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Würzburg
Unterfränkische Bauern erwarten unterdurchschnittliche Ernte
Im Mai gab es noch einmal Frost  – das hat gereicht, um die Wintergerste in Nordbayern massiv zu schädigen. Auch mit anderen Problemen hatten die Landwirte heuer zu kämpfen.
Nicht überall können die fränkischen Bauern auf gute Erträge hoffen. Die Wintergerste litt teilweise unter Spätfrösten im Mai, vor allem im Norden von Unterfranken.
Foto: Thomas Obermeier | Nicht überall können die fränkischen Bauern auf gute Erträge hoffen. Die Wintergerste litt teilweise unter Spätfrösten im Mai, vor allem im Norden von Unterfranken.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:56 Uhr

Die Ernte in Unterfranken hat begonnen. Überall auf dem Land sind die Bauern unterwegs, um Wintergerste zu dreschen. Das Getreide mit den charakteristisch langen Grannen ist die erste Frucht, die reif ist. Wintergerste wird in der Regel als Futter verwendet. Der Bayerische Bauernverband (BBV) geht davon aus, dass die Ernte 2020 in Unterfranken eher unterdurchschnittlich ausfallen wird, jedoch mit einer Tendenz nach oben. Die Landwirte hatten auch in diesem Jahr wieder mit Wetterkapriolen zu kämpfen.

Der Frost Anfang Mai hat den Bauern in Mainfranken zugesetzt. Stephan Schlichenmaier, der einen Ackerbaubetrieb in Albertshausen im Landkreis Würzburg bestellt, berichtet von Ernteausfällen bei der Wintergerste. Auf dem Feld sehe das Getreide für den Laien aus wie immer. "Doch in den Ähren sind keine oder kaum Körner", sagt Schlichenmaier.

Der Schaden sei beträchtlich. "Wir rechnen mit einem Ernteausfall von 60 bis 70 Prozent", erzählt der Landwirt. Schlichenmaier bewirtschaftet zusammen mit seinem Vater rund 130 Hektar Ackerland rund um Albertshausen. Ein typischer Familienbetrieb. Nur, dass der Junglandwirt hauptberuflich in einem Saatgutbetrieb arbeitet. "Von der Landwirtschaft alleine kann man heute nicht mehr leben", sagt er. 

Die Wintergerste von Ackerbauer Stephan Schlichenmaier in Albertshausen (Lkr. Würzburg) weißt Schäden durch den Spätfrost im Mai auf. 
Foto: Thomas Obermeier | Die Wintergerste von Ackerbauer Stephan Schlichenmaier in Albertshausen (Lkr. Würzburg) weißt Schäden durch den Spätfrost im Mai auf. 

"Auf manchen Feldern fehlt rund ein Drittel der Wintergersten-Ernte, vor allem im Norden Unterfrankens hat der Spätfrost zugeschlagen", sagt Stefan Köhler, Präsident des Bayerischen Bauernverbands für Unterfranken (BBV).

Aber auch beim Raps rechnet Köhler mit weniger Ertrag. Der Grund dafür sei das Verbot eines Pflanzenschutzmittels gegen Insektenfraß. "Die Landwirte scheuen das Risiko von Pflanzenschäden und verzichten aufgrund der Gesamtumstände auf die Aussaat. Insgesamt sei der Rapsanbau rückläufig. "Somit ist auch die Ernährung der Bienen, die wir ja alle haben wollen, nicht gesichert", so Köhler.

Dauerhafter Kampf mit dem Wetter

Nach den vergangenen Trockenjahren, in denen die Bauern hohe Ertragseinbußen hätten hinnehmen müssen, sehen die Aussichten für dieses Jahr etwas besser aus, sagt der BBV-Bezirkspräsident. Die Trockenheit des vergangenen Herbsts und Winters habe sich bis in den April fortgesetzt.

Dann sorgten laut Köhler niedrige Temperaturen und kühle Winde in den Nächten im Mai für Frost, im Juni habe Starkregen teilweise für Überschwemmungen und Ackerschäden gesorgt. Daher rechnen die Bauern auch bei Winterweizen, Sommergerste, Hartweizen und Dinkel mit Erträgen leicht unter Durchschnitt. "Die Erwartung an den Mais ist derzeit noch nicht abschätzbar", sagt Köhler. 

Corona hat die Natur positiv verändert

Auch die Corona-Pandemie hatte erhebliche Auswirkungen auf die Bauernfamilien, so Köhler. Bei Kartoffeln, Rind- und Schweinefleisch seien die Märkte eingebrochen. Trotzdem konnten regionale Produkte auch einen Aufschwung verzeichnen. "Wir hoffen, die Bevölkerung hat wahrgenommen, dass in Krisenzeiten eine sichere heimische Erzeugung unbedingt notwendig ist", so der BBV-Bezirkspräsident. Die Versorgung der Bevölkerung sei aber zu jederzeit gesichert gewesen.

