Als einzige Fraktion hat die AfD im aktuellen Bundestag keinen Vertreter aus Unterfranken. Dabei wird es wohl auch nach der Wahl im September bleiben. Im mittelfränkischen Greding hat der bayerische Landesverband der Partei seine Wahlliste aufgestellt. Darauf befindet sich mit Bernd Schuhmann aus Schwebheim (Lkr. Schweinfurt) nur ein Kandidat aus der Region.
Der 56-jährige Vorsitzende des Kreisverbands Schweinfurt-Land landete auf Platz 20 und hat damit kaum Chancen in den Bundestag einzuziehen: Derzeit sitzen 14 bayerische AfD-Abgeordnete im Parlament. Bei der letzten Bundestagswahl 2017 hatten 12,4 Prozent der Wähler im Freistaat der Partei ihre Stimme gegeben; jüngste Umfragen sehen die AfD in Bayern nur noch bei neun Prozent.
Würzburger scheiterte mehrmals und spricht von "Beutegemeinschaft"
Vor der Aufstellungsversammlung hatte sich vor allem ein unterfränkischer AfD-Politiker Hoffnungen auf eine gute Ausgangsposition für die Bundestagswahl gemacht: der aus Würzburg stammende stellvertretende AfD-Landeschef Hansjörg Müller. Der 53-Jährige war 2017 über den Wahlkreis Traunstein/Berchtesgaden für die AfD in den Bundestag eingezogen und gilt als Anhänger des offiziell aufgelösten rechtsextremistischen "Flügels". In Greding hatte er sich mehrmals um vordere Listenplätze beworben, war aber jeweils gescheitert und steht nun gar nicht auf der Liste.
Auf seiner Facebook-Seite schoss Müller daraufhin gegen seine Partei: "Die Beutegemeinschaft hat den Aufstellungsparteitag fest im Griff. Ist an den Namen der farblosen Gewählten ablesbar. Alle unsere guten Kandidaten haben dagegen keine Chance." Am Montag erklärte er, er sei mit seinem Einsatz für Basisdemokratie "den parteiinternen Machtstrukturen in die Quere" gekommen. Aufgrund der Corona-Pandemie fand der Listenparteitag nicht wie in der AfD üblich als Mitglieder-, sondern als Delegiertenversammlung statt. Darüber hatte es im Vorfeld Streit gegeben.
Rückzug aus Politik angekündigt
Müller sieht seine Zukunft nun nicht mehr in der Politik. Ihm sei es "immer besonders wichtig" gewesen, sich "nicht kaufen zu lassen", schreibt er. Und weiter: Er habe "die Politik ehrlich überstanden" und wolle nun "in die internationale Wirtschaft" zurückkehren.
Dabei steht er in Würzburg noch als Direktkandidat der AfD zur Wahl: Nachdem er in seinem alten Wahlkreis Traunstein/Berchtesgaden Anfang Januar bei der Wahl des Direktkandidaten unterlegen war, wechselte er nach Würzburg, wo er prompt zum Direktkandidaten gewählt wurde. Diese Kandidatur wolle er auch "konsequent durchziehen", betonte er gegenüber dieser Redaktion.
Nur drei Frauen auf der Liste
Dass die Rechtspopulisten in der Region aber ein Direktmandat holen, gilt als unwahrscheinlich. Zuletzt gab es auch offene Fragen rund um die Wahl Müllers zum Direktkandidaten: Wie die Stadt Würzburg bestätigte, hat die Kreiswahlleitung eine Prüfung eingeleitet, "ob es einen Formfehler bei der Ladung" zur Wahlveranstaltung des AfD-Kreisverbands im März gegeben hat. Über den Ausgang der Prüfung ist noch nichts bekannt.
In Greding wählten unterdessen die rund 300 Delegierten den Bundestagsabgeordneten Peter Boehringer zum bayerischen Spitzenkandidaten für die Wahl im Herbst. Auf Listenplatz zwei kam die Landesvorsitzende Corinna Miazga, die sich in einer Stichwahl behauptete – gegen ihren Vize Müller. Insgesamt schafften es nur drei Frauen auf die 26 Plätze umfassende Liste.
Auf dass er seine Mitmenschen nie mehr (politisch) nervt ...
Der Bezirksverband Unterfranken der AfD übernimmt die Vorreiterrolle. Gut so!