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Unterfranken
Vielerorts Chlor in Unterfrankens Trinkwasser
Von coliformen Keimen bis hin zu Enterokokken: Ein Störfall jagt den anderen in Unterfrankens Trinkwasser-Netzen. Wo derzeit das Wasser gechlort wird.
So sieht es im Inneren des Wasserwerks Schwebberg der Stadtwerke Lohr am Main aus. Das Grundwasser wird hier unter anderem mit Ozon, Aktivkohle, UV-Bestrahlung, Quarzkies, Calziumcarbonat, Phosphat-Silikat und Chlordioxid zu Trinkwasser aufbereitet. 
Foto: Thomas Obermeier | So sieht es im Inneren des Wasserwerks Schwebberg der Stadtwerke Lohr am Main aus. Das Grundwasser wird hier unter anderem mit Ozon, Aktivkohle, UV-Bestrahlung, Quarzkies, Calziumcarbonat, Phosphat-Silikat und ...
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:12 Uhr

In Unterfranken muss derzeit niemand sein Leitungswasser abkochen. Doch von coliformen Keimen bis hin zu Enterokokken war in den vergangenen Monaten ein Störfall nach dem anderen in verschiedenen Trinkwasser-Netzen bekannt geworden. Wir haben nachgefragt, in welchen Gemeinden das Wasser wegen Keim-Funden noch mit Chlor desinfiziert wird.

Chlorung, so lange gebaut wird

Der größte Störfall betrifft all diejenigen Verbraucher nordwestlich von Würzburg, die ihr Wasser über den Hochbehälter Zellingen (Lkr. Main-Spessart) beziehen. Dort waren am 14. September erstmals Enterokokken entdeckt worden, später auch coliforme Keime. Vielerorts dauert die Chlorung bis heute an. So wird am Zufluss zu den Ortsleitungen von Eisingen, Helmstadt mit Holzkirchhausen, Hettstadt, Höchberg, Kist, Leinach, Neubrunn mit Böttigheim, Uettingen, Waldbüttelbrunn mit Roßbrunn und Mädelhofen noch gechlort. Die Chlorung könnte theoretisch bis April 2019 andauern - so lange, bis die Bauarbeiten am Hochbehälter beendet sind.

Die Gemeinden Retzbach und Thüngersheim werden mittlerweile über den Hochbehälter Eckberg versorgt. Zellingen, Erlabrunn und Zell am Main beziehen ihr Wasser direkt aus den Zellinger Brunnen. Derzeit wird noch nahe an den Wasserquellen gechlort. In den Ortsnetzen der betreffenden Gemeinden sei aber kein Chlor mehr nachweisbar, so die Wasserversorger.

Die Chlorung zurückgefahren wird gerade in Brebersdorf, Rütschenhausen (Ortsteile von Wasserlosen), Holzhausen und Pfändhausen (Ortsteile von Dittelbrunn) im Landkreis Schweinfurt, wo Ende September eine Enterokokke und coliforme Keime gefunden worden waren.  Ein Rohrbruch und eine defekte Lüftungsklappe waren vermutlich die Ursachen.

UV-Desinfektion statt Chlor

Coliforme Keime waren Ende Oktober auch in Greußenheim und Margetshöchheim (beide Lkr. Würzburg) sowie Anfang November in Adelsberg(Ortsteil von Gemünden) und Emmerichsthal im Markt Obersinn (beide Lkr. Main-Spessart) entdeckt worden. Seither wird dort das Wasser gechlort. In Margetshöchheim wird die Chlorung jetzt  zurückgenommen. 

In Rauhenebrach(Lkr. Haßberge) fand man Ende Juni coliforme Keime im Trinkwasser. Derzeit wird eine Ultrafiltration mit UV-Desinfektion fest eingebaut. Seither wird das Wasser gechlort.

Keime durch alte undichte Rohre?

