Blick hinter die Kulissen einer besonderen Jugendarbeit: Wie kann man Kinder und Jugendliche heute fürs Theater begeistern? Das Mainfranken Theater tut viel für junge Besucherinnen und Besucher. Was wird dort für Familien, Kinder und Jugendliche in der neuen Spielzeit geboten? Welche Stücke kommen bei Kindern an? Warum ist Theater überhaupt wichtig für junge Menschen? Nachfrage bei Barbara Bily, seit 2021 Schauspieldirektorin am Mainfranken Theater, und Jenny Holzer, Theaterpädagogin und Leiterin der theaterpädagogischen plattformX.
Barbara Bily: Auf jeden Fall! Auch wir Theaterschaffenden haben zum Teil schon als Kinder das Theater besucht und waren davon begeistert - bei manchen hat das eindeutig zur Berufswahl beigetragen. Unser Ziel ist es, die ganze Familie zu begeistern, zum Beispiel mit einem Familienstück zur Weihnachtszeit. In diesem Jahr zeigen wir Michael Endes "Wunschpunsch", begleitet von einer Live-Band - damit auch das junge Publikum erleben kann, wie Musik auf der Bühne entsteht. Es ist uns ein erklärtes Anliegen, Kinder als zukünftige Theaterbesucher zu gewinnen.
Bily: Bei der Auswahl des Stückes ist es wichtig, zu prüfen, welche Figuren die Kinder ansprechen. Wir befinden uns inmitten der Klimakrise und das Stück handelt davon, wie zwei Tiere - bei uns eine Katze und ein Rabe - zusammenarbeiten, um die Klimakrise abzuwenden, obwohl sie sich anfangs nicht mögen. Die Botschaft lautet: Gemeinsam schaffen wir es! Es ist auch eine wunderschöne Geschichte über Freundschaft.
Bily: "Ente Tod und Tulpe" ist ein Kinderbuch des deutschen Autors Wolf Erlbruch, das nun als Theaterstück adaptiert wurde. Es erzählt die Geschichte einer Ente, die den Tod kennenlernt und mit ihm eine ungewöhnliche Freundschaft entwickelt. Das Buch behandelt auf einfühlsame Weise das Thema Tod und regt zum Nachdenken über das Leben und den Umgang mit dem Tod an. Es ist eine berührende Geschichte, die sowohl Kinder als auch Erwachsene anspricht.
Holzer: Begleitend zum Theaterbesuch bieten wir zu all unseren Produktionen verschiedene Workshops für Kinder und Jugendliche und auch für Schulklassen an. Besonders für die Produktion "Ente, Tod und Tulpe" ist uns eine altersgerechte, kreative und sensible Vor- und Nachbereitung des Theaterbesuches wichtig. Daher gibt es auch eine theaterpädagogische Begleitmappe. Um das Thema inhaltlich besser begleiten zu können, arbeiten wir mit verschiedenen Hospizeinrichtung zusammen.
Holzer: Es ist ganz wichtig, dass wir engen Kontakt zu den Kindern halten. Dies erreichen wir durch Kooperationen mit Schulen und unsere plattformX, über die wir regelmäßig Feedback von den Kindern einholen. Derzeit arbeiten wir mit 20 Schulen in und um Würzburg zusammen. Unsere Erkenntnis: Kinder sind vor allem an den Themen interessiert, die auch die Gesellschaft beschäftigen.
Holzer: In der Regel erfolgt das Heranführen an Kunst und Kultur durch das Elternhaus. Das stimmt. Wir ermöglichen es vielen Kindern, mit ihrer Klasse das Familienstück zur Weihnachtszeit zu einem reduzierten Preis zu besuchen. Hier setzen wir auf die Kooperationen mit den Schulen, die das entsprechende Kontingent abrufen können. Auch die Kulturtafel in Würzburg setzt sich dafür ein, Familien mit niedrigerem Einkommen einen Theaterbesuch zu ermöglichen.
Bily: Kinder und Jugendliche können aus diesen Geschichten, die wir auf die Bühne bringen und so nahbar wie möglich erzählen, viel lernen. Sie können sich später darüber austauschen. Für Schulklassen bieten wir auch theaterpädagogische Vorbereitungen auf die Stücke an. Unabhängig von der Bildung ist Theater auch eine Quelle der Freude. Es soll berühren oder zum Lachen bringen.
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