Zwei Millionen Besucher jährlich, dreieinhalb Millionen Medien, mehrere hundert Veranstaltungen pro Jahr: Die Würzburger Universitätsbibliothek (UB) ist nicht nur die fünftgrößte Bibliothek in Bayern. Sie ist mit 400 Jahren auch die älteste Uni-Bibliothek und feiert das Jubiläum mit einem Festprogramm. Und mit einer bemerkenswerten Ausstellung von 75 Prunkstückenaus den UB-Tresoren, darunter das berühmte Kiliansevangeliar.
Die Werke sind bis zum 30. Juni unter dem Titel "Elfenbein und Ewigkeit" im Handschriftenlesesaal der UB am Würzburger Hubland zu sehen. Für Juli hat sich der Staatspräsident Irlands zu einem Besuch angesagt, weil zur Ausstellung auch die auch bedeutsamen altirischen Textzeugnisse aus dem 8. Jahrhundert gehören.
Universitätsbibliothek, Staatsbibliothek und Regionalbibliothek in einem
Die Herausforderung der Zukunft liegt für die Uni-Bibliothek mit ihren aktuell 116 Angestellten in der Digitalisierung und der weiter wachsenden Nachfrage durch Studierende und Öffentlichkeit. Denn die UB dient nicht nur der Wissenschaft. Sie ist gleichzeitig staatliche Regionalbibliothek für Unterfranken und muss alle hier erscheinenden Werke aufnehmen.
"Die Universitätsbibliothek steht für das kulturelle Erbe der Region", sagte die frühere Landtagspräsidentin Barbara Stamm am Donnerstag beim Festakt. War der 1981 eröffnete Neubau am Hubland einst für 10 000 Studierende ausgelegt, sind heute über 28 000 an der Uni Würzburg eingeschrieben. Und der Medienbestand wächst weiter, die UB platzt aus allen Nähten.
Immer mehr Nutzer, doch kaum Veränderungen im Etat
Doch während die Nutzerzahlen massiv gestiegen sind, hat sich der Etat der UB in den vergangenen Jahren kaum verändert. Laut Uni werden ungefähr elf Millionen Euro jährlich ausgegeben - für die Zentralbibliothek und 16 Teilbibliotheken. Bei den Pro-Kopf-Ausgaben je Nutzer steht zwischen 2006 und 2014 gar ein Minus von fast 20 Prozent. Im Hochschulvergleich ist Würzburg dabei absolutes Schlusslicht der zehn bayerischen Uni-Bibliotheken.
Angesichts solcher Unterfinanzierung kündigte Stamm einen Vorstoß in der Staatskanzlei an, der Freistaat solle mehr Mittel in die Würzburger UB investieren. Ministerpräsident Markus Söder hatte beim Festakt per Videobotschaft zugesichert, die Universitätsstadt Würzburg "nach Kräften weiter mit sehr sehr viel Geld zu unterstützen." Die Uni-Bibliothek nannte er ein "wuchtiges Signal".
Judith Gerlach hat als Studentin ungezählte Stunden hier verbracht und sich inspirieren lassen. Die heutige CSU-Staatsministerin für Digitales erinnerte sich vor den geladenen Gästen gerne an die Zeit in einer der "traditionsreichsten Bibliotheken in ganz Mitteleuropa".
Die Digitalisierung hält die zuständige Ministerin für eine Zeitenwende wie den Buchdruck im Mittelalter. Durch die globale Zugänglichkeit digitaler Archive und Bestände komme man dem Menschheitstraum einer Weltbibliothek näher, so Gerlach. Bücher allerdings büßten auch auch im digitalen Zeitalter nichts an Faszination ein. Was Barbara Stamm auf ihre eigene Art zuspitzte: "Unsere Kinder sollen nicht nur wischen, sondern noch blättern können."
Schauspieler Markus Grimm in der Rolle des königlichen Oberbibliothekars Anton Ruland zog den Bogen noch größer und hielt ein Plädoyer für die Geisteswissenschaften als Grundlage der Gesellschaft und eine umfassende Bildung: "Sie ist keine Anhäufung von Wissen. Sie ist ein qualitativer, kein quantitativer Vorgang."
Es war ein Festakt der offiziellen Würdigung und Bekenntnisse zur Universitätsbibliothek, unter anderem durch Uni-Präsident Alfred Forchel, Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Weihbischof Ulrich Boom. Es war aber auch ein Festakt der Zwischentöne. Etwa, wenn der OB die befruchtende Kooperation Würzburger Bibliotheken und Archive hervorhob - und dabei explizit das Staatsarchiv nannte, das der Freistaat zum Unmut der Wissenschaft nach Kitzingen verlagern will.
Oder wenn UB-Direktor Hans-Günther Schmidtmit Blick auf die Etats kritisch fragte: "Was ist uns die Bestandserhaltung heute wert?" Exzellente Unis, so Schmidts Credo, bräuchten exzellente Bibliotheken. Sie seinen von großem Wert für eine demokratische Gesellschaft. Schmidt hofft auf eine Sanierung der UB, einen zusätzlichen großen Standort mit Magazin am Campus Nord und eine Beteiligung der Fachleute an einem möglichen Ausbau.
Uni-Präsident Alfred Forchel vernahm diese Wünsche und Hoffnungen schon nicht mehr. Er musste den Festakt frühzeitig verlassen. Laut Kanzler Uwe Klug gibt es derzeit keine größeren Ausbaupläne für die UB, er verweist auf den begrenzten Gesamtetat der Uni.