In Ochsenfurt chlort man wegen coliformer Keime schon seit Juni 2016 im gesamten Netz - außer von der Fernwasserversorgung Franken versorgte Gebiete im Industriepark Wolfgang sowie Obere Lindhard. Weil es sich hier um ältere Rohrleitungen handelt, wird sicherheitshalber so lange gechlort, bis diese sukzessive ausgetauscht sind. Ein Problem, das nicht nur Ochsenfurt betrifft.

Am Rande der Informationsveranstaltung "Schau auf die Rohre" in Gemünden am Main (Lkr. Main-Spessart) war von Experten des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt- und Verbraucherschutz zu erfahren, dass ein Drittel aller Trinkwasserleitungen in Bayern älter als 40 Jahre sind. Bei einem weiteren Drittel wisse man das Alter aufgrund fehlender Aufzeichnungen überhaupt nicht. Derzeit werden weniger als ein Prozent aller bayerischen Trinkwasserleitungen erneuert. Zehn bis 15 Prozent müssten aber erneuert werden. Es gebe sogar einzelne Trinkwassernetze, in denen 40 Prozent des Wassers aufgrund undichter Leitungen nie beim Verbraucher ankommen. 

Wann muss der Wasserversorger über Chlor informieren?
Wird wegen eines Störfalls Chlor ins Trinkwasser gegeben, so muss der Wasserversorger die Verbraucher umgehend informieren: Paragraf 16 der deutschen Trinkwasserverordnung.
Anders sieht es aus, wenn in Wasserwerken standardmäßig das Wasser mit Chlor aufbereitet wird (zum Beispiel im Würzburger Wasserwerk Mergentheimer Straße oder im Wasserwerk Schwebberg in Lohr am Main) oder wenn Wasserversorger in ihren Leitungen generell eine "Transportchlorung" mitgeben. Dies tun etliche Unternehmen in den Landkreisen Bad Kissingen, Haßberge und Main-Tauber-Kreis.
In diesem Fall muss der Wasserversorger mindestens einmal im Jahr den Verbraucher über alle Werte und Aufbereitungsstoffe seines Trinkwassers informieren. Wer mehr wissen möchte, sollte sich an seinen Versorger direkt wenden. Er ist nach Paragraf 21 der deutschen Trinkwasserverordnung dazu verpflichtet, Kunden auf Anfrage Auskunft zu erteilen.
Die Menge an Chlor, die höchstens beim Verbraucher ankommen darf, liegt zwischen 0,1 und 0,3 Milligramm pro Liter Wasser. Gesundheitsschäden seien ausgeschlossen, so die Gesundheitsämter. Schwangere und Babys sollten aber ab zwei Wochen auf Flaschenwasser umstellen. Für Haustiere ist Chlor ungefährlich, für Fische allerdings giftig.
 
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    bin mal gespannt wielange die einen noch verarschen wollen. und vorallem möchte ich mal wissen wie lange die ganze geschichte mit den keimen uns schon vorbehalten wurde.
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  • A. M.
    Die Informationspolitik der beteiligten Parteien ist leider absolut nicht bürgerfreundlich! Eine Nachfrage bei der FWM, wie lange man denn noch in etwa mit der Chlorung rechnen müsse, führt dazu, dass man an das Gesundheitsamt/Landratsamt verwiesen wird. Eine zweimalige Nachfrage per Mail im Abstand mehrerer Wochen beim Gesundheitsamt Würzburg bleibt unbeantwortet. Keine Reaktion! Nichts! Der öffentliche Dienst wird hier seinem hervorragenden Ruf wieder vollumfänglich gerecht.

    Bin mal gespannt, ob zumindest das Mail an meine Gemeinde Waldbüttelbrunn beantwortet wird. Aber wenn ich hier lesen muss, dass die Chlorung "theoretisch bis April 2019" andauern wird, rechne ich vor Sommer/Herbst nicht damit. Und dabei sind wir doch immer so Stolz auf unser Trinkwasser. Die Zeiten sind wohl vorbei.
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  • K. K.
    In Altertheim wird seit Monaten gechlort. Vielleicht fragen Sie da mal nach, ob mit einem baldigen Ende zu rechnen ist und berichten darüber.
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