Es wird vorläufig keinen neuen Hausarzt in Aub geben. Die Hoffnung, den Arztsitz von Dr. Günter Schuhmann erhalten zu können und schnell eine Nachfolge für seine verwaiste Praxis zu finden, ist dahin. Wie das Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg (KU) auf Anfrage der Redaktion bestätigt, habe der Mediziner die Ausschreibung seines Arztsitzes über die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB), wieder zurückgezogen. Damit seien auch die Bewerbungen der Stadt Aub und des KU um den Arztsitz gegenstandslos - er verfällt.
Im Streit mit der Stadt Aub hatte der 61-jährige Arzt Anfang März seine Praxis aufgegeben. Unter anderem warf Schuhmann Bürgermeister Roman Menth vor, ihn aufgefordert zu haben, Aub zu verlassen, um einem medizinischen Versorgungszentrum Platz zu machen. Menth und der Vorstand des KU, Alexander Schraml, wiederum stellen fest, dass es alleine die Entscheidung eines niedergelassenen Artzes sei, wenn er seine Praxis aufgeben will, und beteuern, dass sie lediglich nach einer Lösung gesucht hatten, um langfristig die hausärztliche Versorgung in Aub zu sichern. In diese Gespräche sei Günter Schuhmann frühzeitig eingebunden gewesen.
Das Interesse des KU an der Hausarztversorgung bezieht sich vor allem auf das Seniorenzentrum Aub, dessen Bewohner in der Mehrzahl von Schuhmann ärztlich betreut wurden. Eine ortsnahe hausärztliche Versorgung sei wichtig für die Einrichtung, so Vorstand Schraml. Um diese ortsnahe Versorgung für die Bürgerinnen und Bürger zu sichern, hatte sich die Stadt massiv in die Suche nach einem Nachfolger eingeschaltet und dafür sogar ein Headhunter-Büro beauftragt. Doch bisher ohne Erfolg.
Ein Arztsitz und damit die Berechtigung, Kassenpatienten zu behandeln, wird von der KVB gemäß des Versorgungsbedarfs vergeben. Normalerweise schreibt ein Arzt, der seine Praxis aufgeben will, seinen Sitz über die KVB aus und entscheidet auch über die Nachfolge mit. Gelingt es innerhalb von sechs Monaten nicht, einen Nachfolger zu finden, dann verfällt dieser Arztsitz.
Die erste Ausschreibung des Arztsitzes blieb ergebnislos
Eine Ausschreibung im vergangenen Jahr war ergebnislos geblieben. Für den Fall, dass keine Ärztin oder Arzt als Praxisnachfolge zu finden ist, hatten sich das KU und die Stadt bereit erklärt, ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) zu gründen. Der Vorteil liegt darin, dass die Ärzte dort angestellt sind, feste Arbeitszeiten haben und von einem Teil der Verwaltungsaufgaben entlastet wären. Auch Teilzeitlösungen sind in einem MVZ möglich. Allerdings hatte das KU bereits damals deutlich gemacht, dass es eine Lösung nur geben könne, wenn sich überhaupt ein Arzt oder eine Ärztin für dieses MVZ finden lässt.
Im April wurde der Sitz ein weiteres Mal ausgeschrieben – eine Ausnahme zum üblichen Procedere in Absprache mit der KVB. Diesmal hatten sich die Stadt und das KU im Namen eines noch zu gründenden MVZs um den Arztsitz beworben, obwohl die Personalfrage noch immer offen ist. "Wir wollten damit erst einmal verhindern, dass der Arztsitz verloren geht", sagt KU-Chef Alexander Schraml, weil es wesentlich einfacher sei, einen bestehenden Arztsitz fortzuführen als einen neuen zu beantragen.
Paradoxe Versorgungssituation im südlichen Landkreis Würzburg
Dabei spielt die gesamte Versorgungssituation eine Rolle, und die ist paradoxerweise für den südlichen Landkreis Würzburg gut. Nach dem Versorgungsatlas der KVB verfügt die Region bei rund 35.000 Einwohnern über 26 niedergelassene Hausärzte. Das entspricht einem Versorgungsgrad von 114 Prozent. Nur konzentrieren sich deren Praxen vor allem auf Ochsenfurt und Giebelstadt. Erst unterhalb eines Versorgungsgrads von 110 Prozent können neue Hausarztsitze vergeben werden.
Warum Günter Schuhmann seine Ausschreibung zurückgezogen hat, darüber kann Bürgermeister Roman Menth nur spekulieren. "Der abgebende Arzt hat das Heft in der Hand, damit wird die Suche nach einem neuen Hausarzt noch schwieriger, als sie eh schon war.", sagt Menth.
Wenigstens habe eine Zwischenlösung erreicht werden können, so Menth weiter. Dr. Florian Derks, der in Uffenheim eine Praxis betreibt und im südlichen Landkreis Würzburg wohnt, habe sich bereit erklärt, in den ehemaligen Praxisräumen an zwei Tagen in der Woche Sprechstunden anzubieten. Auch viele Bewohner im Seniorenzentrum werden inzwischen von ihm behandelt, sagt KU-Vorstand Alexander Schraml.
Eine übergangslose Zwischenlösung war nicht möglich
Die verwaisten Praxisräume hat die Stadt Aub angemietet. Ein übergangsloser Weiterbetrieb sei allerdings nicht gelungen, bedauert Bürgermeister Menth. Weil die Praxis nicht mehr den geltenden Bauvorschriften entspricht, müsse erst saniert werden. Das könne mehrere Wochen dauern.
Wie es weitergehen soll? Da hofft Menth auf das Entgegenkommen der Kassenärztlichen Vereinigung. Es gäbe nämlich die Möglichkeit, für einen neuen Arztsitz einen Sonderbedarf geltend zu machen, etwa dann, wenn die Versorgungslage insgesamt gut ist, die Praxis aber nicht dort ist, wo sie gebraucht wird. Voraussichtlich im Spätsommer könne darüber entschieden werden. Bis dahin hat Menth also nun Zeit, vielleicht doch noch eine Ärztin oder einen Arzt für sein liebliches Städtchen im Gollachtal zu erwärmen.