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Erlabrunn
Versprechen am Sterbebett vom Opa: Frank Kümmet leitet die Erlabrunner Blaskapelle mit Leidenschaft und Disziplin
Die Blaskapelle Erlabrunn feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Kopf der Kapelle ist Gründungsmitglied Frank Kümmet. Über einen, für den Musik sein Leben ist.
Spielt seit seiner Kindheit Trompete: Frank Kümmet, Gründungsmitglied und Leiter der Blaskapelle Erlabrunn.
Foto: Patty Varasano | Spielt seit seiner Kindheit Trompete: Frank Kümmet, Gründungsmitglied und Leiter der Blaskapelle Erlabrunn.
Achim Muth
 |  aktualisiert: 28.04.2024 02:38 Uhr

Die Blaskapelle ist Erlabrunns musikalisches Herz. Ein Pulsgeber für das Dorf, sie erfüllt Gottesdienste, Prozessionen, Kommerse und Feste mit Leben, und vielleicht ist das an keinem anderen Tag so intensiv zu spüren wie am Rosenmontag. Es ist eine Tradition, dass an diesem Tag die Freiwillige Feuerwehr und der Männergesangverein mit einem Gottesdienst ihrer Toten gedenken. Begleitet wird die Feier von der Blaskapelle, die von der Empore der St.-Andreas-Kirche aus mit der Deutschen Messe von Franz Schubert durch die Liturgie leitet.

Nach dem Segen allerdings erklingt ein Stück, dass in keinem Kirchenbuch steht und das als Erlabrunner Abwandlung Einzug in die Messe findet: "Sei gegrüßt, o Gnadengarten". Wenn Frank Kümmet dann bei seinem Spiel an der Trompete die Augen schließt, ist das der emotionale Höhepunkt. Am Ende gibt es Applaus im Gotteshaus – und viele feuchte Augen.

Die Blaskapelle des MGV Erlabrunn freut sich auf das Jubiläumskonzert anlässlich des 50-jährigen Bestehens. Links MGV-Vorsitzender Armin Steinmetz, rechts Kapellenleiter Frank Kümmet.
Foto: Patty Varasano | Die Blaskapelle des MGV Erlabrunn freut sich auf das Jubiläumskonzert anlässlich des 50-jährigen Bestehens. Links MGV-Vorsitzender Armin Steinmetz, rechts Kapellenleiter Frank Kümmet.

Dass diese Tradition auch nach über 70 Jahren noch besteht, geht auf ein Versprechen zurück. Als Franz Muth, 1974 Gründer der Erlabrunner Blaskapelle, auf dem Sterbebett lag, sagte er seinem Enkel Frank Kümmet: "Du muss dich drum kümmern, dass es weitergeht mit der Kapelle." Auf fruchtbareren Boden hätte die Bitte nicht fallen können: "Für mich ist es bis heute ein Bedürfnis, diese Verpflichtung zu erfüllen", sagt Kümmet, der seit 25 Jahren verantwortlicher Kopf der Kapelle ist und dessen Terminkalender in manchen Jahren über 70 Einträge zählt: Sitzungen, Proben, Auftritte.

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Er nimmt die Verantwortung ernst: "Es ist wichtig, das vorzuleben. Die Musik habe ich nie vernachlässigt." Zusammen mit Sabrina Benkert pflegt er auch das Archiv, in dem heute über 1000 Stücke lagern. "Ich bin halt immer da", sagt der 58-jährige Bankkaufmann. Was sich so lapidar anhört, ist mit viel Entbehrung verbunden: "Mir bedeutet das so viel, dass sich meine Freizeitplanung nach der Musik richtet und nicht umgekehrt."

Oben, im Musikzimmer seines Hauses, wo er nahezu täglich übt, und wenn es nach einem stressigen Arbeitstag nur zehn Minuten Lippentraining sind, öffnet Frank Kümmet den Trompetenschrank. Die Instrumente stehen akkurat aufgereiht wie Trophäen hinter Glas. Wenn er über die nun 50-jährige Geschichte der Kapelle spricht, ist seine Leidenschaft für die Musik in jedem Satz zu spüren: "Wir sind eine tolle Gemeinschaft. Viele Freundschaften sind entstanden, die über die Musik hinausgehen." Er dankt den vielen, die ihn unterstützen: "Ohne die geht es nicht."

Franz Muth, Gründer der Erlabrunner Blaskapelle und Opa von Frank Kümmet, im Jahr 2006 bei einem Chortreffen anlässlich des 100-jährigen Bestehens des MGV Erlabrunn.
Foto: Herbert Ehehalt | Franz Muth, Gründer der Erlabrunner Blaskapelle und Opa von Frank Kümmet, im Jahr 2006 bei einem Chortreffen anlässlich des 100-jährigen Bestehens des MGV Erlabrunn.

