
Als Lambros Tourkakis das erste Mal aus dem Zug am Würzburger Hauptbahnhof stieg, wusste er genau: An dieser Stadt ist etwas anders als an allen anderen Städten in Deutschland. "Es kam so ein freudiges Gefühl in mir hoch. Ich kann das gar nicht richtig beschreiben", erinnert sich der 18-Jährige.
Würzburg sei für ihn eine sehr inspirierende Stadt mit einer "ganz besonderen Atmosphäre und herzlichen Menschen", sagt Tourkakis. So inspirierend, dass der 18-Jährige bereits mehrere Gedichte in Würzburg verfasst und diese der Stadt gewidmet hat. Auslöser für seine poetische Ader sei das Gefühl, welches ihn hier immer begleite, sagt der 18-Jährige. "Ich würde es beschreiben wie eine sehr innige Umarmung."
Circa drei Jahre ist sein erster Besuch in Würzburg her. Während der Corona-Pandemie habe er das 9-Euro-Ticket ausnutzen und neue Städte bereisen wollen. Von seiner Heimat in Frankfurt am Main aus sei er dann in verschiedene bayerische Städte gereist, weil er sich für den geschichtlichen Hintergrund der Orte interessiert habe, erzählt er.
Gedicht von Tourkakis hat es in einen Sammelband geschafft
In Würzburg sei es dann um ihn geschehen. Und auch drei Jahre später ist der Frankfurter noch begeistert von allem, was Würzburg zu bieten hat: die Marienkapelle, die alte Mainbrücke, die Residenz und natürlich das Lusamgärtchen, zählt er auf. Zu letzterem hat Tourkakis eine ganz besondere Bindung. Das erste seiner 25 Gedichte an die Stadt Würzburg "Im Garten der Lust" hat er an diesem Ort geschrieben. "Die Strophen selbst handeln auch vom Lusamgärtchen, dem deutschen Dichter Walter von der Vogelweide und von dem, was ich in dem Moment, als ich dort saß, gedacht und gefühlt habe", erklärt Tourkakis.
Ganz besonders sind die Strophen für ihn auch deshalb, weil eben dieses Gedicht nun in einen offiziellen Sammelband aufgenommen wurde. Im Februar 2023 hatte der Frankfurter die Strophen beim Wettbewerb der "Brentano-Gesellschaft Frankfurt am Main" eingereicht. Acht Monate später kam die Nachricht: "Mein Gedicht wurde in das Werk 'Frankfurter Bibliothek 2024' aufgenommen."
Gedicht im Lusamgärtchen entstand spontan
Der Sammelband soll eine Dokumentation deutscher Dichtungen von einer Auswahl von deutschsprachigen Schriftstellern sein. Laut Website der "Brentano-Gesellschaft Frankfurt am Main" sind in dem seit 2001 bisher jährlich erschienenen Band insgesamt rund 60.000 Gedichte veröffentlicht worden. Das entspricht knapp 3.000 Gedichten pro Band. Der Band werde beispielsweise von Lehrpersonal für den Deutschunterricht oder an Universitäten genutzt.

Tourkakis, der Gedichte schreibt, seit er 14 Jahre alt ist, freut sich dennoch sehr über die Veröffentlichung seiner Zeilen. "Ich war verliebt, habe den Stift in die Hand genommen und das, was ich auf gefühlt und gedacht habe, auf das Papier gebracht", erinnert sich der 18-Jährige. Damals habe er sich gar nicht viele Gedanken über Reimschemata und ähnliches gemacht. Mittlerweile sehe das jedoch anders aus.
Eltern waren überrascht von Tourkakis Gedichten
Auch Tourkakis' Eltern waren von dem Talent ihres Sohnes überrascht. Schon immer habe sich ihr Sohn für andere Dinge interessiert als andere Jugendliche in seinem Alter. "Philosophie, Geschichte – und während Corona hat er sich plötzlich selbst das Klavierspielen beigebracht", erzählt Elena Tourkakis stolz. Doch von seinem Talent für die Poesie haben die Eltern lange nichts gewusst.
"Das ist nichts, was er von klein auf gemacht hat", sagt seine Mutter. Auch, dass er noch 24 weitere Gedichte der Stadt Würzburg gewidmet hat, wissen seine Eltern bisher nicht. "Keiner hat die anderen Gedichte jemals gelesen", sagt der Frankfurter.
Ob er auch sie veröffentlichen wird, lässt er offen. Und auch, ob er irgendwann einmal einen Umzug von Frankfurt nach Würzburg plant. Erst einmal will Tourkakis die Schule beenden und die Welt bereisen, erklärt er. Auf die Unterstützung seiner Eltern kann er sich dabei immer verlassen. "Wir lassen ihn sein, wie er ist, und sind immer für ihn da", sagt Elena Tourkakis.