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Kitzingen
Obstanbau: Der Kampf mit Spätfrost und Trockenheit
Fragen an den Experten: Wie läuft die Obsternte? Was war mit Nachtfrösten im Frühjahr? Thomas Riehl, Obstanbauberater am Amt für Landwirtschaft Kitzingen, hat die Antworten.
An der Mainschleife, Bayerns größtem Zwetschgen-Anbaugebiet, begann vergangene Woche die Ernte.
Foto: Thomas Riehl | An der Mainschleife, Bayerns größtem Zwetschgen-Anbaugebiet, begann vergangene Woche die Ernte.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:16 Uhr

Er hat den Blick auf das fränkische Obst: Der Kitzinger Anbauberater Thomas Riehl weiß, wie es um die Erträge in diesem Jahr steht – und wo die Probleme liegen.

Frage: Setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort, dass die Natur ihrer eigentlichen Zeit um Wochen voraus ist?

Thomas Riehl: Ja. Das kann man eindeutig feststellen. Zwar gibt es auch heutzutage immer wieder frühere und spätere Jahre, im Durchschnitt erfolgt die Obstblüte aber um etwa zwei Wochen früher als noch vor 40 Jahren. Genauso verhält es sich mit den Ernteterminen. Vergleicht man die Temperaturen in Unterfranken von 1960 bis 1990 mit denen der vergangenen 30 Jahre, lässt sich feststellen, dass die Jahresdurchschnittstemperaturen um 1,5 bis zwei Grad gestiegen sind.

Wie sehr haben die Spätfröste im April die Bilanz verhagelt?

Riehl: Die Ernteausfälle in diesem Jahr sind auf verschiedene Ereignisse zurückzuführen. Bereits Anfang April, also kurz vor der Blüte, entstanden Schäden. Der zweite Frost war kurz nach Ostern. Viele Obstarten waren hier schon in Vollblüte. Sehr schlimm war die Frostnacht zu den Eisheiligen am 12. Mai. Je nach Region und Obstart rechnen wir mit Ausfällen zwischen 30 und 50 Prozent.

Thomas Riehl, Obstanbauberater am Amt für Landwirtschaft Kitzingen.
Foto: Riehl | Thomas Riehl, Obstanbauberater am Amt für Landwirtschaft Kitzingen.
Nehmen die Spätfröste zu – oder war es schon immer so?

Riehl: Spätfröste gab es schon immer und wird es, aufgrund des kontinentalen Klimas in Franken, auch in Zukunft geben. Durch den frühen Austrieb verlängert sich die Zeitspanne, in der die Blüten oder Jungfrüchte der Obstbäume erfrieren können. Dadurch erhöht sich die Gefahr von Schädigungen deutlich.

Die Erdbeerernte ist fast vorbei – Ihre Bilanz?

Riehl: Zwar hat es auch hier Frostschäden gegeben. Insgesamt fällt die Bilanz aber positiv aus. Die regionalen Erzeuger berichten von einer sehr guten Kundennachfrage. Zusätzlich war der Preisdruck auf Großhandelsebene geringer als in anderen Jahren.

Wie lief die Kirschen-Ernte?

Riehl: Hier hatten wir in einigen fränkischen Regionen neben den Frostschäden auch noch Ausfälle durch stärkere Niederschläge Mitte Juni zu beklagen, was bei einigen Sorten zum Platzen der Früchte führte.

Woran erkenne ich als Verbraucher auf einen Blick fränkisches Obst?

Riehl: Einkaufen beim Obstbauern vor Ort ist hier der sicherste Tipp. Größere Erzeuger beliefern auch den örtlichen Lebensmitteleinzelhandel. Hier sollte die Ware entsprechend ausgezeichnet sein.

Sind Sie mit der Vermarktung zufrieden?

Riehl: Grundsätzlich kann man eine verstärkte Nachfrage nach fränkischem Obst beobachten. Das lässt auf eine gute Vermarktungssaison hoffen.

Die Zwetschgen-Ernte steht an. Was erwarten Sie?

Riehl: In der Mainschleife, als Bayerns größtem Zwetschgen-Anbaugebiet, hat die Ernte in der vergangenen Woche begonnen. Frostbedingt gibt es hier auch vereinzelte Ausfälle, die meisten Sorten weisen aber einen guten Behang auf. Die Haupternte wird Ende Juli einsetzen und dann bis Mitte September andauern.

Ist der erste Zwetschgenkuchen des Jahres schon in Planung?

Riehl: Sogar schon gegessen.

Ein Blick auf die kommende Apfelernte ...

Riehl: Sie wird etwa eine Woche früher als 2019 einsetzen. Mit dem Pflücken der ersten Frühsorten wie Piros und Collina rechnen wir in der letzten Juliwoche. In den vergangenen Jahren haben sich in den Betrieben einige neue und sehr wohlschmeckende Sorten etabliert, beispielsweise die Apfelsorte Wellant. Unbedingt mal ausprobieren!

Ansonsten wird gerade noch was geerntet?

Riehl: Im Juli ist Hochsaison für das Beerenobst. Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Stachelbeeren und Johannisbeeren gehören jetzt auf den sommerlichen Speiseplan.

Thema Trockenheit. Wie ist die aktuelle Lage – und wie sehen Sie die generelle Entwicklung?

Riehl: Neben dem Spätfrost ist dies das zweite große Thema für den Obstanbau in Unterfranken. Nicht nur geringe Niederschläge, sondern auch die durch die höheren Temperaturen verursachte stärkere Verdunstung erhöhen den Wasserverbrauch der Pflanzen. Ohne Zusatzbewässerung wird kaum ein Obstanbau zukünftig möglich sein. Investitionen in den Bau von Speicherbecken und Tropfbewässerungseinrichtungen stehen ganz oben auf der Liste der Betriebe.

 
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