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Würzburg
Warum das Osterfest heuer so anders ist
Das gab es so wohl noch nie in der Geschichte des Christentums: keine öffentlichen Gottesdienste an Ostern und Entscheidungen von Gerichten im Eilverfahren. Was nun?
Auch an den Osterfeiertagen gibt es keine Ausnahme: Öffentliche Gottesdienste bleiben untersagt, auch im Würzburger Dom.
Foto: Silvia Gralla | Auch an den Osterfeiertagen gibt es keine Ausnahme: Öffentliche Gottesdienste bleiben untersagt, auch im Würzburger Dom.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:44 Uhr

Auch an Ostern, dem höchsten Fest der Christen, wird es wegen der Corona-Pandemie weder in katholischen, noch in protestantischen Kirchen öffentliche Gottesdienste geben. Eine Premiere in der langen Geschichte der Christenheit. Damit sind nicht jedoch alle Menschen einverstanden. Es regt sich Widerstand.

Ein Vorschlag kommt zum Beispiel vom Würzburger Staats- und Verwaltungsrecht-Professor Horst Dreier: "In den Kirchen könnte man das doch so machen, wie im Bundestag oder bei Pressekonferenzen. Dann lässt man einfach jede zweite und dritte Reihe frei und öffnet die Gotteshäuser nur für eine begrenzte Anzahl an Personen."

Die Bayerische Verordnung über Infektionsschutzmaßnahmen anlässlich der Corona-Pandemie untersagt jedoch landesweit Veranstaltungen und Versammlungen. "Dies gilt auch für Zusammenkünfte in Kirchen, Moscheen und Synagogen sowie die Zusammenkünfte anderer Glaubensgemeinschaften", heißt es dort ausdrücklich.

Wie steht Würzburgs Bischof Franz Jung dazu? Eine Anfrage diesbezüglich beantwortet Bistumssprecher Bernhard Schweßinger mit einem Verweis auf die Predigt des Bischofs am Palmsonntag. "Denn gesegnet sind, die im Namen des Herrn kommen, wenn sie sich nicht eigenmächtig über die derzeitigen Einschränkungen hinwegsetzen, sondern aus Rücksicht und Liebe zu ihren Nächsten gut mit dieser Ausnahmesituation umgehen", sagte Jung in seiner Predigt.

Der Würzburger Bischof hatte das öffentliche Feiern von Gottesdiensten ab 17. März bis 19. April per Dekret untersagt. Die Kirchen im Bistum sind während der Ausgangsbeschränkung allerdings nicht geschlossen. Doch nur wenige Gläubige sollen sie jeweils betreten - damit bei einem stillen Gebet genügend Abstand möglich ist.

Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) schrieb in seinem Wort zum Palmsonntag: "Die Möglichkeit, frei und öffentlich Gottesdienste zu feiern, ist ein Grundrecht, das nur unter äußersten Bedingungen und zeitlich streng befristet eingeschränkt werden darf." Der EKD-Ratsvorsitzende, der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, zeigt Verständnis, dass es auch an Ostern keine öffentliche Gottesdiensts geben wird. Er empfinde es zwar als "sehr schmerzlich", sagte er gegenüber dem Südwestrundfunk. Er widersprach laut Angaben der Deutschen Presse-Agentur (dpa) jedoch den "Stimmen", die gegen das Gottesdienstverbot klagten.

Die Klagen blieben bislang ohne Erfolg. Nach Gerichtsentscheidungen in mehreren Bundesländern hat jetzt auch der baden-württembergische Verwaltungsgerichtshof in Mannheim das Gottesdienstverbot an Ostern bestätigt. Der Kläger sah sich laut Evangelischer Presse-Agentur (epd) in seiner grundgesetzlich garantierten Religionsfreiheit verletzt. Sein Eilantrag scheiterte aus formalen Gründen.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sieht keinen Anlass für ein juristisches Vorgehen gegen Gottesdienstverbote. "Uns ist ein sehr gut begründeter Rahmen gesetzt, um Leben zu schützen", sagte Marx im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Gleichwohl sei der Verzicht auf die gemeinschaftliche Eucharistie bitter. Es können dennoch jeder klagen, der wolle. Zur Behauptung, auch in Kirchen ließen sich Sicherheitsabstände wie in Supermärkten organisieren, sagte Marx: "Diese Debatte kommt mir etwas merkwürdig vor. Dann müsste man die Zahl der Gottesdienstbesucher beschränken und all das auch kontrollieren."

Auch in der evangelischen Kirche St. Stephan in Würzburg wird es an Ostern keine öffentlichen Gottesdienste geben.
Foto: Johannes Kiefer | Auch in der evangelischen Kirche St. Stephan in Würzburg wird es an Ostern keine öffentlichen Gottesdienste geben.

Es gibt eine weitere Premiere an diesem so anderen Ostern: Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) teilte mit, dass erstmals der DBK-Vorsitzende Bischof Georg Bätzing (Limburg) und Landesbischof Bedford-Strohm gemeinsam das "Wort zum Sonntag" sprechen. "Eine solche ökumenische Kooperation gab es in der bald 70-jährigen Geschichte des Wortes zum Sonntag bisher noch nicht", hieß es. Ihre Ansprache wird am Samstag um 23.50 Uhr in der ARD ausgestrahlt.

In Würzburg gibt es am Ostersonntag, 12. April, ein ökumenisches Ostergeläut von 12 bis 12.10 Uhr. "Damit soll deutlich werden, dass Ostern nicht ausfällt", teilen Dompfarrer Jürgen Vorndran und der evangelisch-lutherische Dekan-Stellvertreter Max von Egidy mit. Bereits an Gründonnerstag werden abends von 18.55 bis 18.59 Uhr die Glocken läuten und an das letzte Abendmahl Jesu erinnern. Ebenso zum Gloria, bevor sie bis zur Osternacht verstummen.

Gottesdienstübertragungen: Informationen dazu fürs Bistum Würzburg gibt es im Internet unter www.bistum-wuerzburg.de/service/coronavirus/uebertragungen/. Auch evangelische Gottesdienste werden an Ostern übertragen und können zuhause mitgefeiert werden. Information: rundfunk.evangelisch.de/kirche-im-tv/zdf-gottesdienst. Die Angebote in und um Würzburg finden sich unter www.wuerzburg-evangelisch.de. Die Osterpredigt des früheren Dekans Günter Breitenbach kann abgerufen werden unter www.wuerzburg-ststephan.de

 
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  • G. G.
    Warum verzichten Pfarrer und Bischöfe in dieser Zeit eigentlich nicht auf das Ihnen vom Staat gezahlte Gehalt? Mit dem eingesparten Geld könnte man die Menschen unterstützen, die es wirklich brauchen.
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