Seit dem Bürgerbegehren gegen den Standort des neuen Mainstegs an den Mainfrankensälen im Jahr 2012 hatte es in Veitshöchheim keine Bürgerproteste mehr gegen eine Planung der Gemeinde gegeben. Doch aktuell kochen die Emotionen hoch: Der Gemeinderat hatte in einer nichtöffentlichen Sitzung am 21. Juni 2021 den einstimmigen Beschluss gefasst, in der Gartensiedlung eine Kita mit vier Krippen– und zwei Kindergartengruppen zu bauen – und zwar, nach bauleitplanerischer Umwidmung, auf der im Flächennutzungsplan hinter der Tennishalle am Rande des Waldstückes "Gebranntes Hölzlein" rechtswirksam ausgewiesenen "Sonderfläche für Sport".
Wie berichtet, hatte Wolfram Voelker Anfang des Jahres in einem offenen Brief an Bürgermeister Jürgen Götz gegen den Wegfall des dort seit 2007 von Anliegern gestalteten Bolzplatzes protestiert. Inzwischen hatte eine Anwohner-Initiative Flugblätter und eine Unterschriftenliste gegen das Vorhaben in Umlauf gegeben, die 38 Personen aus 18 Haushalten unterschrieben haben. Kritisch zu Wort gemeldet hat sich im Internet auch Dieter Leimkötter, der bis 2020 dem Gemeinderat angehörte, und wie Voelker und die Anwohner-Sprecherin direkt mit seinem Haus an das neue Kita-Grundstück angrenzt.
Es gab zwei Standortalternativen für den Kita-Neubau
Der vom Gemeinderat im Juli 2020 verabschiedete Bedarfsplan schrieb nicht zuletzt durch die 260 Wohneinheiten im neuen Wohngebiet Sandäcker den Bedarf für einen Kindergartenneubau mit vier Kinderkrippen fest – für insgesamt 48 Kinder unter drei Jahren und drei Gruppen für insgesamt 75 Kinder ab drei Jahren bis Schulbeginn. Dieter Leimkötter, der Vorstandsmitglied des AWO-Ortsvereins als Träger einer Kita ist, bezweifelt jedoch den Bedarf für den an der Tennishalle geplanten Kindergarten mit sechs Gruppen, zumal gerade an den Kuratie-Kindergarten zwei Gruppen angebaut werden. Da im Baugebiet Sandäcker schon viele Häuser bewohnt seien, schlägt er eine erneute Bedarfsfeststellung vor.
An den Gemeinderat werden Vorwürfe herangetragen, dass er im Bebauungsplan Sandäcker keine Kita vorgesehen hat. Laut Bürgermeister sei ein solcher Bedarf bei der Aufstellung des Bebauungsplanes im Jahr 2013 nicht vorhersehbar gewesen. Veitshöchheim hatte damals 9910 Einwohner und 371 Kindergartenplätze. Die Tendenz der Einwohnerzahlen war deutlich rückläufig: 2019 hatte Veitshöchheim nur noch 9583 Einwohner – und 400 Kindergartenplätze. Als mögliche Standortalternativen für den Kita-Neubau war dem Gemeinderat im Juni 2021 eine Teilfläche des Sportgeländes des Berufsförderungswerk Würzburg (BFW) vorgelegt worden, außerdem der Spielplatz Sudetenstraße – und das gemeindliche Grundstück hinter der TGV-Tennishalle, das der Gemeinderat dann in nichtöffentlicher Sitzung einstimmig wählte.
Die Sprecherin der Anwohner-Initiative, die in den Medien anonym bleiben will, vertritt die Meinung, dass dieses Grundstück im Flächennutzungsplan zu keinem Zeitpunkt für eine Bebauung, sondern vielmehr als Pufferzone zwischen Wald und Bebauungslinie vorgesehen war.
