Er hat den Blick auf das fränkische Obst: Der Kitzinger Anbauberater Thomas Riehl weiß, wie es um die Erträge in diesem Jahr steht – und wo die Probleme liegen.
Thomas Riehl: Ja. Das kann man eindeutig feststellen. Zwar gibt es auch heutzutage immer wieder frühere und spätere Jahre, im Durchschnitt erfolgt die Obstblüte aber um etwa zwei Wochen früher als noch vor 40 Jahren. Genauso verhält es sich mit den Ernteterminen. Vergleicht man die Temperaturen in Unterfranken von 1960 bis 1990 mit denen der vergangenen 30 Jahre, lässt sich feststellen, dass die Jahresdurchschnittstemperaturen um 1,5 bis zwei Grad gestiegen sind.
Riehl: Die Ernteausfälle in diesem Jahr sind auf verschiedene Ereignisse zurückzuführen. Bereits Anfang April, also kurz vor der Blüte, entstanden Schäden. Der zweite Frost war kurz nach Ostern. Viele Obstarten waren hier schon in Vollblüte. Sehr schlimm war die Frostnacht zu den Eisheiligen am 12. Mai. Je nach Region und Obstart rechnen wir mit Ausfällen zwischen 30 und 50 Prozent.
Riehl: Spätfröste gab es schon immer und wird es, aufgrund des kontinentalen Klimas in Franken, auch in Zukunft geben. Durch den frühen Austrieb verlängert sich die Zeitspanne, in der die Blüten oder Jungfrüchte der Obstbäume erfrieren können. Dadurch erhöht sich die Gefahr von Schädigungen deutlich.
Riehl: Zwar hat es auch hier Frostschäden gegeben. Insgesamt fällt die Bilanz aber positiv aus. Die regionalen Erzeuger berichten von einer sehr guten Kundennachfrage. Zusätzlich war der Preisdruck auf Großhandelsebene geringer als in anderen Jahren.
Riehl: Hier hatten wir in einigen fränkischen Regionen neben den Frostschäden auch noch Ausfälle durch stärkere Niederschläge Mitte Juni zu beklagen, was bei einigen Sorten zum Platzen der Früchte führte.
Riehl: Einkaufen beim Obstbauern vor Ort ist hier der sicherste Tipp. Größere Erzeuger beliefern auch den örtlichen Lebensmitteleinzelhandel. Hier sollte die Ware entsprechend ausgezeichnet sein.
Riehl: Grundsätzlich kann man eine verstärkte Nachfrage nach fränkischem Obst beobachten. Das lässt auf eine gute Vermarktungssaison hoffen.
Riehl: In der Mainschleife, als Bayerns größtem Zwetschgen-Anbaugebiet, hat die Ernte in der vergangenen Woche begonnen. Frostbedingt gibt es hier auch vereinzelte Ausfälle, die meisten Sorten weisen aber einen guten Behang auf. Die Haupternte wird Ende Juli einsetzen und dann bis Mitte September andauern.
Riehl: Sogar schon gegessen.
Riehl: Sie wird etwa eine Woche früher als 2019 einsetzen. Mit dem Pflücken der ersten Frühsorten wie Piros und Collina rechnen wir in der letzten Juliwoche. In den vergangenen Jahren haben sich in den Betrieben einige neue und sehr wohlschmeckende Sorten etabliert, beispielsweise die Apfelsorte Wellant. Unbedingt mal ausprobieren!
Riehl: Im Juli ist Hochsaison für das Beerenobst. Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Stachelbeeren und Johannisbeeren gehören jetzt auf den sommerlichen Speiseplan.
Riehl: Neben dem Spätfrost ist dies das zweite große Thema für den Obstanbau in Unterfranken. Nicht nur geringe Niederschläge, sondern auch die durch die höheren Temperaturen verursachte stärkere Verdunstung erhöhen den Wasserverbrauch der Pflanzen. Ohne Zusatzbewässerung wird kaum ein Obstanbau zukünftig möglich sein. Investitionen in den Bau von Speicherbecken und Tropfbewässerungseinrichtungen stehen ganz oben auf der Liste der Betriebe.