Elf Gründungsmitglieder sind auch heute noch aktiv – selbstredend ist Frank Kümmet eines davon. "Ich hatte sehr früh Zugang zu Instrumenten im Keller von Opa und Onkel." Franz Muth hatte in den 50er/60er Jahren die sogenannte "Bauernkapelle" als Dirigent geleitet, in der Musiker aus verschiedenen Landkreisorten zusammenkamen. 1974 wurde dann von Muth auf Drängen des damaligen Bürgermeisters Oskar Eckert die "Erlabrunner Jugendblaskapelle" gegründet, "und da war es keine Frage, dass die Enkel dabei waren".

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Es wurde im Dorf kräftig Werbung gemacht. 30 bis 40 Jungmusiker kamen zusammen. Schnell begannen die ersten Proben, und schon 1975 stand der erste Auftritt an: "Es war der Weckruf am Weißen Sonntag auf meiner eigenen Kommunion", sagt Frank Kümmet und muss schmunzeln bei dem Gedanken, dass er seitdem bei keinem Weckruf mehr gefehlt hat.

Mit den "Narreköpf" spielte Kümmet auch bei "Fastnacht in Franken"

Bald spielte die Kapelle auf Festen oder gemeindlichen Ehrungen – und strebte nach mehr. Als Xaver Kößler, Kümmets Patenonkel, die Leitung der Kapelle übernahm, "brachte er uns musikalisch auf eine andere Stufe". Das konzertante Spiel kam dazu, 1979 folgte ein erstes Konzert. Die Kapelle reiste zu Wertungsspielen, erreichte 1985 in Großbardorf in der Höchststufe 119 von 120 möglichen Punkten und fand 1989 im tschechischen Brünn auch internationale Beachtung: "Der Goldene Rang mit Auszeichnung damals war unser größter Erfolg", sagt Kümmet und schwärmt von diesen Erlebnissen. Von den Feiern danach, von den lustigen Busfahrten, von den Freundschaften: "Es war eine tolle Zeit."

Als 'Erlabrunner Narreköpf' waren Frank Kümmet & Co. im Jahr 2013 bei der Fernseh-Prunksitzung 'Fastnacht in Franken' in Veitshöchheim dabei.  
Foto: Silvia Gralla | Als "Erlabrunner Narreköpf" waren Frank Kümmet & Co. im Jahr 2013 bei der Fernseh-Prunksitzung "Fastnacht in Franken" in Veitshöchheim dabei.  

Diese intensiven Proben, der Fokus auf das Wertungsspiel, sie legten das musikalische Fundament, auf dem die Kapelle auch heute noch gründet und die ihr eine bewundernswerte Spontanität verleiht. "Diese Grundausbildung war verantwortlich für unsere Spaßaktivitäten", sagt Kümmet. Wer je erlebt hat, wie die Kapelle nach dem Erlabrunner Faschingszug mitten auf der Straße eine Session spielt, bekommt eine Ahnung davon. Diese Splittergruppe der Kapelle nannte sich "Erlabrunner Narreköpf" und rockte jahrelang die Prunksitzungen des Ortes. Die Auftritte, bei denen Saxofonist Klaus Körber als Texter entscheidenden Anteil hatte, fielen auch dem Fastnacht-Verband Franken auf. Mehrmals waren Kümmet & Co. in der "Närrischen Weinprobe" im Fernsehen zu sehen, einmal auch bei der "Fastnacht in Franken" in Veitshöchheim.

Ihr 50-jähriges Bestehen feiert die Kapelle am 27. April mit einer musikalischen Gala. Seit einem Jahr laufen die Proben, längst ist der Abend ausverkauft. Und wie geht es weiter? "Es geht weiter", sagt Frank Kümmet. Seit wenigen Jahren hat sich unter Leitung von Petra Schlör eine Bläserklasse gebildet, in der der Nachwuchs gefördert wird. Denn der Titel des Jubiläumskonzertes klingt wie ein Vermächtnis von Opa Franz: "Alles endet, aber nie die Musik."

Zehn Gründungsmitglieder sind noch heute aktiv

Im Jahre 1974 wurde die Kapelle als "Erlabrunner Jugendblaskapelle" gegründet. Folgende Gründungsmitglieder sind auch noch heute in der Kapelle aktiv: August Benkert, Klaus Körber, Michael Schmitt, Siegfried Kößler, Helmut Flach, Detlev Martin, Annette Roth, Matthias Roth, Thomas Stark und Frank Kümmet. Beim Jubiläumskonzert dabei sind auch der frühere Co-Dirigent Peter Heeg sowie Andreas Kößler.  
Quelle: ach
 
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