Kurz vor dem Bürgerentscheid am kommenden Sonntag über Parkgebühren auf der Würzburger Talavera äußern sich Industrie- und Handwerkskammer Würzburg-Schweinfurt und die Handwerkskammer für Unterfranken zum Thema Mobilität in Stadt und Region.
In einer Pressemitteilung erklären IHK und Handwerkskammer, dass es "regionale Ansätze brauche, um die seit langem bestehenden Mobilitäts-Herausforderungen im Raum Würzburg zu lösen - und zwar unabhängig vom Ausgang des Entscheids".
Immer mehr Pendler nach Würzburg
Beim bislang letzten Bürgerentscheid in Würzburg, der Abstimmung über den Kardinal-Faulhaber-Platz, hatte die IHK 2017 klar Stellung bezogen: In einem Positionspapier sprach sie sich für den Bau einer drei- oder vierstöckigen Tiefgarage unter dem Platz und damit für den Ratsentscheid aus. Die Mehrheit der Bürger stimmte damals dann gegen die Tiefgarage und für die Begrünung des Platzes.
"Das tägliche Verkehrsaufkommen in der Stadt Würzburg muss im regionalen Kontext betrachtet und verstanden werden. Ohne attraktive Mobilitätsangebote, insbesondere für das Umland, liegt eine echte Mobilitätswende in Würzburg in weiter Ferne“, schreibt Sascha Genders, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt in der aktuellen Pressemitteilung. Daran ändere auch die Talavera-Entscheidung nichts.
Im Fokus der Verkehrswende stehen laut Wirtschaft die Pendler: Denn zwei Drittel der rund 93.000 in Würzburg sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind Einpendler. Deren Zahl habe von rund 50.000 im Jahr 2011 auf inzwischen fast 60.000 zugenommen.
Regionale Unternehmen sind auf gute Erreichbarkeit Würzburgs angewiesen
„Die regionalen Unternehmen sind auf eine gute Erreichbarkeit Würzburgs angewiesen. Andernfalls verliert die Stadt an Attraktivität als Wirtschafts- und Betriebsstandort“, erklärt Genders. Wichtig sei deshalb die Verbesserung des ÖPNV-Angebots, wofür ein regionales Gesamtkonzept nötig sei.
„Die Akzeptanz des ÖPNV ist angebotsgetrieben, Städte wie Wien oder Innsbruck belegen das", schreiben IHK und Handwerkskammer. Nur wenn für alle potenziellen Besuchergruppen – vom Arbeitnehmer über den Mobilitätseingeschränkten bis hin zum Einzelhandelskunden – eine attraktive Alternative bestehe, könne auf den eigenen Wagen verzichtet werden.
Ludwig Paul, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Unterfranken, ergänzt: „Trotzdem muss weiterhin die Erreichbarkeit Würzburgs für Unternehmen, die dort Aufträge ausführen, auch mit motorisierten Fahrzeugen gesichert bleiben."
Erst alternative Mobilitätsangebote schaffen
Die beiden Wirtschaftskammern fordern, dass in der Region Würzburg endlich die seit Jahren diskutierte Park-&-Ride-Konzepte erarbeitet und umgesetzt werden und die Verkehrswende schneller und effektiver voran getrieben wird.
Die anstehenden Diskussionen über die Bewirtschaftung der Talavera würden zeigen, dass vor Beschränkungen der Erreichbarkeit stets ein alternatives Mobilitätsangebot geschaffen und kommuniziert werden müsse. Die Kammern haben sich hierbei klar dahingehend positioniert, dass – neben der richtigen Reihenfolge der Maßnahmen – nur ein ganzheitliches Konzept unter Einbeziehung der Region Sinn macht.