Die Kickers wollen ein neues Stadion. Es wäre die vierte Spielstätte, wie ein Blick in die 110-jährige Vereinsgeschichte zeigt. Einen Stadion- oder besser gesagt Sportplatzwechsel hatten die Rothosen bereits zwei Jahre nach ihrer Gründung: 1909 verlassen sie ihre Spielstätte „am Kugelfang“ am Galgenberg, wo sie am 5. April 1908 gleich beim ersten Spiel einen historischen Sieg errungen hatten: Mit einer 5:0-Packung wird der drei Jahre ältere Stadtrivale, der Würzburger FV 04 abgefertigt – Auftakt für 121 Lokalderbys bis zum Konkurs der Nullvierer 1981.
Auch der Einstand am neuen Sportgelände an der Randersackerer Straße gelingt: Die Kickers besiegen den „Club“ aus Nürnberg mit 5:3. Es folgen erfolgreiche Jahre, unter anderem mit dem Aufstieg in die höchste Spielklasse und der Gründung neuer Abteilungen wie für Boxen und Handball. Rückschläge bringen die beiden Weltkriege, die jeweils einen Neuaufbau erfordern.
Ein Spiel vor 32 Zuschauern
Stichwort neu: Vor 50 Jahren, 1967, ziehen die Kickers auf die andere Mainseite. Am 15. August weihen sie ihr neues Stadion am Dallenberg mit einer 0:1-Niederlage gegen den Bundesligisten aus Kaiserslautern ein. Die neue vereinseigene Spielstätte, in der die Kickers Höhen (wie das gewonnene Aufstiegsspiel zur Dritten Liga gegen Saarbrücken) und Tiefen (wie ein Freundschaftsspiel gegen Mauritius vor 32 Zuschauern) erleben, ist eines der drei Highlights von Vereinschef Daniel Sauer in der Kickers-Historie: „Ein Meilenstein“, sagt er.
„Unvergessen“ bleibt für ihn auch die erste Zweitliga-Saison der Rothosen 1977/78. Diese endet zwar mit dem Abstieg, liefert aber wenigstens ein Riesenerfolgserlebnis: Ein 3:0 gegen den „Club“ am „Dalle“ mit dem ebenfalls unvergessenen Ex-Nationalspieler Lothar Emmerich, der erst kurz zuvor von den Nullvierern zu den Rothosen gewechselt war. Sauers drittes Highlight: „Natürlich die Rückkehr in den Profifußball mit dem 3x3-Projekt“ – in drei Jahren in die Dritte Liga.
Von der Fast-Pleite zum Profifußball
Das Projekt läutet die Neuzeit ein – verbunden vor allem mit dem früheren Kickers-Akteur Bernd Hollerbach als Trainer, dem Kickers-Mäzen und Aufsichtsratschef der Profi-Abteilung Thorsten Fischer und Michael Schlagbauer. Dieser hatte den Vereinsvorsitz 2001 übernommen, kurz nach der noch von Rudi May abgewendeten Pleite des Clubs. Im Juni dieses Jahres gibt Schlagbauer sein Amt ab. Neuer Präsident des 1483 Mitglieder starken Vereins wird Daniel Sauer und damit Multi-Funktionär der Kickers: der frühere Handball-Bundesligaspieler ist auch Vorstandsvorsitzender der Profi-AG und Sportdirektor des Drittligisten.