sein. Ab Donnerstag, 2. April, um 6 Uhr gilt wieder freie Fahrt auf dem gesamten Main. Rund 5000 Fracht- und 1000 Fahrgastschiffe sind dort jedes Jahr unterwegs, wie das Wasser- und Schifffahrtsamt in Schweinfurt mitteilt.