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Würzburg/Schweinfurt
Von Dürre bis Hagel: Wie die Bauern in Nordbayern von der Klimaforschung profitieren sollen
Wie können landwirtschaftliche Betriebe in Nordbayern die Herausforderungen des Klimawandels meistern? Ein Forschungsprojekt der Uni Würzburg soll Antworten liefern.
Dürre-Sommer wie 2022 stellen die Landwirtschaft vor besondere Herausforderungen. Das Bild zeigt Felder bei Uffenheim.  
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa | Dürre-Sommer wie 2022 stellen die Landwirtschaft vor besondere Herausforderungen. Das Bild zeigt Felder bei Uffenheim.  
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 18.02.2024 02:44 Uhr

Sie sind wohl jedem in Unterfranken ein Begriff: Naturkatastrophen wie der Tornado 2017 über Kürnach im Landkreis Würzburg, die Starkregenfälle 2021 und der Dürresommer 2022. Heiko Paeth, Professor für Geografie an der Universität Würzburg, sagt: "An der Häufung solcher Extremwetterereignisse in den letzten Jahren sehen wir, dass der Klimawandel längst vor unserer eigenen Haustür angekommen ist."

Nordbayern sei ein Klima-Hotspot: "Hier erwärmt sich das Klima sogar noch stärker als im globalen Mittel", sagt der Klimaforscher. Hitze, Trockenheit, Starkregen, Hagel sind nur einige der Auswirkungen. Deshalb soll jetzt ein Forschungsprojekt der Universität Würzburg, das seit 2018 läuft und bisher nur für Unterfranken konzipiert war, auf ganz Nordbayern ausgeweitet werden: das BigData@Geo-Projekt.

Es wird bis zum Jahr 2027 mit 2,9 Millionen Euro durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Ziel des Projekts ist es, Klima- und Umweltdaten mit Hilfe von künstlicher Intelligenz verständlich aufzubereiten und kostenlos zugänglich zu machen sowie kleinen und mittleren Betrieben in der Land- und Forstwirtschaft dabei zu helfen, ihr Unternehmen mit Hilfe wissenschaftlicher Daten an den Klimawandel anzupassen. 

Was kommt auf Bäuerinnen und Bauern zu?

Was kommt auf Erzeugerinnen und Erzeuger etwa von Weizen, Obst oder Gemüse auf genau ihrem Acker bis Ende des Jahrhunderts zu? Mit welchen Klimabedingungen müssen Winzer in ihrem Weinberg rechnen? Und was sollten Forstwirte in ihrem Waldstück berücksichtigen? Wie ändern sich an einzelnen Orten in Nordbayern die Wachstumsbedingungen der Pflanzen? Und wie lassen sich in den kommenden Jahrzehnten noch ausreichend Erträge und Einkommen erwirtschaften? Antworten auf all diese Fragen soll das Projekt "BigData@Geo 2.0" liefern.

Beteiligt ist ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um die Professoren Heiko Paeth (Klimaforschung), Andreas Hotho (Informatik) Stefan Dech und Martin Wegmann (Fernerkundung). Bislang machen außerdem 31 kleine und mittlere Betriebe aus der Land- und Forstwirtschaft, dem Weinbau, Obst- und Gemüsebau, dem Hopfenanbau und der Weidewirtschaft in den drei bayerischen Regierungsbezirken mit. 

Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Land- und Forstwirtschaft in Nordbayern? Ein Projekt der Uni Würzburg soll Schnittstelle sein zwischen Wissenschaft und Praxis. Das Foto zeigt die beteiligten Forschenden und Landwirte. Unten links: Andreas Hotho. Unten rechts: Heiko Paeth. Oben links: Martin Wegmann.
Foto: Thomas Obermeier | Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Land- und Forstwirtschaft in Nordbayern? Ein Projekt der Uni Würzburg soll Schnittstelle sein zwischen Wissenschaft und Praxis.

Die erste Projektphase ist bereits abgeschlossen. Die Forschenden haben für Unterfranken einen Klimaatlas erstellt. Er ist kostenlos unter der Internetadresse https://bigdata-at-geo.eu/klimaatlas abrufbar. Das interaktive Nutzerportal beantwortet zum Beispiel folgende Fragen: Wie hoch ist der mittlere Niederschlag im Sommer in Unterpleichfeld (Lkr. Würzburg) in 20, 50 oder 80 Jahren? Wie hoch wird das Spätfrostrisiko in Iphofen (Lkr. Kitzingen) bis Mitte des Jahrhunderts werden? Wie viele Hitzetage werden es im Durchschnitt in Schweinfurt bis Ende des Jahrhunderts sein?

Konkrete Informationen für den einzelnen Betrieb

Der Nutzer kann für die Antworten zwischen zwei Szenarien auswählen: Einmal den Fall, dass die Klimaerwärmung ungebremst weitergeht wie bisher, in der Klimaforschung bekannt als das "rcp8.5-Szenario". Und das andere Mal den Fall, dass es gelingt, die weltweiten Treibhausgas-Emissionen zu begrenzen. Wissenschaftler sprechen vom "rcp4.5-Szenario".

In der zweiten Projektphase soll es jetzt noch weitere Informationen für die Betriebe geben, die sich an dem Projekt beteiligen: beispielsweise Aussagen über die Entwicklung der Gesundheit ihrer Pflanzen, ihrer Erträge oder ihres Einkommens in den kommenden Jahrzehnten. Diese Informationen sollen für die jeweiligen Betriebe und ihre geographische Lage maßgeschneidert werden. Denn, so sagt Klimaforscher Heiko Paeth: "Der Gemüsebauer in der Bergtheimer Mulde braucht andere Informationen als der Weideviehhalter in der Rhön."

Deshalb seien jetzt die Betriebe am Zug. Weitere 30 Land- und Forstwirte, die ihre Betriebe zukunftssicher aufstellen und von dem Projekt der Uni Würzburg profitieren wollen, können sich melden unter: geographie-efre@uni-wuerzburg.de

 
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Kommentare
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  • Jochen Freihold
    Es wäre interessant gewesen, bereits aus diesem Artikel von Klima-Spezialistin Angelika Kleinhenz zu erfahren, welche Kosten pro Jahr für den einzelnen Betrieb mit der Teilnahme an diesem sicherlichzukunftsweisenden Forschungsprojekt verbunden sind.
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  • Klaus Fiederling
    was vor 35-40 Jahren kaum zu glauben war bei uns in Bayern oder auch in ganz Deutschland:
    Klimawandel hat voll zugeschlagen, hauptsächlich in den letzten 5-10 Jahren. Die Klimauhr
    tickt und steht bereits 5 vor 12. Wenn im Bereich des Klimawandels nicht mehr geschieht, dann wird unser noch so schönes Bayernland in 30-40 Jahren eine unbewohnbare Landschaft mehr sein. Unsere heutige Jugend hat das Heft in der Hand, sie müssen viel dafür tun, dass Bayern und Deutschland bewohnbar und lebenswert bleiben. Als ich Kind war gab es mal einen Song: "Wann wird es wieder mal richtig Sommer!" Die letzten Sommer haben es gezeigt, dass
    immer längere Phasen von Dürre eintreten, oftmals schon ab Ende April, wenn dann der Winter- bzw. Frühjahrsregen zu Ende geht und nur noch durch heftige Gewitter alle paar Wochen das dürre Land etwas erfrischen. Nehmen wir es in die Hand, jetzt kann man noch die tickende Uhr wieder etwas zurückdrehen, wehe uns, wenn wir nichts dagegen tun!
    w
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  • Lukas Will
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