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Würzburg/Schweinfurt
Keine Gottesdienste, kein Ratschen: So wird Ostern in den Kirchen
Wegen der Coronavirus-Pandemie müssen die beiden großen Kirchen umdenken. Auch der Brauch des Klapperns mit Lärminstrumenten ist betroffen. Es gibt jedoch einen Kompromiss.
Klappergeräusche statt Glockenklang: Von Gründonnerstag bis Karsamstag sind die Glocken zur Osterbeichte nach Rom geflogen heißt es im Volksmund.
Foto: Naumann Christoph | Klappergeräusche statt Glockenklang: Von Gründonnerstag bis Karsamstag sind die Glocken zur Osterbeichte nach Rom geflogen heißt es im Volksmund.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:44 Uhr

"Ostern fällt nicht aus!" Dies verkündet Würzburgs Bischof Franz Jung über eine Mitteilung des Ordinariats. "Allein in der Feststellung, dass Ostern heuer nicht ausfällt, steckt schon der ganze Trost der österlichen Botschaft", fügt Jung hinzu und lädt die Gläubigen ein, mit Hausgottesdiensten und persönlichem Gebet die Feiern in den Kirchen zu begleiten. Denn auch in der Karwoche und an Ostern gibt es keine öffentlichen Gottesdienste in den Kirchen. Sie werden jedoch auf TV Mainfranken, Facebook, YouTube und bei BibelTV live aus dem Würzburger Kiliansdom übertragen.

Die Feier der Osternacht am Samstag, 11. April, wird zusätzlich ab 21 Uhr live im Radio auf Bayern 1 gesendet. "Es ist sehr erfreulich zu sehen, wie viele Menschen die neuen Kommunikationswege nutzen, um in diesen bewegten Tagen an den kirchlichen Gottesdiensten teilzunehmen", so der Bischof.

Klappern aus dem "Homeoffice"

Dagegen kann im Bistum vielerorts ein Brauch direkt miterlebt und mitgehört werden: das Klappern, Ratschen und Rappeln an Karfreitag und Karsamstag. An diesen Tagen schweigen die Glocken. Sie sollen zur Osterbeichte nach Rom geflogen sein, so die volkstümliche Begründung. Heuer sind Rundgänge der Ratschen-Kinder allerdings untersagt, deshalb haben sich einige Gemeinden eine Alternative einfallen lassen: Es wird von zu Hause aus, am offenen Fenster, vom Balkon, auf der Terrasse oder an der Haustüre geklappert – zu festgelegten Zeiten, die auf den Internet-Seiten der jeweiligen Pfarrgemeinden veröffentlicht sind.

In Schwebenried (Lkr. Main-Spessart) zum Beispiel ersetzen an Karfreitag um 6, 11, 12, 15 und 18 Uhr die hölzernen Lärminstrumente den Glockenklang. In Grettstadt (Lkr. Schweinfurt) wird bereits am Gründonnerstag um 18 Uhr im "Homeoffice" gerappelt. In Obereschenbach, einem Stadtteil von Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen), soll es zudem fürs Klappern im Sommer ein kleines Fest geben.

Früher durften nur die Jungs klappern. Seit es Ministrantinnen gibt, also offiziell seit knapp 28 Jahren, können auch Mädchen mitmachen. Unsere undatierte Aufnahme zeigt Ratschen-Buben aus dem Raum Ochsenfurt.
Foto: Archivfoto Main-Post / Menth | Früher durften nur die Jungs klappern. Seit es Ministrantinnen gibt, also offiziell seit knapp 28 Jahren, können auch Mädchen mitmachen. Unsere undatierte Aufnahme zeigt Ratschen-Buben aus dem Raum Ochsenfurt.

Pfarrer Karl Feser als Gebetsrufer in Bad Königshofen

In Bad Königshofen (Lkr. Rhön-Grabfeld) entfällt das traditionelle Ratschen. Dafür wird dort Pfarrer Karl Feser als "Gebetsrufer" aktiv – vom Kirchturm der Stadtpfarrkirche aus. Damit ihn alle hören, geschieht dies über Lautsprecher: am Karfreitag um 12, um 14.45 und um 19 Uhr sowie am Karsamstag um 12 und 19 Uhr. Wie kam er auf diese außergewöhnliche Idee? Er verweist auf den Imam, der in muslimisch geprägten Ländern die Gebete vom Minarett ruft. Warum soll man dies in den Zeiten der Corona-Pandemie nicht auch vom Turm der Stadtpfarrkirche aus so machen, fragt Feser.

Ratschenmädchen und -buben aus Bad Königshofen.
Foto: Hanns Friedrich | Ratschenmädchen und -buben aus Bad Königshofen.

Ostern in der evangelischen Kirche

"Behütet und getröstet. Daheim, aber nicht allein!" Unter diesem Motto lädt die Evangelische Jugend und die Evangelische Studentengemeinde Würzburg gemeinsam mit dem Evangelisch-lutherischen Dekanat ein zu sieben guten Nachrichten zu Karwoche und Ostern. Sie können laut Mitteilung per Mail nach Hause abonniert werden. Am Ostersonntag gibt es über einen Link auf der Internetseite des Dekanats Ostergrüße per Video-Beitrag, die vorher eingesandt wurden.

