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Würzburg
Warum das Heizkraftwerk in Würzburg wieder umgebaut wird
Das Heizkraftwerk an der Friedensbrücke wird umfangreich modernisiert. Die Vorbereitungen für den Umbau ab 2020 haben begonnen. Warum der alte Kohlekessel jetzt weg muss.
Ein 28 Tonnen schweres Bauteil des alten Kohlekessel wird mit dem Kran aus dem Heizkraftwerk gehoben. Im Gebäude wird Platz für den neuen Heißwasserspeicher frei.
Foto: Johannes Kiefer | Ein 28 Tonnen schweres Bauteil des alten Kohlekessel wird mit dem Kran aus dem Heizkraftwerk gehoben. Im Gebäude wird Platz für den neuen Heißwasserspeicher frei.
Jürgen Sterzbach
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:50 Uhr

Am Würzburger Heizkraftwerk an der Friedensbrücke war schweres Gerät zugange: 70 Meter hoch war der Kran, der das 28 Tonnen schwere Innenteil des Kohlekessels durch das offene Dach aus dem Gebäude hob und vorsichtig auf den wartenden Lkw lud.

Kohlekessel an eine türkische Papierfabrik verkauft

Seit 2004 ist der Kohlekessel schon außer Betrieb. Aber erst jetzt wird er abgebaut. Für den Fall, dass die Erdgasversorgung unterbrochen gewesen wäre, behielten ihn die Würzburger als Reserve. "Wir sehen diese Gefahr nicht mehr und gehen von einer sicheren Versorgung aus", erklärte Armin Lewetz, Geschäftsführer der Heizkraftwerk Würzburg GmbH. Deutschland verfüge über Erdgasspeicher, aus denen sich das Land 80 Tage lang versorgen könnte.

Das Heizkraftwerk an der Friedensbrücke aus der Luft: Daneben steht noch der 70 Meter hohe Kran, der den alten Kohlekessel über das Dach aus dem Gebäude hob. 
Foto: Berthold Diem | Das Heizkraftwerk an der Friedensbrücke aus der Luft: Daneben steht noch der 70 Meter hohe Kran, der den alten Kohlekessel über das Dach aus dem Gebäude hob. 

Für ihren ausrangierten Koloss haben die Betreiber einen Abnehmer gefunden. Eine türkische Papierfabrik kaufte ihn für den symbolischen Preis von einem Euro. Bis er vollständig abgebaut ist und von seinem neuen Besitzer abgeholt wird, lagert er im Neuen Hafen.

Mehr Effizienz bei weniger Emission: Joachim Spatz, Armin Lewetz und Thomas Schäfer informierten über den Umbau im Heizkraftwerk.
Foto: Jürgen Sterzbach | Mehr Effizienz bei weniger Emission: Joachim Spatz, Armin Lewetz und Thomas Schäfer informierten über den Umbau im Heizkraftwerk.

"Die Modernisierung ist ein weiterer Abschnitt auf einem langen Weg, den wir seit 2004 gehen", sagt Joachim Spatz, Aufsichtsratsvorsitzender der Heizkraftwerk Würzburg GmbH. Vor 15 Jahren stellte das Werk seinen Betrieb von Kohle auf Gas um. Diese laut Spatz "nicht unumstrittene Entscheidung" habe sich inzwischen als richtig erwiesen. Die erste der beiden Gasturbinen wird jetzt modernisiert, so dass mit weniger Aufwand mehr Strom produziert werden kann. Der Einbau einer neuen Entnahme-Gegendruck-Dampfturbine bewirke zudem, dass die dabei entstehende Abdampfwärme nicht mehr in den Main geleitet, sondern ins Fernwärmenetz eingespeist wird.

Die auffälligste Veränderung ist der neue Heißwasserspeicher. Mit ihm verändert das Heizkraftwerk einmal mehr das Würzburger Stadtbild. Obwohl der 45 Meter hohe Speicher im Gebäude aufgestellt wird, ragt er noch 13 Meter aus ihm heraus. Er fasst 2800 Kubikmeter und kann die erzeugte Wärme zwischenspeichern und erst bei Bedarf wieder abgeben.

Neu ist auch, dass das Würzburger Heizkraftwerk mit einem Notstromaggregat ausgerüstet wird und somit einen Schwarzstart ausführen kann. Das ist bei einem flächendeckenden Stromausfall wichtig. "Wir sind dadurch in der Lage, jederzeit starten und die Stadt wieder mit Strom versorgen zu können, selbst wenn um uns herum noch alles dunkel ist", sagt Lewetz.

Für die nächsten Jahrzehnte eine moderne Anlage

Ende 2021 soll die 41 Millionen Euro teure Modernisierung beendet sein. "Solange haben wir richtig was zu tun. Wir packen uns die Kiste mit neuen Teilen voll", meint Lewetz. Es sei auch ein wichtiges Zeichen an die 49 Mitarbeiter, dass hier investiert werde. WVV-Geschäftsführer Thomas Schäfer geht davon aus, dass das Heizkraftwerk nach Abschluss aller Arbeiten "für die nächsten zwei bis drei Jahrzehnte eine moderne und sichere Anlage" habe.

So soll das Heizkraftwerk an der Friedensbrücke nach dem Einbau des neuen Heißwasserspeichers aussehen. Der Zylinder ragt 13 Meter aus dem Gebäude heraus.
Foto: Brückner & Brückner Architekten | So soll das Heizkraftwerk an der Friedensbrücke nach dem Einbau des neuen Heißwasserspeichers aussehen. Der Zylinder ragt 13 Meter aus dem Gebäude heraus.

Die neue Technik wirke sich laut Lewetz auf die Effizienz und Emission der Anlage aus: Im Vergleich zu 2004, dem letzten Jahr im Kohlebetrieb, steigt der Nutzungsgrad durch die Modernisierung um 37 Prozent. Dagegen verringert sich der Ausstoß von Kohlendioxid um 51 Prozent, von Stickoxid um 84 Prozent und von Schwefeldioxid sogar um 100 Prozent.

Beim Thema Energiewende noch lange nicht am Ziel

Den Umbau stellte Lewetz auch im Stadtrat vor. "Ja, es ist nur ein Zwischenschritt. Aber wir wollen verdeutlichen, wie weit wir in Würzburg aktuell schon sind", beantwortete er die Anmerkung von Manfred Dürr (Grüne), dass die Stadt beim Thema Energiewende noch lange nicht am Ziel sei.  Ebenso nannte Dürr die Modernisierung "eine gute und wichtige Etappe". Für Christine Bötsch (CSU) nehme die WVV auf dem Gebiet der Heizkraftwerke eine Vorreiterrolle ein.

 
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