
Digital, schnell, kontaktfrei: Mit diesen Begriffen lässt sich die neue Selbstbedienungsausleihe in der Würzburger Universitätsbibliothek (UB) am Hubland beschreiben. Das System wurde vor wenigen Tagen in Betrieb genommen und ist ein weiterer Schritt bei der Digitalisierung der traditionsreichen Bibliothek.
Ausleihe ist unabhängig von Corona-Inzidenzwerten möglich
Die Selbstbedienungsausleihe basiert auf der RFID-Technik. Das Kürzel steht für "radio frequency identification" und ist ein technisches System, mit dem Daten auch ohne Kontakt und nur durch Funkwellenerkennung gelesen werden können. Genutzt wird diese Technologie beispielsweise auch für Kreditkarten oder als Diebstahlschutz in Geschäften.
Für die Universitätsbibliothek bietet diese Technologie große Vorteile, so Uni-Präsident Prof. Dr. Paul Pauli, Präsident bei der Eröffnung. Zum einen wird durch die neue Selbstausleihe viel Wartezeit eingespart. Zudem kann sowohl die Ausleihe als auch die Rückgabe nun kontaktlos und somit unabhängig von Inzidenzwerten ablaufen.
Ebenso werde Diebstahlschutz garantiert, sodass nun auch Jacken und Taschen nicht mehr in den Spinden eingeschlossen werden müssen. Den Studierenden und anderen Nutzerinnen und Nutzern der Bibliothek könne somit ein verbesserter Komfort geboten werden.
Auch in Teilbibliotheken der Uni soll die neue Technik eingesetzt werden
Die Umstellung auf die RFID-Technik begann in der Universitätsbibliothek bereits 2018, die konkrete Umsetzung startete dann 2020 unter Pandemie-Bedingungen. In nur fünf Monaten wurde der komplette Lesesaal-Bestand der Zentralbibliothek – etwa 500 000 Bände – auf die neue Technologie vorbereitet.
Weitere Teilbibliotheken sollen folgen, sodass ein größeres Bibliotheksnetz entsteht und Medien auch zwischen den Bibliotheken verschickt werden können: Die Bücher kommen dann zu den Studierenden und nicht mehr andersherum. Erstmals in der Geschichte der UB Würzburg wird somit ein Großteil des dezentralen Bestandes ausleihbar sein.

Laut Dr. Hans-Günter Schmidt, Leiter der Universitätsbibliothek, ist die Umstellung zur Selbstausleihe gerade jetzt wichtig gewesen: Die Nachfrage der Studierenden nach ausleihbaren Medien sei auch während der Pandemie hoch gewesen. Auch die Bibliothek musste die Regelungen des bayrischen Infektionsschutzgesetzes beachten und das Angebot dementsprechend anpassen. Aufgrund der Online-Semester sei es auch notwendig geworden, eine digitalisierte Versorgung der Studierenden mit Medien zu gewährleisten.
Das Interesse an der Präsenz-Nutzung der Bibliothek ist weiter groß
Auch wenn im Zuge der Pandemie vieles digitaler gestaltet wurde, verzeichnet Schmidt ein weiterhin großes Interesse an einer Präsenz-Nutzung der Bibliothek. Eine Bibliothek lebe von ihren Besucherinnen und Besuchern und dem gemeinsamen Austausch. Nicht nur die Möglichkeit der Medienausleihe, sondern auch die Nutzung der verfügbaren Arbeitsplätze sei essenziell für eine jede Universitätsbibliothek.
Tatsächlich erkennt Schmidt hier einen "Retro-Trend": Die soziale Komponente der Universitätsbibliothek sei gerade jetzt wichtig für die Studierenden und der Charme, den Bibliotheken ausstrahlen, ziehe die Benutzerinnen und Benutzer an.
Die Einführung der Selbstausleihe stelle einen wichtigen Meilenstein für die Universitätsbibliothek dar, so Uni-Präsident Pauli. Eine große Anzahl an Modernisierungen und Sanierungen werde allerdings erst noch folgen. Aktuell arbeite man an einer Neugestaltung des Informationszentrums und bis Ende des Jahres soll auch das Foyer saniert werden. Für die Sanierungsarbeiten braucht es laut Hans-Günther Schmidt einen "langen Atem".
Mit gut einer Million Bibliotheksbesuchen (von Corona-Zeiten abgesehen) zählt die Zentralbibliothek zu den am meisten frequentierten Gebäuden auf dem Universitätscampus.