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Zellerau
Wärmewende in Würzburg: 4 Beispiele in der Zellerau zeigen, wie Heizen klimaneutral funktioniert
Wärmepumpe, Photovoltaik, Fernwärme: Wie in Würzburg künftig geheizt werden kann, zeigt Grünen-Stadtrat Manfred Dürr an Alt- und Neubauten in der Zellerau.
Grünen-Stadtrat Manfred Dürr erklärt beim Stadtteilrundgang in der Zellerau, wie man künftig Heizen kann. 
Foto: Ivana Biscan | Grünen-Stadtrat Manfred Dürr erklärt beim Stadtteilrundgang in der Zellerau, wie man künftig Heizen kann. 
Sarah Schmittinger
 |  aktualisiert: 30.03.2024 02:42 Uhr

Würzburg will bis 2045 klimaneutral sein. Dazu müssen Gas- und Ölheizungen durch andere Heizquellen ersetzt werden. Wie das funktioniert, zeigte der Ortsverband-Zellerau der Grünen kürzlich bei einem Stadtteilspaziergang in der Zellerau unter dem Motto "So geht Wärmewende". 

1. Energetische Sanierung: Zwei Schulen werden gedämmt

Was die Stadt Würzburg mit ihren eigenen Gebäude macht, erläuterte Grünen-Stadtrat Manfred Dürr anhand der energetischen Sanierung der Friedensreich-Hundertwasser-Schule und der gegenüberliegenden Fanny Koenig Grundschule. An der sozialpädagogischen Einrichtung Hundertwasser-Schule wurde das Dach saniert und neu gedämmt. Die Grundschule wird aktuell mit 15 Zentimeter dicken Wärmeplatten ausgestattet. Laut Dürr senkt die Dämmung nicht nur den Heizverbrauch. Sie sei auch ein Schutz vor Überhitzung im Sommer.

Der Stadtteilspaziergang führte zur Hundertwasser-Schule, die gedämmt wurde. 
Foto: Ivana Biscan | Der Stadtteilspaziergang führte zur Hundertwasser-Schule, die gedämmt wurde. 

Dabei müsse es nicht immer die Großinvestition sein, bei der Fenster getauscht oder Fassaden und Dach gedämmt werden. Auch kostengünstige Maßnahmen könnten Energie sparen. Als Beispiele nennt Dürr das Isolieren der Heizungsrohre oder die Optimierungen der vorhandenen Heizungsanlage beispielsweise durch eine bessere Abstimmung der Heizkörper aufeinander.   

2. Wärmepumpen: Keine Angst vor dem Einsatz im Altbau

Plant man neben der energetischen Sanierung auch den Einbau einer Wärmepumpe, so lohnen sich die Maßnahmen doppelt, sagt Dürr. Der Ingenieur für Windkraftanlagen hat sich intensiv in das Thema eingearbeitet.

Denn die Dämmung senkt die Stromkosten - jedes Grad weniger Vorlauftemperatur bei der Heizung, spart laut Dürr etwa drei Prozent Strom. Als Orientierungswerte nennt er, dass der Austausch von Fenstern oder Heizkörpern die Vorlauftemperatur um zehn Grad senkt.

Dürr spricht über regenerative Wärmeerzeugung in Altbauten. Im Hintergrund sieht man eine Wärmepumpe.
Foto: Ivana Biscan | Dürr spricht über regenerative Wärmeerzeugung in Altbauten. Im Hintergrund sieht man eine Wärmepumpe.

Im Bohlleitenweg und der Neidertstraße gibt es Häuser, die mit Wärmepumpen heizen. Die individuellen Ausgangssituationen sind dabei sehr unterschiedlich: Neben einem kernsanierten, gedämmten Haus mit Photovoltaik und Fußbodenheizung steht ein unsaniertes Haus. Beide heizen mit Wärmepumpen, die der Luft Wärme entziehen.

Geräusche machen die Geräte, die vor dem Haus stehen, kaum. Während Hausbesitzer in der Neidertstraße die alte Gasheizung komplett durch eine Wärmepumpe ersetzt haben, entschied sich der 98-jährige Nachbar für eine hybride Gas-Wärmepumpen-Lösung und nutzt laut Dürr damit bereits zu 65 Prozent erneuerbare Energie. Eine Photovoltaik-Anlage plant der Hausbesitzer noch. Laut Dürr ist eine gute Wärmepumpe auch in einem Altbau wirtschaftlich - vor allem, wenn die Heizkörper erneuert werden.

Auch die Wohnanlage "Alte Mälzerei" in der Frankfurter Straße, die aus einem saniertem Altbau und Neubau besteht, heizt mit Wärmepumpen. Das Besondere hier: statt Warmwasser verlaufen Kaltwasserleitungen in alle Wohnungen. Erst dort wird das Wasser erhitzt.

3. Ausbau von Fernwärme: Würzburgs Wärmeleitplanung ist in Arbeit 

Die künftige Wärmeversorgung aller Stadtteile untersuchen Stadtverwaltung und WVV aktuell in einer Wärmeleitplanung. Ergebnisse sollen bis Ende des Jahres vorliegen.

Der Energieleitplan der WVV zeigt, wo man in der Zellerau künftig mit Fernwärme heizen könnte (rot) und wo nicht (blau).
Foto: Ivana Biscan | Der Energieleitplan der WVV zeigt, wo man in der Zellerau künftig mit Fernwärme heizen könnte (rot) und wo nicht (blau).

Fest steht, dass das Fernwärmenetz dabei eine große Rolle spielen wird, vor allem in den Stadtteilen, in denen es schon Fernwärmeleitungen gibt. In der Zellerau werden laut Dürr bislang vor allem große Wohnanlagen oder Einrichtungen wie das Altenheim der AWO in der Jägerstraße versorgt. 

Geplant sind Ausbau und Verdichtung des Fernwärmenetzes - auch in der Zellerau. Nicht klar ist allerdings, wie schnell das passiert. "Wer also jetzt über eine neue Heizung nachdenkt, sollte nicht auf den Ausbau der Fernwärme warten", sagt Dürr. Zumal dezentrale Wärmepumpen auch effizienter seien. Die Fernwärme wird aktuell im Heizkraftwerk und im Müllheizkraftwerk erzeugt.

4. Großwärmepumpe: Fernwärme aus der Kläranlage Zellerau

Was gerade von der WVV geprüft wird, ist eine Großwärmepumpe am Klärwerk. Diese soll dem Abwasser Wärme entziehen und damit sowohl Energie zum Betrieb des Klärwerks erzeugen als auch Fernwärme zur Versorgung von Haushalten.

Aus den täglich 40.000 Kubikmeter geklärtes Wasser könnte laut Dürr eine Wärmeleistung von 15 bis 20 Megawatt gewonnen werden - etwa der Hälfte der Wärme, die das Müllheizkraftwerk produziert. Dürr hatte Anfang 2022 einen Antrag einer Machbarkeitsstudie dazu gestellt, die WVV arbeite daran.

 
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Kommentare
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  • Reinhard Opel
    hallo Manfred Dürr, machen Sie weiter so.
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  • Jürgen Neuwirth
    Knapp 20% der CO2-Emissionen werden beim heizen und kühlen von Gebäuden freigesetzt. Hier gibt es enormes Einsparpotential. Gut, dass Herr Dürr das Thema vorantreibt und den Menschen alternativen zu Öl und Gas praxisnah vermittelt.
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