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Letzte Praxis schließt: Kommt wieder ein Hausarzt nach Aub?
Hausarzt Günter Schuhmann hätte im geplanten medizinischen Versorgungszentrum mitarbeiten können. Von dem Angebot nimmt er aber Abstand. Wie geht es nun weiter?
An der Ecke Hauptstraße und Marktplatz in Aub könnte ein medizinisches Versorgungszentrum entstehen.
Foto: Alfred Gehring | An der Ecke Hauptstraße und Marktplatz in Aub könnte ein medizinisches Versorgungszentrum entstehen.
Alfred Gehring
 |  aktualisiert: 09.02.2024 08:30 Uhr

Der letzte verbliebene Allgemeinarzt in Aub, Günter Schuhmann, will zum 31. März nächsten Jahres seine Praxis aufgeben: Diese Mitteilung des Auber Bürgermeisters Roman Menth bei der Stadtratssitzung im Juni hat in der Auber Bevölkerung hohe Wellen geschlagen. Gelegentlich ist sogar von Unterschriftenlisten zu hören, die den Arzt zum Weitermachen bewegen wollen. Tatsächlich konnte aber keine solche Unterschriftenaktion ausgemacht werden.

Ihm werde vorgeworfen, seine Patienten im Stich zu lassen, berichtet der Auber Arzt im Gespräch mit der Redaktion. Davon kann nach seinen Worten aber überhaupt nicht die Rede sein. Er, Schuhmann, habe nie die Absicht gehabt, seine Patienten im Stich zu lassen. Richtig sei aber, dass er zum 31. März im nächsten Jahr seine Praxis aufgeben werde.

Schuhmann will keine verminderten Sprechzeiten

Dabei hätte er sich durchaus vorstellen können, noch einige Jahre weiter zu praktizieren. Tatsächlich aber seien der Auber Bürgermeister Roman Menth und Prof. Dr. Alexander Schraml, der Vorstand und Geschäftsführer des Kommunalunternehmens des Landkreises Würzburg (KU), auf ihn zugekommen und hätten ihm eröffnet, in Aub ein medizinisches Versorgungszentrum einrichten zu wollen. Ihm, Schuhmann, haben man angeboten, dort in Teilzeit weiter zu praktizieren, dann aber als Angestellter des KU. Das KU haben ihm schon zum 1. Juli eine Halbtagsstelle angeboten.

Nach fast zwei Jahrzehnten als selbständiger Hausarzt in Aub schließt Schuhmann diese Möglichkeit für sich aus. Er könne seinen Patienten nicht erklären, dass er weiter praktiziere, die Sprechstunden aber entsprechend vermindert würden. Niemand würde verstehen, dass er auf einmal als Angestellter arbeite und nur für eine begrenzte Arbeitszeit bezahlt werde. Aus diesem Grunde habe er das Angebot des KU abgelehnt.

Geregelter Übergang gewünscht

Da er aber andererseits einer zukunftsträchtigen Lösung nicht im Wege zu stehen wolle, habe er sich bereit erklärt, seinen Arztsitz für eine Nachfolgerregelung zu räumen, allerdings nicht überstürzt, sondern in geordneter Weise.

Seine Patienten sollten auf keinem Fall vor verschlossenen Türen stehen. Wenn er nun nach dem ersten Quartal des nächsten Jahres gehe, bleibe genügend Zeit für einen geordneten Übergang, der auch im Sinne seiner Patienten aus Aub und Umgebung sei. Ihm sei klar, dass das KU in Aub kein medizinisches Versorgungszentrum einrichten könne, ohne seinen Arztsitz mit einzubeziehen.  Wichtig sei ihm ein geregelter Übergang nicht zuletzt für sein Praxisteam. Derzeit habe er ein sehr gut eingespieltes Team beisammen, aber die Frauen sorgten sich natürlich auch um ihre Arbeitsplätze.

