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Gaukönigshofen
Unternehmer aus Unterfranken verklagt Freistaat: Prozess um gescheiterten Maskendeal geht weiter
Ein Firmenchef aus Gaukönigshofen wollte 2020 Hunderttausende Masken an den Freistaat verkaufen - aber der Deal scheiterte. Jetzt fordert er 1,5 Millionen Euro.
Zu Beginn der Pandemie wollte der Unternehmer Zeno Busch aus Gaukönigshofen (Lkr. Würzburg) rund 400.000 medizinische Atemschutzmasken an den Freistaat verkaufen (Archivbild). 
Foto: Daniel Peter | Zu Beginn der Pandemie wollte der Unternehmer Zeno Busch aus Gaukönigshofen (Lkr. Würzburg) rund 400.000 medizinische Atemschutzmasken an den Freistaat verkaufen (Archivbild). 
Michael Czygan
 und  Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:07 Uhr

Wer bekommt Recht im Streit um einen geplatzten Maskendeal zwischen dem unterfränkischen Unternehmer Zeno Busch und der bayerischen Staatsregierung? Darüber wollte das Landgericht München I ursprünglich an diesem Montag entscheiden. Doch nun geht der Prozess weiter: Am Donnerstag, 6. Oktober, werden noch einmal Zeugen vernommen, teilte Gerichtssprecherin Cornelia Kallert auf Nachfrage mit.

In dem Zivilverfahren geht es um insgesamt 1,5 Millionen Euro. Zeno Busch, Firmenchef aus Gaukönigshofen im Landkreis Würzburg, hat den Freistaat auf diese hohe Summe verklagt, weil ein geplantes Geschäft mit medizinischen Atemschutzmasken zu Beginn der Pandemie nicht zustande gekommen war. Im April befasste sich das Münchner Gericht erstmals mit dem gescheiterten Deal.

Verhandlungen über Lieferung von 400 000 Masken

Busch hatte zu Beginn der Corona-Pandemie ins Maskengeschäft einsteigen wollen. Er verhandelte mit dem bayerischen Gesundheitsministerium über die Lieferung von einer Million OP- Masken und 400.000 medizinischen Atemschutzmasken sowie Schutzanzügen, kaufte in China ein und importierte. Allerdings habe das Ministerium die Ware dann plötzlich nicht mehr gewollt, zumindest die medizinischen Atemschutzmasken nicht, sagte Busch im Sommer 2020 gegenüber dieser Redaktion.

"Die Klageseite macht geltend, sie habe auf den Abschluss eines quasi zu Ende verhandelten Vertrages vertraut und deswegen finanzielle Vorleistungen erbracht", heißt es bei Gericht.  Ohne vernünftigen, nachvollziehbaren Grund habe der Freistaat Bayern den Vertrag dann aber nicht unterzeichnet, so der Vorwurf. Gegenstand des nicht zustande gekommenen Deals wären Masken mit einem chinesischen Standard gewesen, der gleichwertig oder höher im Vergleich zu FFP2-Masken ist.

Freistaat weist die Darstellung des Unternehmers zurück

Der Freistaat weist die Darstellung des Unternehmers nach Gerichtsangaben zurück: Buschs Vertrauen auf einen sicheren Vertragsabschluss sei "noch nicht gerechtfertigt" gewesen. Die Maskenpreise seien im April 2020 schon stark gefallen – deshalb habe sich der Freistaat "einfach nur für ein günstigeres Angebot entschieden". Aus staatlicher Sicht sei das "ein vernünftiger Grund" gewesen, von dem geplanten Deal zurückzutreten.

"Der Freistaat Bayern ist der Auffassung, dass die Klage in vollem Umfang unbegründet ist", sagte eine Sprecherin des bayerischen Gesundheitsministeriums zu Verhandlungsbeginn. Ausschlaggebend für die Ablehnung sei ein zu hoher Preis von im "ursprünglichen Angebot" 5,95 Euro pro Maske gewesen. Außerdem habe das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) die Masken als "nicht verkehrsfähig" eingestuft.

Gericht hört im Oktober erst weitere Zeugen

Das Landgericht München muss festlegen, welcher Argumentation es folgt. Die bisherige Beweisaufnahme reicht den Richtern aber offenbar nicht aus, um ein Urteil zu sprechen. Der Termin an diesem Montag wurde kurzfristig abgesetzt. Laut Sprecherin Kallert wurden jetzt für den 6. Oktober noch zwei weitere Zeugen geladen. Sie seien zum einen in die Verkaufsgespräche, zum anderen bei der Überprüfung der Masken involviert gewesen.  

Unternehmer Busch hatte auf Anfrage der Redaktion mehrfach betont, er wolle sich vor dem Urteil nicht äußern.

 
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  • M. P.
    Gut, dass sich das Gericht tiefergehend damit beschäftigt.
    Schlecht, dass Kommentator(en) mit 'Pech gehabt' die meisten Likes erhalten.
    Schadenfreude bleibt einfach die schönste Freude.

    Der Maskendealer hatte offensichtlich keine so gute Lobby wie Herr Sauter bzw. dessen Tochter. Vielleicht sollte das Gericht die Daten des Sauter-Deals mit dem Absagedatum im vorliegenden Fall abgleichen.
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  • A. K.
    Da waren halt nicht mehr die richtigen „Personen“ beteiligt.
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  • H. S.
    Ich finde es auch etwas ungewöhnlich das dieser Vorgang nochmal aufgerollt wird.
    Gerade beim Staat/Behörden sollte man wissen, dass ohne Unterschrift nicht gültig.
    Vor einer Stunde habe ich bei der Grundsteuererklärung gelesen:
    Erklärungen ohne Unterschrift werden als nicht abgegeben behandelt.
    Vor einiger Zeit war hier zu lesen, dass der Staat im Gewerbegebiet Schweinfurt Nachforderungen in Millionenhöhe stellt, da Flächen vor Jahren"zu billig" verkauft wurden.
    Trotz unterschriebener, notarieller Verträge. Was sind da Verträge oder Gesetze wert?

    Bei obigem Fall fanden viele Kommentare 50 % geplanten Gewinn in Ordnung.
    Vielleicht haben viele Unternehmen dies gelesen und das ist mit ein Grund für unsere derzeitige steigende Inflation in allen Bereichen.
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  • F. M.
    Und gerne wiederhole ich mich: unternehmerisches Risiko, nicht mehr und nicht weniger.
    Ohne unterschriebenen Vertrag gekauft und nun auf der Ware sitzen geblieben.
    Mit einfachen Worten: Pech gehabt !
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  • A. M.
    @motorardfahrer: Die Sache ist leider nicht ganz so einfach. Hier ging es um eine der ersten Bestellungen, als die Situation in China eskalierte und hier (auch im Gesundheitsministerium) die Alarmglocken schrillten und diese Deals übers Wochenende per email eingefädelt wurden. Hr. Busch hat mit seinem Team in dieser Lage helfen wollen und sich auf die Zusagen der Mitarbeiter des Ministerium verlassen. Nebenbei haben diese Mitarbeiter ggü seiner Hausbank den Kauf bestätigt, damit überhaupt das nötige Geld fließen konnte. Bin sehr gespannt wie der Prozeß ausgeht und hoffe auf ein gutes Ende für Hr. Busch und seine Firma.
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