In den Jahren 2005 und 2006 bekamdas Heizkraftwerk an der Friedensbrücke vom Architekturbüro Brückner & Brückner eine völlig neue Hülle verpasst und wurde vom städtebaulichen Aschenbrödel zu einem architektonisch selbstbewussten Hingucker. Angesichts seiner Nähe zur Würzburger Innenstadt war dieser Schritt von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der 105 Meter hohe Kaminspargel (1967/68 errichtet) drei neuen 70 Meter hohen und damit deutlich niedrigeren Kaminen weichen musste. Damals war der Anlass für den Umbau die Umstellung vom Kohle- auf den Gas-und Dampfbetrieb. Und so entstand "Deutschlands schönstes Heizkraftwerk", wie Armin Lewetz, der Geschäftsführer der Heizkraftwerk Würzburg GmbH, mit Stolz feststellt. Damals lautete das architektonische Leitmotiv "Stadtraum und Energie".
Stadtbildkommission von den Plänen begeistert
Jetzt steht eine weitere nicht nur optische Veränderung an, denn das Kraftwerk benötigt einen neuen Heißwasserspeicher, nachdem seit 2011 das Fernwärmenetz schrittweise von Dampf auf Heißwasser umgestellt wird.Und das stellt nicht nur eine technische, sondern auch eine architektonische Herausforderung dar. Auch mit dieser Aufgabe wurden die "Architekten des Vertrauens" (Lewetz), die Brüder Peter und Christian Brückner, beauftragt. Sie sind mit ihrem Büro zudem direkte Nachbarn des Kraftwerks. Christian Brückner stellte das Planungskonzept gemeinsam mit Armin Lewetz in der jüngsten Sitzung der Kommission für Stadtbild und Architektur (KOSA) vor und speziell der Architekt durfte sich nach der Präsentation seiner Konzeption mit dem Titel "Weiterbauen" über wahre Lobeshymnen aus dem Expertengremium freuen. "Total überzeugend, großes K0mpliment, ganz vorbildlich, hervorragende Leistung, bewundernswert" - so lauteten die KOSA-Kommentare zum Entwurf des Büros Brückner & Brückner.
Seit 2004 wird das Kraftwerk kontinuierlich optimiert
35 Millionen Euro will die Kraftwerk GmbH für den abermaligen Umbau in die Hand nehmen - vorbehaltlich die WVV-Gremien stimmen der Baumaßnahme zu. Diese ist ein logischer Schritt in einer Reihe von Optimierungsmaßnahmen am Heizkraftwerk, die 2004 begonnen haben. Das Jahr 2004 markiert dabei den Ausstieg aus dem Kohlebetrieb. Bereits 2003 war eine 55 Millionen Euro teure mit Erdgas betriebene Gas- und Dampfturbinen-Anlage eingebaut worden, die 2005 in Betrieb ging. Neben der technischen Modernisierung wurde das HKW rundherum mit einer neuen Fassade verkleidet. Und 2007 wurde der zweite Kohleblock zu einer zweiten GuD-Anlage umgebaut, die 2009 in Betrieb ging. In den Jahren 2010/11 wurde schließlich damit begonnen, das Würzburger Fernwärmenetz von Dampf auf Heißwasser umzustellen.
Der weitere Ausbau der Heißwasserversorgung machte nun die Anschaffung eines Speichers erforderlich. Solche Speicher haben in der für das Würzburger HKW erforderlichen Kapazität eine Höhe von etwa 50 und einen Durchmesser von 12,5 Metern. Einen solch voluminösen Behälter außerhalb des Kraftwerks aufzustellen, hielten die Architekten städtebaulich für undenkbar. Gleiches gilt auch für den Betreiber. Denn heutzutage gälten für ein Kraftwerk nicht mehr nur die Zielkriterien von Wirtschaftklichkeit, Verfügbarkeit und Klimaschutz, erklärt Armin Lewetz. Hinzugekommen sei nämlich die Akzeptanz bei den Bürgern, wofür das Erscheinungsbild sehr entscheidend sei. Am Beispiel Würzburg, wo das Kraftwerk nicht mehr am Stadtrand stehe, sondern durch die Entwicklungen der vergangenen Jahre Teil der Innenstadt geworden sei, werde dies besonders deutlich, sagt Lewetz.
Im Außenbereich ist kein Platz für 50 Meter hohen Speicher
Die Frage, die sich stellte: Wie bekommt man ein solches Monstrum wie den zylindrischen Speicher ins Innere des Kraftwerks, wenn es im Außenbereich keinen passenden Platz gibt? Man habe hin und her überlegt, berichtete Christian Brückner in der KOSA. Zunächst wurde von einem drucklosen Speicher zu einem Druckspeicher gewechselt, weil der etwas niedriger ist. Dann wurde die Architektur auf dem Kraftwerk-Dach verändert und schließlich der Behälter so tief wie irgend möglich in das Gebäude versenkt. Am Ende entwickelte sich eine Formensprache, die zum Bestand passte und dennoch alle Funktionen erfüllt. In das Bild des Kraftwerks als Schiff, das beim letzten Umbau entstand, fügt sich der neue Speicher, der nun nur noch 13 Meter aus dem Gebäude herausragt, als weiterer "Kamin" visuell ein.
Bauarbeiten könnten bis Mitte 2021 abgeschlossen sein
Das Wichtigste am Einbau des neuen Speichers ist natürlich die Technologie. Durch die Umstellung des Fernwärmenetzes von Dampf auf Heißwasser verbessert sich der Wirkungsgrad des HKW weiter. Ein weiterer Vorteil: Bei der Heißwassernutzung lässt sich Fernwärme zwischenspeichern, erklärt Lewetz. Ziel sei es, den Innenstadtbereich innerhalb der nächsten zehn Jahre komplett auf Heißwasser umzustellen.
Einen Fahrplan für den Einbau des Heißwasserspeichers gibt es bereits: Bis Mitte des Jahres sollen die WVV-Gremien darüber entscheiden, danach die Aufträge vergeben werden. Je nachdem welche Lieferzeiten möglich sind, könnten die technischen Umbauten bis Ende 2020 fertig sein. Bis Mitte 2021 könnten dann die Verkleidung und die Fassadenarbeiten abgeschlossen sein, meint Armin Lewetz.