Der Bürgermeister hingegen verweist darauf, dass die Fläche rechtsgültig als Sportfläche ausgewiesen sei, wo auch eine Bebauung mit einem Basketball-Trainingsplatz, einer Squash-Halle oder einem Fitnessstudio zulässig sei – mit Lärm und Anfahrtsverkehr in den Abendstunden sowie am Wochenende.
Sind Belange des Naturschutzes gewahrt?
Die Anwohner-Sprecherin macht darüber hinaus naturschutzrechtliche Belange geltend, da bei einem Kita-Bau viele Heckenzonen entfernt würden, in denen zahlreiche Vögel und Kleinlebewesen ihre Nist- und Schlafplätze hätten.
Eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung nach der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie, so der Bürgermeister, laufe bereits seit Dezember 2022. Er hält es für möglich, das Gebäude so zu planen, dass keine Biotopbäume oder vergleichbarer Bewuchs gefällt werden müssten, wie er insbesondere im Nordosten des Grundstücks vorzufinden sei. "Diese Flächen können ganz bewusst in die Gestaltung der Außenanlage integriert und für waldpädagogische Ansätze genutzt werden", so Götz.
Anwohner-Sprecherin befürchtet chaotische Verkehrsverhältnisse und erhöhte Lärmbelastung
Die Anwohner-Sprecherin befürchtet durch den Hol- und Bring-Verkehr bei 100 Kindern täglich 400 zusätzliche Fahrzeugbewegungen und dadurch chaotische Zustände in der Wolfstalstraße. Bereits jetzt, so die Sprecherin, sei dort der Verkehr in der morgendlichen "Rush hour" dramatisch, was allerdings auf Befragen eines unmittelbaren Anwohners bestritten wurde. Die Sprecherin befürchtet Staus mit deutlich erhöhten Schadstoff- und Lärmbelastungen. Für sie stelle dies einen Abwägungsausfall des Gemeinderates dar, und damit eine materielle Rechtswidrigkeit. In der Gemeinderatssitzung am 17. Januar mit rund 70 Zuhörern kündigte die Sprecherin an, einen Antrag auf ein Normenkontrollverfahren zu stellen, falls die Gemeinde den Standort beibehalte.
Der Bürgermeister hält eine Mehrbelastung der Wolfstalstraße durch 400 Fahrzeugbewegungen an den Werktagen für nicht realistisch. Laut Nachfrage in den bestehenden Kindergärten würde lediglich etwa die Hälfte der Kinder mit dem Auto gebracht werden – und das nicht gleichzeitig, sondern über 90 Minuten verteilt. Viele, die aus dem unteren Teil Veitshöchheims kämen, würden über die Heidenfelder Straße anfahren. Leimkötter hält es für sinnvoll, die Parkbuchten in der Wolfstalstraße zu reduzieren, um den Verkehr zu verflüssigen und Staus zu vermeiden.
Öffentlicher Bolzplatz soll verlegt werden
Der 2007 als Bürgerprojekt entstandene, öffentliche Bolzplatz solle, so der Bürgermeister, auf jeden Fall erhalten bleiben, wenn auch an einem neuen Standort. Dazu äußerte sich Leimkötter: "Als er angelegt wurde, hatten wir am Hölzlein noch weit mehr Kinder als Hunde. Heute dient der Buckelrasen überwiegend als Bewegungsfläche für Hunde."
Leimkötter kritisiert, dass die Gemeinde es versäumte habe, seit dem Beschluss im Juni 2021 mit den Anwohnern ins Gespräch zu kommen. Die Anwohner könnten nun im Rahmen der Bauleitplanung Einwände vorbringen, so der Bürgermeister. Geplant sei auch, den ersten Planentwurf in einer Info-Veranstaltung zu erläutern. Die unmittelbaren Nachbarn würden auch noch zum Bauantrag gehört.
Sie wird nur leer stehen, denn keinem Träger wird es gelingen Personal zu finden.
DAS ist das wirkliche Problem. Nicht wo die Kita gebaut wird.