In Schweinfurt laden am Ostersonntag St. Johannis, die Gemeinde Schonungen und die Auferstehungskirche zu einer besonderen Osternachtsfeier via Video ein. Eine Auferstehungsfeier auf dem Friedhof kommt von der Christuskirche. 

An diesem Gründonnerstag, 9. April, jährt sich die Hinrichtung des Pfarrers und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer zum 75. Mal. Der Oberndorfer Karfreitag (heuer ab 9 Uhr als Video abrufbar) ist deshalb seinen Worten gewidmet.

Weitere Informationen zu den Angeboten des Dekanats Würzburg und der evangelischen Studentengemeinde unter www.wuerzburg-evangelisch.de sowie www.esg-wuerzburg.de. Zu den Angeboten im Dekanat Schweinfurt: www.schweinfurt-evangelisch.de; zu anderen Dekanaten auf den jeweiligen Internet-Seiten. Info zu Ostern und den überregionalen Gottesdienst-Übertragungen: www.evangelisch.de/kirchenfeste/ostern

 
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    Keiner braucht die Institution Kirche, um an Gott und die Schöpfung zu glauben. Immer mehr Menschen haben das begriffen.
    Wer heute noch die Institution Kirche und ihre Vertreter kritiklos hinnimmt und bedingungslos folgt und verteidigt, dem ist nach all den Verbrechen, die im Namen der Kirche in der Geschichte begangen wurden und - siehe Missbrauch - noch begangen werden, einfach nicht zu helfen.
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  • J. H.
    @Atnerva
    Man muss nicht an Gott oder irgendwas anderes glauben, um sich in einer Gemeinschaft zu engagieren oder sich wohler zu fühlen als alleine zu sein. Das kann jeder für sich entscheiden. Das heißt lange nicht, alles kritiklos hin zu nehmen. Was ja auch nicht der Fall ist. Ich erinnere nur z.B. mal an Maria 2.0.

    Alles kritiklos hin zu nehmen, wäre genauso falsch wie Ihr Standpunkt, alles pauschal zu verurteilen.

    Letztendlich ist jede Gemeinschaft ein Spiegel der Gesellschaft. Ob das nun die Kirche, ein Verein, F4F oder sonst was ist. Da gibt es von allem etwas, im Guten wie im Schlechten. Warum sollte da die Kirche eine Ausnahme sein?

    Natürlich muss auch die Vergangenheit aufgearbeitet werden, Täter müssen bestraft werden. Aber soll man deswegen die Organisation auflösen, weil in der Vergangenheit Übles geschehen ist? Sollen wir Deutschland als Staat auflösen, weil im Dritten Reich Schlimmes geschehen ist?

    Kirche ist für viele noch wichtig. Wer nicht will, muss nicht.
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    Es geht hier nicht um irgendeinen Sportverein oder irgendeine Gemeinschaft. Es geht um die Kirche.
    Eine Institution, die hohe moralische und ethische Werte predigt, sich selber aber nicht daran hält.
    Die den Menschen einreden will, dass Sie mit einer Erbsünde geboren werden, welch ein Unsinn. Nur Ihre Lehre, nur sie können dies heilen.
    All dieser Unfug um Macht über andere ausüber zu können, andere in Abhängigkeit zu bringen. Nichts weiter.
    Die Vertreter dieser Institution, alte Männer, die beharrlich ihre Privilegien und Macht mit völlig irrationalen Argumenten verteidigen. Argumente, die keiner ethisch, moralischen Überprüfung standhalten.
    Die Zeit dieser Institution ist abgelaufen. Und das ist gut so.
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    oh Adelheid,
    schon wieder dieses antikirchliche Gemckere, man solle doch froh sein, dass die Kirchen in dieser schwierigen Zeit alles mögliche tun um die GLÄUBIGEN an die Feier der Kar- und Ostertage erinnern. Wenn es Ihnen nicht passt dann einfach Ostern verschlafen.
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  • J. H.
    Wie ist es denn mit Ihnen? Engagieren Sie sich ehrenamtlich für irgendwas? Ist ihr persönliches Schatzkästchen schon geöffnet? Oder belassen Sie es lieber bei Forderungen und Stammtischparolen? Fordern ist bequemer als geben. Kostet nichts und macht keine Umstände.

    Die Kirche finanziert und lebt von vielen Beschäftigen, aber auch von zahllosen Ehrenamtlichen in vielen sozialen Projekten und Einrichtungen, die nicht nur Ostern gern in der Gemeinschaft feiern. Daher ist der Artikel berechtigt.

    Jeder kann glauben, was er will. Das ist richtig. Aber Respekt vor dem Glauben anderer gehört ebenfalls dazu. Das müssen Sie noch lernen.
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  • C. H.
    Sonst haben die Kirchen keine Sorgen ? Würde mich freuen wenn sie die Schatztruhe öffnen würden. Beten kann jeder wo und wann er will.
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