Insgesamt hätte der Corona-Lockdown der Natur gut getan. "So viele Insekten wie in diesem Jahr habe ich lange nicht gesehen", sagt Ackerbauer Stephan Schlichenmaier. 

Die Familie Schlichenmaier - im Bild von links: Claudia, Eva, Werner und Stephan - betreibt einen Ackerbaubetrieb in Albertshausen bei Würzburg. 
Foto: Thomas Obermeier | Die Familie Schlichenmaier - im Bild von links: Claudia, Eva, Werner und Stephan - betreibt einen Ackerbaubetrieb in Albertshausen bei Würzburg. 

Erfreulich sei auch, dass der Ökolandbau in Unterfranken immer weiter zunehme, sagt Köhler. In Bayern liege der Anteil der Ökobetriebe bei zehn Prozent, in Unterfranken sogar bei etwa 13 Prozent. "Bei vielen Öko-Direktvermarktern ist durch die Corona-Pandemie ein großes Plus zu spüren", bestätigt auch Jochen Diener, Projektmanager der Öko-Modellregion Waldsassengau im Würzburger Westen. "Einige Direktvermarkter hatten coronabedingt bis zu 100 Prozent mehr Umsatz", so Diener. Mittlerweile seien diese erhöhten Umsätze aber wieder rückläufig.

Stefan Köhler vom Bauernverband hofft, dass der Verbraucher weiter regionale Erzeugnisse kauft. "Nur so kann unsere heimische Landwirtschaft bestehen bleiben."

 
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    Der Klimawandel, der ja zu einem guten Teil von der weltweit agierenden Agrarindustrie mitzuverantworten ist, wird sich besonders in Unterfranken stark auswirken.
    Den Großteil des Getreides für Futterzwecke einzusetzen um einen großen Teil des Schweinefleisches in alle Welt zu exportieren und mit der anfallenden Gülle unser Trinkwasser verseuchen Geht halt auch nicht.
    Wir brauchen in der Landwirtschaft ein Umdenken. Vor allem in der Landwirtschaftspolitik. Leider hat der verlängerte Arm der CSU (der Bauernverband) die Bauern in eine Ecke gedrängt, aus der sie ohne politische Unterstützung nicht mehr rauskommen. Da der Asyltourist Söder jetzt schon Bäume umarmt, könnte es durchaus sein, dass er sogar den Bauern ernsthaft helfen wird. Dazu braucht es freilich viele Grüne Stimmen. Denn wenn die den Margus nicht vor sich hertreiben, bewegt der sich auch nicht.
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  • P. R.
    Grundsätzlich bin ich ein großer Verfechter der Bauern bzw. Landwirtschaft. Diese leisten mMn einen wesentlich höheren Beitrag zum Umweltschutz als Nabu oder Grüne.
    Aber, gibt es überhaupt ein Jahr in dem Mann hinsichtlich der Erträge zufrieden ist? Zu Kalt, zu warm, zu nass, zu trocken, ...?
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  • H. H.
    Dauerhafter Kampf mit dem Wetter

    mal sehen was es nächstes Jahr ist.

    Aber eins ist auf jeden Fall sicher: eine Klimaveränderung kann da nicht im Spiel sein...
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  • H. B.
    Ein Super Beitrag zur Lage und zur derzeitigen Situation in der Landwirtschaft. Danke an die Beteiligten für den Bericht. Hoffentlich lesen und bewerten möglichst viele Verbraucher diesen Artikel. 👍
    In
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  • H. A.
    Hugo54
    Was bitte sollen denn die Verbraucher lesen und bewerten? Einen Engpass etc. hat es noch nie gegeben, weder bei schlechten Ernten in Deutschland noch zur Corona Zeiten wie diese. Einen Engpass gab es nur durch sogenannte beschränkte Verbraucher, die meinten Hamstern zu müssen und sich einbildeten die Welt geht unter. Solange die EU inklusive Deutschland im Überfluss produzieren, wird es keinen Mangel geben. Alleine wenn ich mir z.B. die Winzer anschaue, da kann man schon gar nicht mehr zählen wie viele Jahre hintereinander die frohlockt haben was für ein Super Jahrgang sie produziert haben, ja sogar von Jahrhundert Jahrgänge wurde gesprochen. Kaum gibt es mal ein paar schlechte Jahre wird nach Staatshilfen geschrien, da spasst irgendwie nicht mehr zusammen.
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