
Als "Denkmalschutz mit Vorbildfunktion" bezeichnet Markus Blume, Staatsminister für Wissenschaft und Kunst das, was sich auf dem Areal der Würzburger Erlöserschwestern tut: Das Dach des Kongregationshauses mitten im denkmalgeschützten Altstadt-Ensemble wird mit knapp 20.000 roten Solardachziegeln neu eingedeckt, die optisch von herkömmlichen Ziegeln so gut wie nicht zu unterscheiden sind. Dadurch entsteht nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege in Würzburg die erste Photovoltaikanlage auf einem Großdenkmal in Bayern.
Seit 2019 wird die Sanierung der Klosters geplant und umgesetzt, die klimaneutrale Stromerzeugung auf dem gut 1500 Quadratmeter großen Dach des vierflügeligen barocken Kongregationshauses bildet den Abschluss des ersten Bauabschnitts. "Wir haben entschieden, dass alle Einrichtungen unserer Kongregation weltweit bis 2037 klimaneutral werden sollen", erläutert Sr. Monika Edinger, Generaloberin der Kongregation der Schwestern des Erlösers. Die Photovoltaik-Anlage sei "ein wichtiger Schritt, um dieses Ziel zu erreichen".
Projekt bei Würzburger Erlöserschwester war Herausforderung
Durch die Kessellage ist die Dachlandschaft der Altstadt von vielen Seiten gut sichtbar. Daher ist es in Würzburg eine noch größere Herausforderung als anderswo, die Erzeugung erneuerbarer Energien mit dem Denkmalschutz in Einklang zu bringen. Geregelt wird das demnächst durch ein Kommunales Denkmalkonzept, das der Stadtrat noch in diesem Jahr beschließen soll. Erst im Juni hatte der Landtag eine Änderung des bayerischen Denkmalschutzgesetzes beschlossen, durch die die Erzeugung erneuerbarer Energien auf Baudenkmälern deutlich erleichtert wird.
Mit ihrem Projekt dürften die Erlöserschwestern ein kleines Stück Denkmalschutzgeschichte geschrieben haben: "Gemeinsam mit der Stadt und dem Landesamt für Denkmalpflege haben wir über drei Jahre intensive Gespräche geführt, um eine Lösung zu finden, die dem Denkmalschutz ebenso gerecht wird wie unserem Wunsch nach Nachhaltigkeit", sagt Architektin und Bauprojektsteuerin Sandra Räder.
Erlöserschwestern Würzburg: Charakteristik soll erhalten bleiben
Möglich wurde das durch die von der Berliner Firma Autarq entwickelten und vom Dachziegel-Hersteller Jacobi-Walther vertriebenen Solardachziegel: "Sie sind sehr unauffällig, die Charakteristik eines herkömmlichen Daches bleibt erhalten", erläutert Kai Buntrock, Geschäftsführer der Autarq GmbH.

Die roten Solardachziegel werden durch einen Kabelbaum mit Parallelschaltung ähnlich wie eine Weihnachtsbaum-Lichterkette verbunden und können von Dachdeckern ohne zusätzliche Elektriker-Ausbildung verlegt werden: "Das ist in einem Spannungsbereich, der völlig ungefährlich ist", betont Buntrock. Die Solardachziegel sind technisch ausgereift und wurden bereits auf mehr als 700 Dächern in fünf europäischen Ländern installiert. Das Dach Kongregationshauses ist "bisher das größte Einzelprojekt, das in Deutschland mit unserer Technologie eingedeckt wird".
PV-Dächer wie in Würzburg werden auch bei Privatleuten gefördert
Das Dachkraftwerk soll das gesamte Klosterareal noch vor Ende des Jahres mit Strom versorgen. Es wurde vom Freistaat Bayern mit 420.000 Euro gefördert: "Das Modellprojekt der Erlöserschwestern zeigt, wie Denkmalschutz und erneuerbare Energien zeitgemäß miteinander in Einklang gebracht werden können", wird Kunstminister Markus Blume in einer Pressemitteilung des Landesamts für Denkmalpflege zitiert: "So sieht Denkmalschutz der Zukunft aus."

Vorgeschlagen wurden die Solardachziegel von Stadtplaner Georg Sahner vom Stuttgarter Büro G.A.S., der zusammen mit dem Landesamt und dem städtischen Baureferat das Kommunale Denkmalschutzkonzept als Leitfaden für die solare Dachnutzung in der Würzburger Innenstadt entwickelt hat. Es soll auch privaten Eigentümern zugute kommen: "Wenn man sich im Rahmen des Konzeptes bewegt, ist der denkmalpflegerische Mehraufwand bei PV-Anlagen dann durch das Landesamt für Denkmalpflege förderfähig", erläutert Stadtbaurat Benjamin Schneider.
bin überhaupt nicht dagegen, ganz im Gegenteil. Mein Ansatz war nur warum unendlich viel Geld verbraten und keine "normale" PV ? Wie gesagt, ist eh nicht einsehbar.
Von mir aus auch gerne auf allen Kirchen.
Interessant wären mal die Mehrkosten im Vergleich zu einer "normalen" PV-Anlage. Wie man auf den Fotos erkennen kann ist das Dach von außen nicht einsehbar.
Macht das dann noch Sinn? Vielleicht könnten Sie das mal recherchieren.
ihre Frage wird bereits im Artikel angesprochen:
"Durch die Kessellage ist die Dachlandschaft der Altstadt von vielen Seiten gut sichtbar. Daher ist es in Würzburg eine noch größere Herausforderung als anderswo, die Erzeugung erneuerbarer Energien mit dem Denkmalschutz in Einklang zu bringen."
Mit freundlichen Grüßen,
Patrick Wötzel