Die KV entscheidet über den Nachfolger

So habe er dem KU Zeit eingeräumt, einen oder mehrere Nachfolger zu finden und die ärztliche Versorgung weiterzuführen. Er selbst falle nach Beendigung seiner Arzttätigkeit in Aub zwar nicht in ein Loch, die Entscheidung, die er gemeinsam mit seiner Frau getroffen habe, sei ihm aber auch nicht leicht gefallen, sagt Schuhmann. Es sei also keine Flucht, wenn er seine Praxis aufgebe, sondern er wolle der Stadt Aub die Möglichkeit geben, die medizinische Versorgung zu erhalten und einer tragbaren Lösung nicht im Wege zu stehen.

Schuhmann schildert die Prozedur, einen Arztsitz neu zu besetzen. Es liege nicht an ihm, einen Nachfolger zu finden. Zunächst müsse er der kassenärztlichen Vereinigung (KV) gegenüber erklären, dass er aufhöre. Dort werde die vakante Arztstelle ausgeschrieben. Wenn sich ein oder gar mehrere Bewerber finden, treffe die KV die Entscheidung, wer die Arztstelle in Aub bekomme. Da sich das entscheidende Gremium der KV in der Regel nur vierteljährlich treffe, dauere das eben. Er selbst habe keinen Einfluss darauf und könne auch seine Praxis nicht eigenständig an einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin verkaufen.

Kommunalunternehmen will Arzt nicht verdrängen

Der Geschäftsführer des KU, Alexander Schraml erklärte im Gespräch, das KU habe keinerlei Interesse daran, den letzten verbliebenen Arzt aus Aub zu verdrängen, sondern sei zusammen mit der Stadt Aub an einer zukunftsträchtigen Lösung interessiert. Wenn in Aub ein Seniorenheim betrieben werde und kein Arzt vor Ort sei, sei das katastrophal, so Schraml.

Das KU habe mit der Stadt Aub zusammen schon nach einer Nachfolgelösung gesucht, als vor einigen Jahren der zweite Arzt in Aub, Dr. Roland Ebert, in den Ruhestand gegangen sei. Damals konnte aber trotz intensiver Suche niemand gefunden werden, der die Praxis übernehmen wollte.

Einrichtung des MVZ dauert eine gewisse Zeit

Nun habe man gemeinsam mit der Stadt Aub nach Alternativen gesucht. Die Pläne der Stadt, in einem renovierungsbedürftigen Anwesen in der Innenstadt die baulichen Gegebenheiten für ein modernes medizinisches Versorgungszentrum mit Praxisräumen, Verwaltungsräumen und Wohnräumen zu schaffen, werden sich noch eine geraume Zeit hinziehen. Bis dieses fertig sei, könnten übergangsweise die Räume der Praxis Schuhmann angemietet werden.

Das KU habe versucht, Schuhmann als Mitarbeiter zu gewinnen, so Schraml. Dies sei leider gescheitert. Ihm wäre es aber auch Recht gewesen, wenn Schuhmann seine Praxis weitergeführt hätte. Dem Kommunalunternehmen sei jede Lösung recht, die die medizinische Versorgung aufrechterhalte.

Nachfolge ist derzeit völlig offen

Als Schuhmann dann aber erklärt habe, zum 31. März 2022 gehen zu wollen, habe er damit das KU unter Zeitdruck gesetzt, erklärt der Geschäftsführer. So würden KU und Stadt Aub in den nächsten Tagen die vakante Arztstelle ausschreiben in der Hoffnung, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu finden. Gerne könne die Stelle auch geteilt werden, so dass auch für Frauen mit Kindern Möglichkeiten gefunden werden können, zusammen mit dem KU die Praxis weiterzuführen.

Ob jemand gefunden werden könne, der künftig in Aub als Allgemeinarzt praktiziere, sei völlig offen. Er, Schraml, hoffe darauf, dass es im Umland, auch in Mittelfranken oder im angrenzenden Baden-Württemberg, Interessenten gäbe, die die Nachfolge antreten wollen. Das KU jedenfalls sei gerne bereit, eine vernünftige Lösung mitzutragen.

 
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