Im Juni dieses Jahres war die Staatsstraße 2260 vom Kreisverkehr Kürnach Nord bis Prosselsheim wegen Erneuerung der Asphaltschicht gesperrt. Vier Wochen lang wurde der gesamte Verkehr über Ober- und Unterpleichfeld umgeleitet. Während dieser Zeit habe Bürgermeister Alois Fischer mehrmals gefährliche Situationen vor der Ortseinfahrt Unterpleichfeld beobachtet. Seine Bitte nach einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 Stundenkilometern kam wieder auf.
Seit Jahren kämpfen Bürgermeister Fischer und sein Kreistagskollege Lothar Wild aus Unterpleichfeld um ein entsprechendes Tempolimit auf der Oberpleichfelder Straße. Für die zwei Kommunalpolitiker ist es nicht nachvollziehbar, warum die Fahrzeuge auf der Kreisstraße Wü 3 mit 100 Stundenkilometern bis zum Ortsschild fahren dürfen. Ein Geschwindigkeitsmessgerät würde oft "das viel zu schnelle Fahren ins Dorf beweisen".
Kein Fußweg vorhanden
Die Mitglieder des Kreisrats appellieren an den Kreisbauausschuss und die Straßenverkehrsbehörde, auf der Wü 3 unmittelbar vor der Unterpleichfelder Ortseinfahrt auf einer Strecke von ungefähr 500 Metern ein Tempolimit einzuführen. In diesem Bereich zweigen links die Einfahrt in einen landwirtschaftlichen Betrieb, zum Hofladen Bauer mit Ab-Hof-Verkauf und zu einem viel befahrenen Fahrrad- und Wirtschaftsweg Richtung Kürnach ab.
Rechts der Wü 3 vor Unterpleichfeld liegen ein von Dorfbewohnern gern genutzter Grillplatz sowie die Unterkünfte für die Saisonarbeiter des Schlereth Gemüselands. Sie gehen auf ihrem Gang zum Einkaufen zu Fuß am Straßenrand entlang. Einen Gehsteig gibt es außerhalb des Dorfes nicht. Allein das sei zu gefährlich, meinen Fischer und Wild.
Ortstermin erstmals im Jahr 2017
Bereits vor sechs Jahren hatten sich Alois Fischer und Lothar Wild mit ihrer Tempo-70-Bitte an die Behörden gewandt. Der damalige Landrat Eberhard Nuß versprach eine Prüfung der zuständigen Fachstellen. Landtagsabgeordneter Manfred Ländner zeigte Verständnis und im Mai 2017 gab es sogar einen Ortstermin mit Vertretern des Staatlichen Bauamts und der Polizeiinspektion Würzburg-Land.
Passiert ist bislang allerdings nichts. Das Landratsamt hatte lediglich dazu geraten, den Trampelpfad entlang eines Grabens als Fußweg zum Hofverkauf auszubauen. Aber das Feld dort ist Privatbesitz. Die Gemeinde Unterpleichfeld hat deshalb keine Handhabe. "Wir wollen doch nur, dass ein paar Tempo-70-Schilder aufgestellt werden", verweisen Bürgermeister Fischer und Lothar Wild auf die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer.
Der Straßenverkehrsbehörde liegt kein aktueller Antrag vor
Ein aktueller Antrag aus Unterpleichfeld liegt der Verkehrsbehörde beim Landratsamt nicht vor. Grundsätzlich bedürfe "die Anordnung von Verkehrszeichen nach Paragraph 45 Absatz 9 der Straßenverkehrsordnung besondere Umstände, die eine solche zwingend erforderlich machen", lautet eine Antwort des Amtes auf eine Anfrage dieser Redaktion. "Insbesondere Beschränkungen des fließenden Verkehrs dürfen nur angeordnet werden, wenn aufgrund der besonderen örtlichen Verhältnisse eine Gefahrenlage besteht", erklärt die Behörde.
Dazu würden allerdings aussagekräftige Zahlen benötigt wie beispielsweise die täglichen Verkehrszahlen unter normalen Umständen sowie Zahlen über Unfälle. Bei diesen Unfallzahlen käme es darauf an, ob sie mit der Verkehrsführung zu tun haben.
Polizei sieht keine besondere Gefahrenlage
Die Polizeiinspektion antwortete auf Anfrage: "Die Unfallstatistik ist in diesem Streckenbereich unauffällig. Im Jahr 2022 sind gar keine Unfälle verzeichnet, im Jahr 2023 waren bislang zwei Wildunfälle". Somit könne "eine Gefahrenlage in diesem Bereich nicht bestätigt werden".
Fischer und Wild sehen das anders. Sie befahren die Strecke regelmäßig, arbeiten oft auf den Feldern ringsum und hätten schon viele gefährliche Situationen beobachtet. Im Sinne der Sicherheit sei das Aufstellen von zwei Tempo-70-Schildern doch ein verhältnismäßig kleiner Aufwand mit großer Wirkung.